Johann Reichwald von Kämpfen

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Adelswappen

Johann Reichwald von Kämpfen (* 9. November 1609 in Semcaden, Litauen; † 28. Februar 1662 in Kemnitz) war ein königlich schwedischer Oberst und Kommandant von Zittau.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Vater, Daniel Reichwaldt, starb bereits 1616. Johann Reichwald trat 1627 als einfacher Soldat in schwedische Kriegsdienste, die er jedoch bereits im folgenden Jahr quittierte, um über Amsterdam nach Ostindien zu reisen. Er begab sich jedoch über England nach Frankreich ein, wo als Spion verhaftet wurde. Kaum freigekommen nahm er an den Ereignissen von Rochelle teil, trat anschließend dem Leibregiment des Königs und kam mit diesem ins Standquartier zu Paris, wo er seinen Abschied nahm. Anschließend gelangte Reichwald über Rotterdam und trat erneut in schwedische Dienste.

Im Regiment des Oberst Kirchbaum durchlief Reichwald schnell die niederen Dienstgrade, wechselte ins Regiment von Erich Anderson wo er erst zum Quartiermeister und schließlich zum Leutnant avancierte. In der Schlacht bei Wittstock wurde er schwer verwundet, geriet vor Halle sogar erneut in Gefangenschaft. Nach seiner Auslösung avancierter er unter Adam von Pfuel bei Torgau zum Oberstwachtmeister. Generalfeldmarschall Johan Banér teilte ihm anschließend das Kommando über sechs Kompanien und vierhundert deutsche Reiter zu. Nachdem er sich vielfach bewährt hatte beförderte ihn Lennart Torstensson 1642 zum Oberst und Kommandanten von Zittau. Hier machte er sich vor allem durch die Verteidigung der Stadt gegen die Kaiserlichen einen Namen, obwohl er die Zittau schließlich doch übergeben musste. 1647 quittierter Reichwald erneut den schwedischen Dienst. Königin Christine von Schweden nobilitierte ihn 1647 zum Abschied als Reichwald von Kämpfen. Das dabei verliehene Adelswappen zeigt im von Blau und Gold gespaltenen Schild vorn ein Rahsegel mit silbernem Segeltuch und goldenem Rah, hinten einen grünen Laubbaum auf grünem Hügel. Auf dem bekrönten Bügelhelm mit blau-silbernen Decken ein wachsender goldener Löwe zwischen vier Rennfähnlein an goldenen Stangen, die äußeren silbern-blau, die inneren blau-silbern geteilt. Statt des Segels im Schild wurde mitunter auch eine Sturmfahne (Banner) gezeichnet und der Löwe der Helmzier mit einem Schwert in der Rechten dargestellt, so auch auf Johanns Epitaph, wobei der Laubbaum vorn und die Sturmfahne in der hinteren Schildhälfte dargestellt wurden.

Reichwald begab sich zurück in die Lausitz zu seiner Familie und erwarb 1648 Kemnitz, Bischdorf und Mittelhorka. Auch mit seiner Gutsherrschaft konnte Reichwald seine Talente entfalten, zusätzlich soll er die Leibeigenschaft auf seinen Höfen weitestgehend abgeschafft haben.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reichwald von Kämpfen vermählte sich am 10. März 1643 mit Susanne von Kyaw († 9. Juli 1701), Tochter Adams II. von Kyaw und der Martha von Minkwitz a.d.H. Dürrhennersdorf. Als Witwe ging diese am 25. Februar 1665 eine 2. Ehe mit Gustav Adolf von Gersdorf † 27. Oktober 1667, Herr auf Mostrichen und Reudnitz ein. Aus der Ehe gingen sieben Söhne und eine Tochter hervor.

  • Konrad (Kurt) Gottlob Reichwald von Kämpfen († nach 1701), I.⚭ Helene Katharina von Debschitz († 23. Mai 1678); II.⚭ 16. April 1687 Elisabeth Eleonore von Schindel a.d.H. Burkersdorf (* 14. September 1659; † 16. Februar 1696)
  • Adam Friedrich Reichwald von Kämpfen († 1701)
  • Johann Adolph Reichwald von Kämpfen († 1711)
  • Jacob von Kemphe († 2. Februar 1704 in Danzig), Kommandant in Danzig,[1] Stifter der Familie von Kemphe(n),[2] ⚭ 1690/93 Hedwig (Helvig, Hedevig) Spend, Witwe des Nicolaus Brügmann (1632–1682), Herr auf Ulrichsholm und Østergaard in Dänemark, Stiefvater von Ulrich Friedrich Gyldenlöwe (siehe unter «Weblinks»: Finn Holbek).
  • Johanne Susanne Reichwaldin von Kämpfen († 18. Februar 1708) ⚭ 26. Januar 1678 Heinrich Gottlob von Oberländer (1646–1716 in Nieder Reichenbach), Herr auf Reichenbach, Sohn von Hans Georg von Oberländer und Helene Catharina von Kyau: „Von seiner ersten Gemahlin Anne Margarethe von Ponickau aus dem Hause Neschwitz, die er sich 5 Mertz 1637 zu Gruben ehelich antrauen lassen, erzeugte er keine Kinder, weil ihm selbige durch einen frühzeitigen Tod am 19 Mertz desselben Jahrs nach einer kaum 14 tägigen Ehe wiederum entrissen wurde. Mit der andern Helene Catharina von Kiau auf Gießmannsdorf aber, mit welcher er am 31 Julius 1640 zu Zittau sein eheliches Beylager gehalten hat, und welche nach ihm am 15 April 1704 als Witwe gestorben ist, zeugete er 6 Kinder … Die übrigen bey seinem Absterben noch lebende 3 Söhne aber waren: 1) Heinrich Gottlob, von dem ebenfalls ein eigener Artickel handelt [S. 131-35], und welcher im Jahre 1716 zu Nieder-Reichenbach als Dom-Herr und Stifts-Rath zu Merseburg ohnbeerbet mit Tode abgegangen ist, ohnegeachtet er zwey Gemahlinnen gehabt hat, deren die erster Johanne Susanne Reichwaldin von Kämpfen, ihm an 26 Jenner 1678 ehelich beygeleget, aber am 18. Februar 1708 durch den Tod wiederum von der Seite gerissen worden; die andere aber Catharina Sophia von Kiau auf Strohwalde gewesen ist, welche ihm am 17 Julius 1709 zu Reichenbach angetrauet ward.“[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Gottfried Biedermann: Geschlechts-Register der löblichen Ritterschafft im Voigtlande, TABULA CXLIII: Von denen Herren von Oberländer in OberLauznizer Linie Ober Leutersdorff. Kulmbach 1752
  • Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815. Band 2, 1913, S. 576–580
  • Von Kemphen nr 956 auf adelsvapen.com (schwedisch = Gustaf Elgenstierna: Den introducerade svenska adelns ättartavlor. Stockholm 1925–1936).
  • Heinrich Rudolph von Kyaw: Familien-Chronik des adeligen und freiherrlichen Geschlechtes von Kyaw. Leipzig 1870, S. 238–249
  • Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Band 2, Berlin 1856, S. 276
  • Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, S. 61; (Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus Bocklitz: Jacob von Kemphe, ein schwedischer Fortifikationsoffizier in Hamburger Diensten. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 57, 1971, S. 111ff. (PDF).
  2. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 5, Leipzig 1864, S. 64.
  3. NN (Zedler): Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste. Hrsg.: Johann Heinrich Zedler. Fünf und Zwanzigster Band, O. Johann Heinrich Zedler, Leipzig und Halle 1740, S. 112.