Johann David Sieber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Orgel der Michaelerkirche Wien

Johann David Sieber (* ca. 1670; † September 1723 in Brünn/Mähren (heute Brno, Tschechien)) war ein altösterreichischer Orgelbauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann David Sieber erlernte den Orgelbau bei Johann Gottfried Halbich d. Ä. (ca. 1660–1720) in Grulich (Králíky/CZ). Bis 1693 wirkte er in Prag und ließ sich 1702/1703 in Brünn nieder. Er war dreimal verheiratet. Vor 1695 ehelichte er Eva Rosnia, mit der er vier Kinder hatte. Mit Catharina Rosalia vermählte er sich vor 1714 und hatte mit ihr fünf Kinder, darunter Franciscus Ignatius, der als einziges seiner Kinder den Orgelbau erlernte. Aus der Ehe mit Dorothea (1721) gingen drei Kinder hervor.[1] Die Witwe heiratete am 7. Februar 1724 Anton Richter, einen Gesellen von Sieber, der die Werkstatt seines Lehrmeisters übernahm und die unvollendeten Orgelneubauten fertigstellte.

1711 bewarb Sieber sich erfolglos um den Bau einer neuen Domorgel für St. Stephan in Wien. 1714 erhielt er den Auftrag zum Bau der Orgel in der Michaelerkirche Wien, die zu den größten noch erhaltenen Barockorgeln der Stadt zählt.[2] Dieses Werk stellt nach der Restaurierung durch Jürgen Ahrend 1987 die größte historische Barockorgel Wiens dar.[3] Ähnliche große Werke hatte er vorher an St. Thomas in Brünn (1700) und 1705 an der Kathedrale St. Stanislaus und Wenzel in Schweidnitz (Swidnica/PL) gebaut.

Zu den baulichen Besonderheiten von Johann David Sieber zählt der Bau eines „klingenden Spieltisches“ als Continuowerk, die Disponierung von Zungenregistern nicht nur im Pedal, sondern auch in den Manualwerken. Regelmäßig baute er das Salicional und die Terz oder terzhaltige Register.[4] In größeren Orgeln basierte das Hauptwerk auf einem 16 Fuß. In Mähren haben sich Sieber-Orgeln nur in Polná und im Kloster Saar (Žďár/CZ) erhalten.[5]

Werkliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1693 Velké Meziříčí St. Nikolaus I/P 9 1844 ersetzt
1696/1697/1700 Brünn St. Thomas III/P 39 Umbau der Roskoš-Orgel (1680) in drei Bauabschnitten; Prospekt erhalten
1705 Świdnica (Schweidnitz) Kathedrale St. Stanislaus und Wenzel III/P 43 1911 ersetzt; Prospekt erhalten[6]
1706 Olmütz Kloster Hradisko II/P 21 1793 nach St. Michael in Olmütz umgesetzt; Gehäuse und einige Pfeifen erhalten
1708 Polná Maria Himmelfahrt
II/P 31 2017 Restaurierung[7]
1709–1711 Žďár nad Sázavou Kloster Žďár, Chororgel
II/P 18 erhalten
1713 Znojmo (Znaim) St. Michael II/P 24 Zuschreibung; Prospekt erhalten
1714 Wien Michaelerkirche
III/P 1742 Umbau durch Gottfried Sonnholz; 1987 Restaurierung durch Jürgen Ahrend und Rekonstruktion des Brüstungspositivs
vor 1723 Svatý Kopeček Kapelle Mariä Namen I/P 9 1724 Fertigstellung durch Anton Richter

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jiří Sehnal: Der Orgelbauer Johann David Sieber. 2005, S. 452.
  2. Wien/Innere Stadt, St. Michael. Im Organindex abgerufen am 5. Juli 2023.
  3. Die Sieber-Orgel in der Michaelerkirche. website zur Michaelerkirche, abgerufen am 5. Juli 2023.
  4. Jiří Sehnal: Der Orgelbauer Johann David Sieber. 2005, S. 468.
  5. Jiří Sehnal: Johann David Sieber. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  6. Orgel in Świdnica. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  7. Orgel in Polná, abgerufen am 5. Juli 2023.