Johann Ludewig (Bauer)

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Johann Ludewig, auch Johannes Ludewig (* 25. Februar 1715; † 12. Januar 1760, vermutlich in Cossebaude bei Dresden[1]) war ein deutscher Bauer und Steuereinnehmer. Neben Johann Georg(e) Palitzsch und Christian Gärtner war er einer der „Bauernastronomen“ des Dresdner Elbtals. Ludewig wurde europaweit durch seine Schrift „Der gelehrte Bauer“ von 1756 bekannt.[2]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit seiner Schrift „Der gelehrte Bauer“ von 1756 wurde Ludewig europaweit bekannt.[2] Christian Gotthold Hoffmann, ein Dresdner Finanzbeamter, gab dieses Werk mit einem Vorwort heraus, in dem er seine Absicht beschrieb, die Bildung in deutscher Sprache zu unterstützen und zu zeigen, dass es bei der Volksaufklärung durch Mathematik und die „vernünftige“ Philosophie von Christian Wolff „nur auf das Wollen ankomme“.[3]

Bereits ein Jahr zuvor hatte Johann Christoph Gottsched in der „Historischen Lobschrift“ zum Tode Christian Wolffs Ludewig als „talentierten Schüler“ erwähnt.[4]

Obwohl Ludewig als Paradebeispiel des gelehrten Bauern gelten darf,[5] steht er doch nur im Schatten seiner bekannteren Kometenentdecker Palitzsch und Gärtner, ohne diese er aber wahrscheinlich vergessen wäre (z. B. nutzte der Schriftsteller Rudolf Scholz die Gelegenheit im Palitzsch-Roman Comet und Morgenthau von 1998, seine Wertschätzung für den Cossebauder Bauerngelehrten ausführlich unterzubringen).

Die Bibliothek Cossebaude in Dresden-Cossebaude (als Bestandteil der Städtischen Bibliotheken Dresden) ist nach ihm benannt.[6]

Das Gemälde von Benjamin Calau im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig[7] stellt nach einigen Quellen sicherlich Johann Ludewig dar, da er Anfang 1756 in Leipzig und dort Stadtgespräch war.[8] Nach dem Bildtitel und der Bildbeschreibung im Museumskatalog handelt es sich jedoch um Christian Gärtner, zuvor war auch Johann Georg Palitzsch als dargestellte Person angenommen worden.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gelehrte Bauer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Ludewig: Der gelehrte Bauer. Hekel, Dresden 1756, urn:nbn:de:gbv:3:1-154670 (uni-halle.de [PDF; abgerufen am 29. Januar 2019] digitale.bibliothek.uni-halle.de).
  • Johann Ludewig: Der gelehrte Bauer. Mit D. Christian Gotthold Hoffmanns Vorbericht nebst Kupffern. Neudruck der ersten Ausgabe Dresden 1756. Mit einem Nachwort von Holger Böning, Stuttgart-Bad Cannstatt, 1992, ISBN 3-7728-1400-X.

Andere Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Helfricht: Astronomiegeschichte Dresdens. Hellerau-Verlag, Dresden 2001, S. 62–64.
  • Jürgen Helfricht: Hexenmeister und Bauernastronomen in Sachsen. Tauchaer Verlag, Taucha 1999.
  • Manfred Bachmann: Über die „gelehrten Bauern“ Sachsens im 17./18. Jahrhundert. In: Rudolf Scholz: Comet und Morgenthau. Berlin 1998.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zum Todesdatum existieren unterschiedliche Angaben
    • Helfricht 2001: 25. Februar 1715 in Cossebaude geb. und am 12. Januar 1760 gestorben, siehe auch Nachwort von Holger Böning im Neudruck 1992
    • aber in: Neue Versuche nützlicher Sammlungen, 47. Teil, 1762, S. 973: „… der gelehrte Bauer Ludewig, zu Kostebaude, … ein bedauernswürdiges Ende genommen; indem er, im Herbst, des 1759sten Jahres, von den Kriegsleuten, bey jetzigen kläglichen und landesverderblichen Unruhen, erschlagen, und ihrer Wuth aufgeopfert worden. Wie bedauernswürdig ist nicht sein Schiksaal.“
  2. a b "This is a singular but true History … " (The London Chronicle for 1757. January 18 – 20), „… one of the most curious accounts that perhaps ever was published …“ (The annual register of world events, 1758, S. 247–253), „Herr Formey, dessen Auszuge in der nouvelle bibliotheque germanique, Tom. XX. P. II. S. 299 u. f. ich größtentheils gefolget bin …“ (Das neue gelehrte Europa, 16. Teil, S. 137–151)
  3. „Mein Ludewig macht also erst die Vollkommenheit des Beweises aus, daß die Wolffische Lehr-Art, für alle und jede Stände, gut und nutzbar sey.“ (S. 63* des Neudrucks von 1992, ursprünglich keine Zählung des Vorberichts) "Es beweiset also mein Ludewig, der gute Bauer, 1) daß es also heut zu Tage klug zu werden, nur auf das Wollen ankomme; und wenn wir noch nicht genung kluge und weiße Leute haben, es nicht an Mitteln, sondern an Willen mangele. 2) …[Luther und der Religionsfrieden]… (S. 68* des Neudrucks von 1992)
  4. Über Wolffs „Mathematische Anfangsgründe“ von 1710: " … behalten ihren Werth noch diese Stunde, wegen der besondern Deutlichkeit, Ordnung und Gründlichkeit ; womit sie Anfänger nicht von der Mathematik abschrecken, sondern vielmehr dazu anlocken. Man hat Exempel von Leuten, die daraus mit einigem Fleiße, und ohne alle Anführung, die meisten Theile der mathematischen Wissenschaften sehr wohl begriffen haben. *Bey Dresden lebet unter andern, in Kossebude, einem Dorfe unweit Wilsduff und Kesselsdorf, ein Bauersmann, Johann Ludewig mit Namen, der itzo noch nicht vierzig Jahre alt ist, und in seinem 22sten noch nichts mehr, als schreiben und lesen, wie ein anderer Bauer, gekonnt. Dieser aber hat, nachdem er zum rechnen Lust bekommen, und selbiges erst aus einem gemeinen Rechenbuche gelernet, eben durch dasselbe Herrn Wolfs Anfangsgründe kennen lernen. Als er sich selbige anschaffte, und las, hat er sie ohne Lehrmeister so gut eingesehen, und gefasset, daß ich mich vorigen Sommer, da ich in Dresden war, ungemein wundern müssen. Bloß die Optik, Astronomie, und andern Theile der Mathematik, dazu Instrumente gehören, die er nie zu sehen bekommen, hat er nicht recht begreifen können. Von der reinen Mathematik aber, weis er ohne Buch, auf alles was man ihn fraget, vollkommen richtig Antwort zu geben. Zu einer Probe seiner geometrischen Wissenschaft hat er die ganze Gegend um die Elbe, zwischen seinem Dorfe und Dresden in Grund geleget; von den umliegenden Hügeln und Bergen einige Winkel der Triangel gemessen, die übrigen hernach trigonometrisch ausgerechnet, und aufgetragen; auch solche Charte verständigen und der Sache kundigen Gelehrten in Dresden gewiesen; die denn seine Geschicklichkeit sehr bewundert haben." (Johann Christoph Gottsched: Historische Lobschrift des weiland hoch- und wohlgebohrnen Herrn Herrn Christians, des H.R.R. Freyherrn von Wolf, … Halle 1755, S. 32 f)
  5. „Bedeutender noch als Pahlitzsch erscheint Johannes Ludewig …“ (Sachsengrün, Culturgeschichtliche Zeitschrift, Dez. 1861)
  6. Bibliothek Cossebaude „Johannes Ludewig“. Städtische Bibliotheken Dresden, abgerufen am 9. März 2019 (Bibliothek ist nach Johannes Ludewig benannt).
  7. a b Der Bauernastronom Christian Gärtner (1705-1782). 1756, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 29. Januar 2019 (Inventarnummer: IV/81). Nach der Quelle "Wolfgang Schneider ..." handelt es sich um Johann Ludewig.
  8. Wolfgang Schneider: Leipzig: Dokumente und Bilder zur Kulturgeschichte 1990, S. 210 ; 114. 1756. Der gelehrte Bauer Johann Ludwig in Cossebaude bei Dresden. Des allergnädigst privilegierten Annalisten 5. Stück Leipzig 20. Juli 1756. in: Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit, 1963, S. 231 ff (Außerdem würde bei Gärtner und Palitzsch auf dem Bild ein Fernrohr zu sehen sein, statt denselben Utensilien wie auf dem bekannten Kupferstich Deutsche Fotothek)