Joaquín Villalobos Huezo

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Joaquín Villalobos Huezo (* 1951 in San Salvador) alias René Cruz und Comandante Atilio ist ein salvadorianischer Politiker. Er war Befehlshaber des Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) in El Salvador.

Eintritt in die Guerilla[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joaquín Villalobos ist der Sohn eines Druckereibesitzers. Seinen Bruder Luís ließ die Policía de Hacienda am 30. September 1982 „verschwinden“.[1] Villalobos machte sein Abitur am Liceo Salvadoreño, einer Schule der Maristen-Schulbrüder. An der Universidad de El Salvador studierte er Betriebswirtschaftslehre. Mit anderen politisch radikalisierten Studenten schloss Villalobos sich ab 1971/1972 dem Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) an. Das ERP war eine durch Entführungen und erpresste Lösegelder wirtschaftlich erfolgreiche Guerilla. U.a. wurde 1977 der Unternehmer Roberto Poma vom ERP entführt und anschließend ermordet.

Der Mord an Roque Dalton[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dichter Roque Dalton kam zum ERP, nachdem die Fuerzas Populares de Liberación (FPL), eine von Salvador Cayetano Carpio gegründete konkurrierende Guerillagruppe, ihn abgewiesen hatte. Zu seinen Aufgaben gehörte die ideologische Schulung der Mitglieder des ERP. In dieser „Revolutionären Volksarmee“ geriet der undogmatische Dalton jedoch bald mit der marxistischen Führung aneinander. Am 13. April 1975 wurden Roque Dalton und Armando Arteaga im Haus von Lil Milagro Ramírez, einer Cousine von Villalobos und Gefährtin von Dalton, in der Colonia Santa Cristina im Barrio Santa Anita gefangen genommen. Man unterstellte Dalton, die Organisation spalten zu wollen. Villalobos und Edgar Alejandro Rivas Mira, der damalige „Comandante“ des ERP, fällten über Roque Dalton das Todesurteil, Fermán Cienfuegos, der die Rolle des „Pflichtverteidigers“ spielte, stimmte dagegen.[2] Am 10. Mai 1975 wurde Roque Dalton von Joaquín Villalobos erschossen.[3]

Nach der Ermordung von Roque Dalton spaltete sich eine Gruppe um Fermán Cienfuegos und Lil Milagro Ramírez als Resistencia Nacional ab.

Mitgründer des FMLN[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Villalobos stieg 1977 zum „Comandante“ des ERP auf. Sein Mitstreiter Edgar Alejandro Rivas Mira wurde aus dem ERP ausgeschlossen. Einem Gerücht zufolge lebt er in Italien, wahrscheinlicher scheint, dass er erschossen wurde.[4] Villalobos führte den ERP in den 1980 gegründeten Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional (FMLN) und wurde zu einem der maßgeblichen Strategen des FMLN. Als Delegierter des FMLN war er an den Verhandlungen zum 1992 im Schloss Chapultepec geschlossenen Friedensabkommen beteiligt.

Obgleich die nach dem Friedensschluss eingesetzte Wahrheitskommission empfohlen hatte, Villalobos solle sich angesichts seiner in der Guerilla verübten Verbrechen für zehn Jahre aller öffentlicher Ämter enthalten,[5] versuchte Villalobos, in der Politik des „neuen“ El Salvador mitzuspielen. Doch sein im März 1995 gegründeter Partido Demócrata (PD – Demokratische Partei) löste sich schon im April 1996 wieder auf.[6]

Politikberater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1995 bis 1999 studierte Villalobos in Oxford.[7] Anschließend war er als Politikberater tätig, u. a. bei Friedensgesprächen nach Bürgerkriegen. In Mexiko beriet er die Regierung Ernesto Zedillo Ponce de León bei der asymmetrischen Kriegsführung gegen das Ejército Zapatista de Liberación Nacional.

Joaquín Villalobos lebt mit seiner Familie in Oxfordshire.

Prozess gegen die Mörder von Roque Dalton[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Strafverfahren wegen Mordes gegen Villalobos und den mitangeklagten Jorge Meléndez wurde durch ein Gericht in San Salvador am 9. Januar 2012 aufgrund von Verjährung eingestellt.[8] Villalobos hatte 1993 ihre Beteiligung an der Ermordung von Roque Dalton gestanden.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. El Diario de Hoy, 9 de enero 2002 Adiós papá (Memento des Originals vom 16. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.elsalvador.com
  2. Heidrun Zinecker: El Salvador nach dem Bürgerkrieg. Campus, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-593-37459-5. S. 41.
  3. Diario Co Latino (San Salvador), 3. August 2005. [1]@1@2Vorlage:Toter Link/www.diariocolatino.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Carlos Eduardo Rico Mira: En silencio tenía que ser. Testimonio del conflicto armado en El Salvador (1967-2000). Universidad Francisco Gavidia, San Salvador 2004. ISBN 99923-7793-3. Carlos Eduardo Rico Mira, alias Comandante Pancho, ist ein Vetter von Edgar Alejandro Rivas Mira.
  5. Heidrun Zinecker: El Salvador nach dem Bürgerkrieg. Campus, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-593-37459-5. S. 74.
  6. Heidrun Zinecker: El Salvador nach dem Bürgerkrieg. Campus, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-593-37459-5. S. 123 und 125.
  7. Oxford Mail, 16. März 1999. http://www.oxfordmail.co.uk/archive/1999/03/16/Oxfordshire+Archive/6636795.College_row_over_guerilla_student. Abgerufen am 23. Januar 2012.
  8. Cecibel Romero: Der Tod des Dichters bleibt straffrei. In: taz, 11. Januar 2012.
  9. Interview mit Joaquín Villalobos in der mexikanischen Zeitung Excélsior, 19. Mai 1993. Wortlauf des Interviews in Archivlink (Memento des Originals vom 17. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rdarchivo.contrapunto.com.sv. Abgerufen am 20. Januar 2012.