Brusttuch (Goslar)

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Das Brusttuch seitlich der Marktkirche St. Cosmas und Damian

Das Brusttuch ist ein ehemaliges Patrizierhaus in der Stadt in Goslar am Harz. Es wurde vor allem durch seine phantasievollen Schnitzereien mit der „Butterhanne“ bekannt. Das Haus ist seit 1870 ein Hotel und darüber hinaus heute ein Restaurant, das im Inneren durch „ungewöhnlichen Schmuck ein mittelalterliches Ambiente“ vermittelt.[1]

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Brusttuch wurde von 1521 bis 1526 als dreigeschossiges Wohnhaus für den Goslarer Patrizier Johannes Thiling (um 1475–1540) erbaut. Es ist ein Fachwerkeckhaus auf trapezförmigem Grundriss. Da es kaum einen rechten Winkel aufweist, verlangte der Bau vor allem in der Dachkonstruktion große Kunstfertigkeit der Zimmerleute.[1] Wegen seiner ansteigenden Dachneigung wird das Haus im Volksmund als Brusttuch bezeichnet.

Als Holzbildschnitzer wird der Meister Simon Stappen angenommen.[2]

Der reiche Schmuck des Goslarer Brusttuchs findet sich in verwandter Bildung in Niedersachsen: Kunstgeschichtlich wird das Renaissance-Bauwerk mit dem ebenfalls in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichteten Hoppenerhaus in Celle verglichen sowie mit dem Huneborstelschen Haus in Braunschweig.[2]

Butterhanne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nackte Dame als Schnitzerei
Heute teilweise „nur schwer zu entschlüsseln“: Reiter auf Fabelwesen

Am Fachwerk des Obergeschosses hinterließ der Bildschnitzer ein reich gestaltetes Bildprogramm, das in buntem Miteinander mit Figuren aus der antiken Mythologie ausformuliert wurde. Der Symbolgehalt einiger Tiergestalten und Szenen ist heute teilweise „nur schwer zu entschlüsseln“.[1]

Beinahe zu einem Wahrzeichen Goslars wurde die „Butterhanne“ an einer der Knaggen; jene Magd auf Holzschuhen, die mit einer Hand im Butterfass „buttert“ bzw. die Sahne stößt und mit der anderen Hand den Rock hochgeschoben hat, um nach einer der verschiedenen Sagen mit dem blanken Hintern dem Teufel auf der Nachbarknagge deutlich zu machen, dass sie seinen Zauber nicht braucht.[3][1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günter Piegsa (Hrsg.): Renaissance in Holz – das Brusttuch in Goslar (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar. Goslarer Fundus, Bd. 55), herausgegeben im Auftrag des Geschichtsvereins Goslar e.V., Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2015, ISBN 978-3-7395-1055-2, (Inhaltsverzeichnis)[4]
  • Hans Hahnemann: Die Wandgemälde im Brusttuch. Gemälde von Hermann Schaper. In: Goslarer Programm mit Veranstaltungs- und Kurprogramm Hahnenklee: Veranstaltungen, Informationen, Unterhaltung, Goslar: Thuhoff, 1978[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Brusttuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d o. V.: Brusttuch auf der Seite goslar.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 18. Februar 2023
  2. a b Heinrich Siebern (Bearb.), Hans Lütgens (Mitarb.): Poststraße 8 / 1532, in dies.: Stadt Celle ( = Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover), hrsg. vom Oberpräsidenten (Verwaltung des Provinzialverbandes), Teil 3: Regierungsbezirk Lüneburg, Heft 5 ( = Heft 21 des Gesamtwerkes), Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Hannover: Theodor Schulzes Buchhandlung, 1937, S. 177–180
  3. Die Butterhanne. In Harzlife. Abgerufen am 1. März 2023.
  4. Renaissance in Holz. Das Brusttuch in Goslar. Buchvorstellung durch das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege
  5. o. V.: Schaper, Hermann in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 14. Juli 2014, zuletzt abgerufen am 3. Juli 2023

Koordinaten: 51° 54′ 19,2″ N, 10° 25′ 38,1″ O