Heinrich Schnuphase

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Heinrich Schnuphase[1] vollständiger Name Johann Friedrich Heinrich Schnuphase[2] (geboren 5. April 1787; gestorben 14. September 1870[3][Anm. 1] in Hannover) war ein vielfach ausgezeichneter königlich hannoverscher Offizier und Sattelmeister.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg während der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover, kämpfte Schnuphase in der sogenannten „Franzosenzeit“ in der King’s German Legion als Ordonnanzoffizier[1] im Zeitraum von 1810 bis 1816[4] unter dem Stabsoffizier und General-Lieutenant Julius von Hartmann, der in Portugal, Spanien und Frankreich gegen die Truppen von Napoleon kämpfte.[1]

Als Schnuphase in der Schlacht bei Vitoria zu einer englischen Batterie kommandiert und ihm dabei unterwegs erstmals das Pferd getötet wurde, griff er sich ein umherirrendendes Maultier, um seinen Auftrag auszuführen. Auch 1813 bei der Schlacht bei Waterloo wurde ihm „ein Pferd unter dem Leibe“ getötet; mit einem im Schlachtfeld gegriffenen anderen Pferd konnte er sich abermals bei seinem Kommandeur melden.[1]

Nach der Erhebung Kurhannovers zum Königreich Hannover wurde Schnuphase ab 1816 zunächst im königlichen Marstall angestellt. Längere Zeit wurde er zum Dienst beim Herzog von Cumberland aufgestellt,[1] dem späteren König Ernst August[5] den er zeitweilig nach London und Berlin begleitete.[1]

1855 wurde Schnuphase,[1] der zu der Zeit im Zentrum Hannovers im Haus am Markte 13 wohnte,[6] Sattelmeister im königlichen Leibstall[1] im Palais an der Leinstraße, dem Wohnsitz[7] von König Georg V.[8]

1861 war Schnuphase offiziell einer der Teilnehmer bei der Enthüllung des Ernst-August-Denkmals.[5]

In der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866 rettete er seinen blinden Landesherrn aus einer lebensgefährlichen Situation.[8] Kurz darauf, nach der Annexion Hannovers durch Preußen, folgte Schnuphase seinem verbannten König nach Wien. Dort erregte er trotz seines fortgeschrittenen Alters in seiner mit 7 Ehrenzeichen und Medaillen verzierten roten Marstallsuniform Aufsehen als vorzüglicher Reiter auf einem Hannoveraner.[1]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schnuphase wurde bis 1864 mit folgenden Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet:

Grabmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schnuphase, Anhänger der Welfen, starb 1870 als Preuße in Hannover.[1] Als Angehöriger des ehemaligen Hofes wurde er auf dem Neustädter Friedhof beigesetzt. Auf seinen Grabstein wurde folgende Inschrift eingemeißelt:[3]

Schnuphases Grabstein auf dem Neustädter Friedhof in Hannover
Hier ruht in Gott
der Sattlermeister im Königlichen
Leibstalle
Heinr. Friedr. Schnuphase
geb. 5. April 1787 gest. 14. Sept. 1870
Ein Vorbild in Treue und Tüchtigkeit
in den 64 Jahren seines Dienstes
wie er in seiner Tugend mit anerkannter
Tapferkeit als Krieger für seinen König
auf der Peninsula und bei Waterloo
folgte er greisen Alters als
Sattlermeister gleich mutvoll seinem
Könige in die Schlacht von
Langensalza

Porträtgemälde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht erst nach der Rettung seines Königs in der Schlacht bei Langensalze wurde Heinrich Schnuphase von Conrad L’Allemand porträtiert. Das Ölgemälde, um 1860 entstanden, zeigt Schnuphase in roter Marstallsuniform vor dem Schloss Herrenhausen.[2]

Das Bild war zunächst im Schloss Herrenhausen untergebracht. Während des Zweiten Weltkrieges war es ausgelagert und überdauerte so die Zerstörung des Schlosses im Jahr 1943 bei den Luftangriffen auf Hannover. Es hing später im Blauen Salon des Fürstenhauses Herrenhausen. Dieses Palais war zeitweise als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich, wurde dann aber geschlossen. Ein großer Teil des alten Schlossinventars wurde von den Welfen im Lauf der Zeit verkauft; ob das Schnuphase-Porträt unter den veräußerten Bildern ist, scheint unklar.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Personal, den Pferden usw. im königlichen Marstall und im Leibstall:

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archivalien von und über Heinrich Schnuphase finden sich beispielsweise

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heinrich Schnuphase – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Davon abweichend wird das Geburtsdatum 1789 angegeben; vergleiche beispielsweise Alheidis von Rohr: Staats- und Stadtwagen aus dem hannoverschen Marstall im Historischen Museum am Hohen Ufer. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 32 (1978), S. 155–192; hier: S. 188

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k Bernhard von Linsingen-Gestorf: Train-Corporal Heinrich Schnuphase, in ders.: Aus Hannovers militärischer Vergangenheit. Aus einigen Schlachten, Gefechten und Belagerungen, in welchen die Hannoveraner vom 30jährigen Kriege bis zur Schlacht von Waterloo gefochten haben; sowie Biographien und Skizzen einiger Officiere (etc.). Eine Erinnerung an die Althannoversche Armee von einem alten hannoverschen Officier, Hannover: Druck und Verlag der Buchdruckerei Arnold Weichelt, 1880, S. 523–524; Digitalisat über die Österreichische Nationalbibliothek
  2. a b Alheidis von Rohr: Staats- und Stadtwagen aus dem hannoverschen Marstall im Historischen Museum am Hohen Ufer, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 32 (1978), S. 155–192; hier: S. 188
  3. a b Barbara Fleischer: Der Neustädter Friedhof - Fünf Skulpturen bewachen ihn, in dies.: Begraben aber nicht vergessen. Spaziergänge über hannoversche Friedhöfe, Berlin: Lehmanns Media, 2017, ISBN 978-3-86541-897-5, S. 21 ff.
  4. Georg Julius Hartmann: Der Königlich hannoversche General Sir Julius von Hartmann. Eine Lebensskizze mit besonderer Berücksichtigung der von ihm nachgelassenen Erinnerungen aus den Feldzügen auf der pyrenäischen Halbinsel u.s.w. 1808 bis 1815, Hannover: Helwingsche Hofbuchhandlung, 1858, S. 158, 167; Digitalisat
  5. a b o. V.: Personen, welche in einem persönlichen Dienstverhältnisse zu des höchstseligen Königs Majestät gestanden, in: Ernst August Album, Hannover: Klindworth’s Verlag, 1862, S. 121
  6. Königlicher Hofstadt, in: Adreßbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover und ihrer Vorstädte 1855, Abteilung II: Personalliste der Behörden und Institute / Hofstaat Sr. Majestät des Königs / Ober-Hof-Marstall-Departement / Marstall in Hannover. Verlag der Lammingerschen Buchdruckerei (Klindworth), Hannover 1855, S. 3; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über den DFG-Viewer der Deutschen Forschungsgemeinschaft
  7. Theodor Heinze: Der königl. Hannoversche Marstall, in ders.: Hippologische Reisen in Deutschland, Frankreich, England und Belgien. Nebst einer Beurtheilung der Reit- und Abrichtungsmethode des Stallmeisters F. Baucher in Paris, Leipzig: Wigand, 1846, S. 33ff.; hier: S. 34f.; Google-Books
  8. a b Alheidis von Rohr, Der Porträtist Conrad L'Allemand, in: Hans Dickel, Christoph Martin Vogtherr: Preußen. Die Kunst und das Individuum. Oldenbourg 2003, ISBN 3-05-003789-X, S. 301 ff., hier S. 316.
  9. a b c d e f Hof- und Staatshandbuch für das Königreich Hannover für 1864; (Google-Bücher).
  10. Simon Benne: Das Tafelsilber der Welfen. Was vom Schloss übrig blieb auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 3. März 2007; über das Internet-Archiv archive.org
  11. Angaben über das Archivinformationssystem Arcinsys Niedersachsen Bremen