Johann Heinrich Bühler-Honegger

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Johann Heinrich Bühler-Honegger (Porträtzeichnung von Johann Caspar Bosshardt)
Villa Bühler-Honegger

Johann Heinrich Bühler, seit 1860 Johann Heinrich Bühler-Honegger, (* 23. Mai 1833 in Schirmensee bei Feldbach (Hombrechtikon); † 15. März 1929 in Rapperswil) war ein Schweizer Landwirt, Unternehmer, Mäzen und liberaler Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Heinrich Bühler-Honegger entstammte der Familie Bühler[1] aus Hombrechtikon und war der Sohn des Landwirts Johannes Bühler. Er war seit 1860 mit Karolina († 1914)[2], einer Tochter des Unternehmers Caspar Honegger, verheiratet; gemeinsam hatten sie mehrere Kinder.[3][4][5] In Rapperswil bewohnte er die Villa Zürcherstrasse 55.[6][7] Er wurde in Rüti beigesetzt.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Heinrich Bühler-Honegger erhielt nach dem Besuch der Primarschule noch Privatunterricht. Anfangs war er als Landwirt auf dem väterlichen Hof tätig, dann verkaufte er jedoch das dazugehörige Land, errichtete in Feldbach eine kleine Maschinenfabrik und begann mit der Entwicklung und dem Verkauf von Seidenwebstühlen. Zwei Jahre nach seiner Hochzeit trat er 1862 in das Unternehmen seines Schwiegervaters in Rüti ein und übernahm 1866 mit seinen Schwägern[8] deren Leitung; ab 1886 war er Präsident des Verwaltungsrats der Maschinenfabrik Rüti AG.[9] Von 1873 bis 1876 liess er durch Niklaus Riggenbach eine Zahnradbahn von der Bahnstation zur Fabrik bauen.[10]

1873 wurde Johann Heinrich Bühler-Honegger Stellvertreter seines Schwiegervaters, der Vorsitzender des Vorstands der Spinnerei, Weberei und Maschinenfabrik Kottern war.[11] Er gründete und leitete eine eigene Weberei und Spinnerei in Kottern im Allgäu; dort hatte sein Schwiegervater bereits 1847 drei Papiermühlen erworben und von dort aus mit der Industrialisierung des Allgäus begonnen; dieses Werk seines Schwiegervaters setzte er fort. 1875 war er Vizepräsident des Verwaltungsrats der Wald-Rüti-Bahn[12] sowie der Zürichsee–Gotthardbahn.[13]

Von 1877 bis 1883 war er Verwaltungsratsmitglied der Schweizerischen Kreditanstalt. 1883 beteiligte er sich an der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich.[14] Er erwarb 1894 1.000 Aktien der Toggenburgerbahn und hatte damit die Mehrheit in der Aktionärsversammlung.[15]

Politisches und gesellschaftliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Heinrich Bühler-Honegger engagierte sich für den Bau des Seedamms von Rapperswil, der 1878 eingeweiht wurde. Zwanzig Jahre lang war er im Gemeinderat von Rapperswil vertreten und von 1870 bis 1876 St. Galler Grossrat sowie vom 5. November 1881 bis zum 3. Dezember 1893[16] liberaler Zürcher Nationalrat; ihm folgte Hans Wunderly-von Muralt als Nationalrat.[17] Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Seidenindustrie und setzte sich vor allem für die Erweiterung des Eisenbahnnetzes ein, unter anderem von Rapperswil nach Toggenburg; er half, die Südostbahn zu gründen[18], deren Verwaltungsratspräsident er 1889 wurde[19], bis er 1914 von seinem Amt zurücktrat.[20] Er war Mitglied einer Kommission zur Entwicklung der rechtsufrigen Zürichseebahn und unterstützte die Rickenbahn.

Johann Heinrich Bühler-Honegger beteiligte sich bereits 1883 an der Diskussion zum Patentschutz[21] und stellte 1886 im Nationalrat den Antrag zum Patentgesetz, dass nur Modelle, jedoch keine Verfahren geschützt sein sollten[22]; das Zentralkomitee des schweizerischen Patent- und Musterschutzvereins stimmte dem Antrag zu[23], sodass der Vorschlag im Gesetz vom 29. Juni 1888 aufgenommen wurde (siehe Geschichte des Patentrechts#Patentschutz in der Schweiz (ab 1888)).[24]

1886 und auch später[25], initiierte er als Präsident des von ihm gegründeten Verschönerungsvereins[26] die nach ihm benannte Anlage Bühlerallee zwischen dem Endingerturm und dem Haldenturm um das Rapperswiler Kapuzinerkloster und den Rapperswiler Schlosshügel. Im selben Jahr schenkte er dem Krankenasyl Rüti-Dürnten, das später zum Kreisspital Rüti ausgebaut wurde[27], 50.000 Schweizer Franken, mit der Bedingung, dass auch die Einwohner der Gemeinden Hombrechtikon und Bubikon die Krankenanstalt nutzen dürften, so wie die Einwohner der Gemeinden Rüti und Dürnten[28]; er förderte auch in der Folgezeit das Krankenasyl.[29]

1890 stellte er den Armen von Rapperswil seinen Bürgernutzen in Form von Holz zur Verfügung.[30] 1891 wurde er zum Mitglied und zum Vizepräsidenten des Verwaltungsrats des Zürcher Bankvereins gewählt[31][32], trat jedoch bereits im Mai 1891 aus dem Verwaltungsrat wieder aus.[33] Er gehörte zur evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Rapperswil-Jona, die er seit 1870 auch präsidierte[34], mit der Reformierten Kirche Rapperswil und stiftete zu verschiedenen Zeiten finanzielle Mittel und ein Monumentalbild an diese.[35][36] 1929 überwies er seiner Gemeinde Rapperswil 25.000 Schweizer Franken als Neujahrsgeschenk.[37]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Heinrich Bühler wurde 1890 die Ehrenbürgerwürde von Rapperswil verliehen[38], und er erhielt vom Grossen Rat Zürichs das Kantonsbürgerrecht.[39]

1930 errichtete die Gemeinde Rapperswil zu seinen Ehren einen Brunnen mit einer Widmung am Kapuzinerzipfel der Schlosspromenade.[40]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Heinrich Bühler war Mitglied im Zürcherischen Kunstverein.[41]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Müller: Bühler (Familie, ZH, Hombrechtikon). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Juni 2004, abgerufen am 15. August 2023.
  2. Neue Zürcher Zeitung 8. August 1914 Ausgabe 03 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  3. Bündner Nachrichten 31. März 1889 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  4. Chronik der Stadt Zürich 24. Mai 1913 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  5. Neue Zürcher Zeitung 7. August 1927 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  6. Natur- und Denkmalschutzverordnung. (PDF) Rapperswil-Jona Stadtrat, abgerufen am 15. August 2023.
  7. ETH Zürich - ETH-Bibliothek: Bildarchiv - LBS_MH03-0750. Abgerufen am 16. August 2023.
  8. Neue Zürcher Zeitung 12. April 1942 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  9. Zürcherische Freitagszeitung 19. Februar 1886 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  10. ETH-Bibliothek Zuerich: 150 Jahre Honegger Webstuhl. Abgerufen am 16. August 2023.
  11. Bayerische Handelszeitung, Wochenschrift für die Interessen des Handels, des Verkehrs und der Industrie, amtliches Blatt der bayerischen Handelskammertage. 1873 (google.com [abgerufen am 16. August 2023]).
  12. St. Galler Zeitung 20. Januar 1875 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 15. August 2023.
  13. Neue Zürcher Zeitung 2. Februar 1875 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 15. August 2023.
  14. Veith: Maschinen-Industrie. Orell Füssli, 1884 (google.com [abgerufen am 16. August 2023]).
  15. Der Bund 8. Januar 1890 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  16. Der Bund 26. August 1893 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  17. Neue Zürcher Zeitung 17. Oktober 1893 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  18. Neue Zürcher Zeitung 29. Oktober 1889 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  19. Die Ostschweiz 7. November 1889 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  20. Neue Zürcher Nachrichten 11. Juli 1914 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  21. Ein Beitrag zur Frage der Einführung des Patentschutzes in der Schweiz, den hohen Bundesbehörden gewidmet von einer Anzahl schweizerischen Industrieller. 1883 (google.com [abgerufen am 16. August 2023]).
  22. Neue Zürcher Zeitung 26. Juni 1886 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  23. Der Bund 12. Oktober 1886 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  24. Tagblatt der Stadt Biel 12. Oktober 1887 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  25. Neue Zürcher Zeitung 6. Mai 1925 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  26. St. Galler Volksblatt 6. April 1887 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  27. Neue Zürcher Zeitung 18. Februar 1948 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  28. Neue Zürcher Zeitung 24. September 1886 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  29. Neue Zürcher Zeitung 4. Juli 1984 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  30. Zürcherische Freitagszeitung 5. Dezember 1890 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  31. Neue Zürcher Zeitung 20. Februar 1891 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  32. Zürcherische Freitagszeitung 27. Februar 1891 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  33. Der Bund 4. Mai 1891 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  34. Geschichte – Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Rapperswil-Jona. Abgerufen am 16. August 2023.
  35. Die Ostschweiz 19. Oktober 1895 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  36. Der Bund 8. Januar 1890 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  37. Neue Zürcher Zeitung 2. Januar 1929 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  38. Neue Zürcher Zeitung 31. März 1890 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  39. Der Bund 22. Mai 1890 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  40. Neue Zürcher Zeitung 29. Juli 1930 Ausgabe 03 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. August 2023.
  41. Künstlergesellschaft in Zürich und Zürcherischer Kunstverein. Berichterstattung über das Jahr 1888. Ulrich & Company im Berichthaus, 1889 (google.com [abgerufen am 16. August 2023]).