Johannes Thiling

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Johannes Thiling (geboren circa 1475; gestorben 1540) war ein deutscher Jurist,[1] Patrizier der Stadt Goslar[2] und dortiger „Bauherr des bekannten Fachwerkgebäudes ‚Brusttuch‘.“[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Thiling lässt sich seit dem 13. Jahrhundert in Goslar nachweisen.[3] Zu den möglichen Vorfahren und Familienmitgliedern von Johannes Thiling zählen Hans Tiling (genannt 1444–1470), Diderick Tiling (genannt 1480–1501) sowie der 1580 genannte Zacharias Tiliken.[4]

Johannes Thiling studierte ab 1494 Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig, an der er 1498 mit dem Magister-Titel abschloss.[1]

Er heiratete Adelheid Wegener,[4] Tochter des Goslarer Bürgermeisters Joachim Wegener.[5] Als mögliche Mitglieder ihrer Familie sind im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts weitere Männer mit dem Familiennamen Wegener in Goslar nachweisbar.[4]

Zeitweilig wirkte Thiling als Goslarer Stadtsyndikus, zudem als Berg- und Hüttenherr.[4]

Zwischen der wie „1721“ lesbaren Jahreszahl oberhalb des Torbogens auf der Giebelseite des Brusttuches die Wappenschilde der Familien

Ab 1521 ließ Thiling das auch mit den zusätzlichen Jahreszahlen 1525 und 1526 versehene Haus Brusttuch unter der – heutigen – Adresse Hoher Weg 1 in Goslar errichten:[4] „Seine Bildung, seine Geisteshaltung und seinen Reichtum präsentierte er im sowohl derb gewitzten als auch hoch gelehrten Bildprogramm seines Hauses.“[2] Zusätzlich ließ er am Gebäude zwei Mal zwei Wappenschilde anfertigen: Für den Magister „thili“ beziehungsweise die fehlerhafte griechische Übersetzung „ΜΑΓΙSΕΡ · / ΘΗΛΛΙΓΚ“ eine Blüte und Blätter aus waagerechtem Ast. Das Wappen der Ehefrau zeigt „drei Ähren oder Rohrkolben auf [einem] Berg.“[4]

Ein Teil der lateinischen Inschrift an Thilings zuletzt 1526 datierten Brusttuchs lässt sich übersetzen als „ein Haus muß sicher sein und ein Zufluchtsort.“ Doch schon im Folgejahr verlor er während der Goslarer Unruhen 1527, in den Kämpfen der Stadt Goslar gegen die Truppen von Herzog Heinrich dem Jüngeren, seinen Besitz.[4]

Johannes Thiling starb 1540.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Buhmann: Die Meister der Sibyllen. Künstler und Handwerker in der Stadt Goslar 1435–1550, unveröffentlichte Maschinenschrift, Hannover 1959, Bestand im Stadtarchiv Goslar, Inventarnummer B 87/74
  • Günter Piegsa (Hrsg.): Renaissance in Holz – das Brusttuch in Goslar (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar. Goslarer Fundus, Bd. 55), herausgegeben im Auftrag des Geschichtsvereins Goslar e.V., Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2015, ISBN 978-3-7395-1055-2; darin
    • Beatrice Nunold: Thilings Traum vom Großen Werk. Das astrologisch-alchemistische Bildprogramm, S. 59ff.
    • Christina Wötzel: Johannes Thiling – Bauherr des Brusttuches, S. 171ff.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d o. V.: Thiling, Johannes in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 12. Dezember 2016, zuletzt abgerufen am 19. Februar 2023
  2. a b o. V.: Renaissance in Holz. Das Brusttuch in Goslar, Buchvorstellung auf der Seite des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 19. Februar 2023
  3. G. Ulrich Grossmann: Renaissance im Weserraum (= Schriften des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake, hrsg. im Auftrag vom Zweckverband Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Bd. 1: Aufsätze), München; Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1989, ISBN 978-3-422-06042-5 und ISBN 3-422-06042-1, S. 228, Vorschau über Google-Bücher
  4. a b c d e f g Christine Magin: Hoher Weg 1 im Katalog der Deutschen Inschriften Online (DIO)
  5. Maria Ballach (Verantw.): Unsere Chronik vom Hotel Brusttuch auf der Seite dasbrusttuch.com [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 19. Februar 2023