Jochen Wolf (Politiker)

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Wolf im Juli 1991

Jochen Wolf (* 26. August 1941 in Kleinolbersdorf, Landkreis Chemnitz, Sachsen; † vor oder am 2. Februar 2022[1] in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Politiker (SPD).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jochen Wolf arbeitete nach der Schule zunächst als Berufskraftfahrer; später holte er das Abitur nach. Von 1960 bis 1961 leistete er Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee. In Dresden schloss er 1974 ein Fernstudium an der Hochschule für Verkehrswesen als Diplom-Ingenieur-Ökonom ab. Er stieg bis zum Abteilungsleiter in der einzigen Auslandsspedition Deutrans der DDR in deren größtem Standort Potsdam auf.

Zur Zeit der Wende und friedlichen Revolution in der DDR gründete er mit anderen im Oktober 1989 die Sozialdemokratische Partei in der DDR in Brandenburg und wurde erster Vorsitzender des SPD-Bezirksvorstandes Potsdam, später Mitglied des SPD-Landesvorstandes Brandenburg. Ab Juni 1990 war er Regierungsbevollmächtigter für den DDR-Bezirk Potsdam, ab August 1990 Landessprecher für das zu bildende Land Brandenburg. Ab 3. Oktober 1990 war er Landesbevollmächtigter für das Land Brandenburg bis zur Wahl des Ministerpräsidenten. Bei der ersten freien Landtagswahl in Brandenburg 1990 wurde er für den Wahlkreis 23 (Potsdam II) in den Landtag gewählt. Im Landtag war er von 1993 bis 1994 Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie. Unter Ministerpräsident Manfred Stolpe avancierte Jochen Wolf 1990 zum Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr. Wegen eines Immobilienskandals trat er im August 1993 zurück. Der Immobilienmakler Axel Hilpert, zu DDR-Zeiten Antiquitäten-Chefeinkäufer im sogenannten „Antik-Handel Pirna“ des Bereiches für Kommerzielle Koordinierung (KoKo), hatte ihm bei einem Grundstückskauf die Provision erlassen und der Minister hatte sich revanchiert, indem er einen Acker am Rande eines Landschaftsschutzgebietes als Bauland empfahl. Im Dezember 1999 wurde Wolf vom Amtsgericht Potsdam wegen Vorteilsnahme zu 8400 DM Strafe verurteilt.

1994 trat er aus der SPD aus[2], blieb aber noch bis zum Ende der Legislaturperiode Mitglied des Landtags. Vor Gericht erstritt Jochen Wolf 1995 eine Stelle im brandenburgischen Wirtschaftsministerium als Sonderbeauftragter für Projekte in Osteuropa[3], die er bis 1997 innehatte.

Jochen Wolf war viermal verheiratet und hatte vier Kinder. Die Ehe mit seiner ersten Frau Kristina hielt von 1961 bis 1967. Nach der Scheidung heiratete er noch im selben Jahr seine zweite Ehefrau Erika, die später Suizid beging. Die dritte Ehe mit Ehefrau Gabriele hielt 1975 nur acht Wochen. 1979 heiratete er seine vierte Ehefrau Ursula.

Da sich seine Frau nicht scheiden lassen wollte, versuchte 1998 seine 25-jährige ukrainische Freundin, die Noch-Ehefrau Wolfs mit Wolfs Pistole zur Einwilligung in die Scheidung zu nötigen. Als das misslang, erschoss sich die Ukrainerin selber. Daraufhin sann Wolf auf Rache, wollte seine Frau umbringen lassen und versuchte, einen Auftragskiller zu engagieren. Nach der Festnahme am 27. Juli 2001 wurde er am 27. Februar 2002 wegen zweifacher versuchter Anstiftung zum Mord an seiner Ehefrau zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt.[4] 2004 wurde er nach Verbüßung der Haft aus dem Gefängnis entlassen und wohnte zunächst in Groß Glienicke.

Nach einer fehlerhaften Publikation[5] bestätigte die Sprecherin der Stadt Brandenburg an der Havel im März 2017, dass er entgegen früheren Meldungen noch lebe und dort gemeldet sei. Drei Jahre zuvor hatte die BILD-Zeitung den vermeintlich gestorbenen Politiker aufgespürt.[4]

Jochen Wolf wurde am 2. Februar 2022 in seiner Wohnung in Brandenburg an der Havel tot aufgefunden. Er wurde 80 Jahre alt.[1]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jochen Wolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Wolf, Jochen. In: ELVIS Parlamentsdokumentation, Landtag Brandenburg. 3. Februar 2022;.
  • Zu fünf Jahren wegen Anstiftung zum Mord verurteilt: Wolf setzte Killer auf seine Ehefrau an. In: RZ-Online. 27. Februar 2002, archiviert vom Original am 12. Februar 2013;.
  • Andrea Beyerlein, Jens Blankennagel: Aufstieg und Fall des Jochen Wolf. In: Berliner Zeitung. 9. Januar 2002, archiviert vom Original am 12. April 2013;.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Brandenburger Ex-Minister Jochen Wolf ist tot. In: RBB24. 3. Februar 2022, abgerufen am 5. Februar 2022.
  2. Kirsten Küppers: Das Schicksal und der böse Wolf. In: taz.de. 7. Februar 2002, abgerufen am 25. Februar 2022.
  3. Chronologie: Aufstieg und Fall des Ex-Ministers Jochen Wolf. In: Rhein-Zeitung. 10. Januar 2002, archiviert vom Original am 30. November 2015; abgerufen am 5. Februar 2022.
  4. a b Nikolaus Harbusch: Er galt schon als tot – jetzt beichtet er sein Leben: Bild fand Skandal-Minister Wolf. In: Bild.de. 29. August 2014, archiviert vom Original am 23. März 2017; abgerufen am 5. Februar 2022.
  5. Volker Oelschläger: „Im Riss zweier Epochen“: Potsdam-Buch vermeldet irrtümlich den Tod von Ex-Minister Wolf. In: Märkische Allgemeine. 21. März 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. Februar 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.maz-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)