Joseph Goebel

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Joseph Goebel (auch Josef Goebel; * 9. Juli 1893 in Pécs, Ungarn; † 23. August 1969 in Leichlingen, Rheinland) war ein deutscher Orgelbauer und Musikforscher in Danzig und Leichlingen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Vater Bruno Goebel arbeitete zur Zeit seiner Geburt bei der Orgelbaufirma von Józef Angster in Pécs (Fünfkirchen). Die Mutter war Emma, geborene Beck. Joseph Goebel lernte ab 1908 in der Werkstatt des Vaters in Königsberg. Ab 1914 brauchte er wegen eines Herzleidens keinen Kriegsdienst leisten.

1920 siedelte Joseph Goebel nach Danzig um und gründete eine eigene Orgelbaufirma, da es nach den veränderten Grenzen schwierig war, von Königsberg aus Instrumente in das neue Polen zu bringen. 1921 heiratete er. 1923 baute er seine erste eigene Orgel. 1932 wurde Joseph Goebel Miteigentümer der Firma Bruno Goebel Söhne in Königsberg, blieb aber in Danzig. Bis 1944 wurden über 90 Neu- und Umbauten von Orgeln geschaffen.

1945 siedelte Goebel nach Leichlingen im Rheinland über und übernahm die Orgelbauwerkstatt von Hugo Koch in der dortigen säkularisierten Kirche St. Johannes.[1] Dort soll er 34 Orgeln gebaut und repariert haben.[2] Um 1967 gab er die Werkstatt auf und publizierte ein Buch über den Orgelpfeifenklang.

Orgeln (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Joseph Goebel sind 93 Arbeiten in Danzig und dem damaligen Polen bekannt, darunter über 40 Neubauten.[3] Die Instrumente waren mit pneumatischen bzw. elektrischen Trakturen versehen. Goebel experimentierte in größeren Orgeln mitunter mit seltenen Septimen-, Nonen- und Undezimenregistern. Nach 1945 schuf er 34 Neubauten und weitere Arbeiten im Rheinland. Einige der Orgeln sind erhalten.

Orgelneubauten

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1923 Danzig St. Joseph II/P 23 Opus 1
1924 Preußisch Stargard (Starogard Gdański) Kirche, heute Matthäuskirche II/P 16 erhalten, in neogotischem Prospekt von Terletzki von 1861[4]
1927 Posen (Poznań) Allerheiligenkirche
IV/P 56? elektrische Verbindung mit Orgel am Altar hergestellt, 1934 von Goebel im Klang der Orgelbewegung umgebaut, 1972–1975 restauriert, heute IV/P, 56[5]
1929 Neustadt (Wejherowo) Franziskanerklosterkirche St. Anna II/P 17 erhalten[6]
1929 Soldau (Działdowo) Evangelische Kirche II/P 20
1932 Bromberg (Bydgoszcz) Kirche, jetzt Basilika St. Vinzenz a Paulo II/P 22 erhalten, 1945 beschädigt, in 1970er Jahren auf Chorempore umgesetzt und erweitert auf II/P, 31, 1989 restauriert[7]
1933 Danzig-Langfuhr St. Stanislaus II/P 20
1936 Danzig-Sandgrube Christkönigskirche II/P 18 1939 hierher umgesetzt, Pallottinerkirche
1941 Neustadt (Wejherowo) Dreifaltigkeitskirche große Orgel, elektrische Verbindung mit Chororgel, ersetzt durch Kamiński
1941 Danzig Staatstheater II/P 20
1942 Posen (Poznań) Staatstheater II/P 18
1944 Sierakowitz (Sierakowice) Kirche I/P 12
1944 Berlin Jugendheim I/P 10
nach 1946 Freudenberg, Siegerland St. Marien II/P 15 unter Verwendung des vorbereiteten Pfeifenmaterials von Hugo Koch, um 1965 mit der Kirche abgerissen[8]
1948 Mainz-Kostheim, Wiesbaden St. Kilian II/P 15 1974 Umbau, 2005 ersetzt
1955 Schotten Herz Jesu II/P 11 (12) Freipfeifenprospekt. Erhalten, Restaurierung geplant[9]
1956 Echzell Heilig Kreuz II/P 12 erhalten
? Lubieszewo (Ladekopp) St. Elisabeth

Weitere Arbeiten

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1927 Posen (Poznań) Heilig-Kreuz-Kirche IV/P 64 Erweiterung der Sauer-Orgel
1935 Oliva (Oliwa) Klosterkirche
IV/P 87+14 umfassender Umbau, ersetzte etwa die Hälfte der Pfeifen, elektropneumatische Traktur, neuer freistehender Spieltisch, elektrische Verbindung mit Chororgel, beide zusammen mit 101 Registern und 6.800 Pfeifen größte Orgel im Ostseeraum in dieser Zeit[10]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph Goebel verfasste ein kleines Buch zum Orgelpfeifenklang, in dem er auch für ein moderneres Klangbild in den Registern plädierte.

  • Theorie und Praxis des Orgelpfeifenklanges: Intonieren und Stimmen. Ein Handbuch für Orgelbauer und Organisten. (= Schriftenreihe Das Musikinstrument, Band 9). Das Musikinstrument, Frankfurt/Main, 1. Auflage 1967, 2. Auflage 1975, ISBN 3-92011236-9. 94 Seiten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1944. Band II, 2. Von Johann Preuß bis E. Kemper & Sohn, Lübeck/Bartenstein. Siebenquart, Köln 2015, S. 479f., 498–501, 574–588.
  • Wolfgang J. Brylla: Joseph Goebel. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017. S. 277.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kirche St. Johannes Erzbistum Köln
  2. Wolfgang J. Brylla: Joseph Goebel. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner: Lsxikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017. S. 277
  3. Rekonstruktion durch Tochter Christa-Maria Linden, teilweise aus dem Gedächtnis, als Opus 1–93 bezeichnet, in: Orgelbaukunst, S. 498–501, Einzeldarstellungen S. 574–588.
  4. Starogard Gdański, kościół św. Mateusza MusicamSacram (polnisch)
  5. Poznań, kościół Wszystkich Świętych organy.pro (polnisch)
  6. Wejherowo, kościół św. Anny organy.pro
  7. Bydgoszcz, Bazylika św. Wincentego a Paulo MusicamSacram (polnisch)
  8. Freudenberg, katholische Pfarrkirche St. Marien Orgelsammlung
  9. Unsere Orgel Pfarreien Gedern, Schotten und Wenings. Abgerufen am 14. Oktober 2023.
  10. Joseph Goebel (Memento des Originals vom 30. März 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gdanskie-organy.com Danziger Orgeln (deutsch)