John Antonakis

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John Antonakis

John Antonakis (* 29. März 1969 in Johannesburg) ist ein schweizerischer Ökonom und Professor an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Université de Lausanne.[1] Seine Forschungsfelder liegen im Bereich Führung und Charisma.[2][3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonakis ist in Südafrika als Sohn griechischer Eltern (Paul Antonakis und Irene Bardi) geboren und aufgewachsen und wurde im Lauf seines Lebens in der Schweiz eingebürgert.[4] Er erhielt ein Ph.D. in Angewandtem Management und Entscheidungswissenschaften an der Walden University in Minnesota mit dem Schwerpunkt Psychometrie der Führung und war Postdoktorand im Fachbereich Psychologie an der Yale University. Seinen Bachelor-Abschluss absolvierte er 1991 an der Johnson & Wales University, wo er auch seinen Unternehmensadministration-Master mit dem Schwerpunkt Internationales Geschäft abschloss.[5]

Er ist der Chefredakteur der Zeitschrift The Leadership Quarterly.[6] Leben Antonakis ist in Südafrika als Sohn griechischer Eltern (Paul Antonakis und Irene Bardi) geboren und aufgewachsen und wurde im Lauf seines Lebens in der Schweiz eingebürgert.[4]

Wissenschaftliche Position[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonakis beschäftigt sich vor allem mit Themen, die für das Organisationsverhalten relevant sind, darunter Führung, soziale Kognition, individuelle Unterschiede und Methodik (Psychometrie und angewandte Ökonometrie). Ein roter Faden in seiner Forschung ist die korrekte Messung sowie die korrekte kausale Spezifikation, Gestaltung und Analyse. So steht er beispielsweise dem Konzept der emotionalen Intelligenz, insbesondere der Selbstmessung, kritisch gegenüber. Seine Forschungen legen nahe, dass die Messverfahren für emotionale Intelligenz nicht weit genug entwickelt sind, um für klinische Zwecke oder im Arbeits- oder Bildungsbereich verwendet zu werden[7], und, dass emotionale Intelligenz für Führungsaufgaben nicht erforderlich ist. Als Befürworter konsistenter Schätzfolge und kausal identifizierter Modelle unter Verwendung von Ökonometrie und Strukturgleichungsmodellen hat er auch Kritik an der partiellen Pfadmodellierung nach der Methode der kleinsten Quadrate verfasst, die seiner Meinung nach aufgegeben werden sollte.[8] Er hat auch gezeigt, dass ein Großteil der Forschung im Bereich Management und angewandte Psychologie aufgrund von Endogenitätsproblemen keine kausale Interpretation zulässt.[9][10][11]

Schwerpunkt: Führungskraft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Führung, insbesondere der charismatische Führung.[2][3] Er hat seine Arbeit über Führung einem breiten Publikum vermittelt,[12][13] einschließlich Arbeiten in angewandter Statistik über Endogenität und Kausalität[14] und allgemeine Probleme in der Wissenschaft.[15] Sein Artikel Predicting Elections: Childʼs Play[16], der in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, erregte großes Interesse, weil er zeigte, dass kleine Kinder in der Lage waren, Wahlergebnisse vorherzusagen, indem sie einfach die Gesichter der kandidierenden Politiker bewerteten; weitere Informationen zu diesem Phänomen können seinem Podcast zu dem Thema entnommen werden.[17] In letzter Zeit arbeitete er mit Philippe Jacquart an der Vorhersage der US-Präsidentschaftswahlen;[18] ihr Modell sagte voraus, dass Obama gewinnen würde (siehe Antonakisʼ YouTube-Video zum Wahlkampf zwischen Obama und Romney[19]). Für die Wahlen 2016 und 2020 sagte er einen Sieg von Trump voraus.[20][21][22]

Schwerpunkt: Charisma[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinen Vorträgen beschäftigt er sich auch mit sogenannten charismatischen Führungstaktiken (CLTs)[23], durch die Personen sich charismatischer darstellen[24] und diese Fähigkeit am Arbeitsplatz umsetzen können.[25] Probanden in von ihm durchgeführten Studien wurden, nach einer Einschulung in charismatische Taktiken, als weitaus bessere Führungspersönlichkeiten wahrgenommen als zuvor.[26] Charisma wird laut Antonakis vor allem durch das klare Signalisieren von Informationen erzeugt. Personen, welche Themen auf möglichst einfache Sprache herunterbrechen können, bleiben einem Publikum in der Regel besser in Erinnerung.[27] Auch die Verwendung von Metaphern, persönlichen Geschichten und aussagekräftiger Gestik kann eine Rednerin oder einen Redner charismatischer erscheinen lassen.[28]

Charisma kann auch die Arbeitsethik einer Person beeinflussen. In einer Studie aus 2015 stieg die Leistung von Arbeitern um 17 Prozent, nachdem ihnen eine charismatische Motivationsrede gezeigt wurde.[29] Eine Zusammenfassung seiner jüngsten Arbeiten zum Thema Charisma findet sich in einem Vortrag, den er kürzlich bei TEDx gehalten hat.[30]

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonakis ist Führungsforscher und hat gemeinsam mit Robert House als erster den Führungsstil der instrumentellen Führung beschrieben. Antonakis und House schlagen diesen Führungsstil als eine Ergänzung zum Full Range of Leadership Model vor. Die von ihnen beschriebene instrumentelle Führung komplementiert die beiden Führungsstile des Full Range of Leadership Models (transaktionale Fühung und transformationale Führung). In ihrer Studie aus 2014 weisen Antonakis und House jedoch auch darauf hin, dass das Konzept der instrumentellen Führung vorerst noch in den Kinderschuhen steckt und weiterer Recherche bedarf. Dennoch zeigt es vorerst ihre Kritik am Full Range of Leadership Model auf.[31]

Studie zu Korruption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer Studie mit Kollegen Samuel Bendahan und Christian Zehnder wurden die Auswirkungen von Macht auf Probanden untersucht.[32] Um die Bereitschaft für Machtmissbrauch zu prüfen, wurde den Probanden in der Machtposition Geld zur Verfügung gestellt, welches sie auf sich selbst und ihre Mitarbeiter aufteilen konnten. Probanden, welche die Möglichkeit bekamen, sich selbst mehr Gehalt zu geben als ihren Mitarbeiten, tendierten dazu, diese Option zu wählen.[33]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Practical intelligence and leadership: Using experience as a „mentor“, 2004
  • The far side of leadership: Rather difficult to face, 2012
  • The Future of Leadership, 2013

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unisciences – UNIL – John Antonakis. Abgerufen am 30. April 2022.
  2. a b Bryan Clark: What Makes People Charismatic, and How You Can Be, Too In: The New York Times, 15. August 2019. Abgerufen am 18. Mai 2021 (amerikanisches Englisch). 
  3. a b The subtle secrets of charisma. In: www.ft.com. Abgerufen am 18. Mai 2021.
  4. a b Bio English. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  5. Curriculum Vitae. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  6. Editorial Board – The Leadership Quarterly – Journal – Elsevier. Abgerufen am 30. April 2022.
  7. Emotional Intelligence: The Hype, the Hope, the Evidence Emotion Researcher. In: emotionresearcher.com. 16. März 2015, abgerufen am 2. Juli 2021 (amerikanisches Englisch).
  8. Professeurs et Recherche – HEC Lausanne. In: hecnet.unil.ch. Abgerufen am 2. Juli 2021.
  9. J. Antonakis, S. Bendahan, P. Jacquart, R. Lalive: On making causal claims: A review and recommendations. In: The Leadership Quarterly. 21. Jahrgang, Nr. 6, 2010, S. 1086–1120, doi:10.1016/j.leaqua.2010.10.010 (unil.ch [PDF]).
  10. Thomas Fischer, Joerg Dietz, John Antonakis: SAGE Journals: Your gateway to world-class journal research. In: Journal of Management. 43. Jahrgang, Nr. 6, 2017, S. 1726–1753, doi:10.1177/0149206316682830 (englisch, unil.ch [PDF]).
  11. John Antonakis, Nicolas Bastardoz, Yonghong Liu, Chester A. Schriesheim: What makes articles highly cited? In: The Leadership Quarterly. 25. Jahrgang, Nr. 1, 1. Februar 2014, ISSN 1048-9843, S. 152–179, doi:10.1016/j.leaqua.2013.10.014 (englisch, unil.ch [PDF]).
  12. Amy Blaschka: Research Says This Is How To Become A More Charismatic Leader. In: Forbes. Abgerufen am 18. Mai 2021 (englisch).
  13. Does power lead to corruption? In: the Guardian. 17. Dezember 2014, abgerufen am 18. Mai 2021 (englisch).
  14. Endogeneity: An inconvenient truth (full version), by John Antonakis youtube.com
  15. Author Alison McCook: Got “significosis?” Here are the five diseases of academic publishing. In: Retraction Watch. 21. Februar 2017, abgerufen am 18. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
  16. J. Antonakis, O. Dalgas: Predicting elections: Childʼs play! In: Science. 323. Jahrgang, Nr. 5918, 2009, S. 1183, doi:10.1126/science.1167748, PMID 19251621 (unil.ch [PDF]).
  17. Part 1: Predicting Elections: Childs Play with John Antonakis. Abgerufen am 6. August 2022 (deutsch).
  18. P. Jacquart, J. Antonakis: When does charisma matter for top-level leaders? Effect of attributional ambiguity. In: Academy of Management Journal. 58. Jahrgang, Nr. 4, 2015, S. 1051–1074, doi:10.5465/amj.2012.0831 (unil.ch).
  19. Obama or Romney: Who will win and by how much? HEC Lausanne decodes the news podcast # 9. Abgerufen am 6. August 2022 (deutsch).
  20. The next US President: Donald Trump or Joe Biden? In: news.unil.ch. Abgerufen am 2. November 2020.
  21. Tara Giroud: Why two Swiss-led data models predict a Trump win. In: SWI swissinfo.ch. Abgerufen am 2. November 2020 (englisch).
  22. Professor who predicted Trumpʼs 2016 upset election win says the president will win again on November 3. In: Newsweek. 28. Oktober 2020, abgerufen am 2. November 2020 (englisch).
  23. Kevin Daun: The 5 Things It Takes to Be Truly Charismatic. In: www.inc.com. Abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  24. Was charismatische Menschen ausmacht. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  25. How Charisma Can Make People Sexually Desirable. Abgerufen am 21. Mai 2022.
  26. Letʼs face it: charisma matters. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  27. What makes someone charismatic? These 5 traits, according to science. Abgerufen am 21. Mai 2022.
  28. Is Charisma a Gift – or Can It Be Trained? Abgerufen am 31. Mai 2022.
  29. The art and science of being charismatic. Abgerufen am 21. Mai 2022.
  30. Letʼs face it: Charisma matters (Memento des Originals vom 18. April 2015 im Internet Archive) In: TEDxLausanne, 18. Januar 2015. Abgerufen am 17. November 2017 (englisch). 
  31. John Antonakis, Robert J. House: Instrumental leadership: Measurement and extension of transformational–transactional leadership theory. Band 25, Nr. 4. The Leadership Quarterly, 2014, S. 746–766.
  32. Power, corruption and testosterone. Abgerufen am 31. Mai 2022.
  33. Leader corruption depends on power and testosterone. Abgerufen am 31. Mai 2022.