Josiah Zayner

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Josiah Zayner

Josiah Zayner (* 8. Februar 1981 in Indiana) ist ein US-amerikanischer Biohacker, Künstler und Wissenschaftler. Er ist vor allem für seine Experimente bekannt, mit denen er einem Laienpublikum die Gentechnik zugänglich macht.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zayner wuchs in ärmlichen Verhältnissen in einer Farm in Indiana auf.[1] Im Alter von 19 Jahren arbeitete er bei Motorola als Netzingenieur und Programmierer. Er erwarb einen Bachelorabschluss in Pflanzenbiologie an der Southern Illinois University und einen Masterabschluss in Zell- und Molekularbiologie an der Appalachian State University in Boone, North Carolina. 2013 erhielt er einen Ph.D. in Biophysik von der University of Chicago.[2] Zayner arbeitete anschließend für zwei Jahre bei der NASA als Forscher am Ames Research Center in Kalifornien,[3] wo er an der Entwicklung von Lebensräumen für Marskolonien mitarbeitete. 2016 verließ er die NASA allerdings wieder[2] und beschäftigte sich fortan mit einer Crowdfunding-Kampagne, die es Laien ermöglichen sollte, mit CRISPR/Cas im eigenen Zuhause zu experimentieren. Außerdem führte er The ODIN (Open Discovery Institute) weiter, ein Unternehmen, das er während seines Studiums gegründet hatte und das Bausätze aus der Synthetischen Biologie zum Experimentieren für Zuhause verkauft.[4] Der wichtigste Berater des Unternehmens ist George Church, Professor für Genetik an der Harvard Medical School und Direktor von PersonalGenomes.org.[5]

Zayner bezeichnet sich selbst als Biohacker und handelt nach der Überzeugung, dass die breite Öffentlichkeit – und vor allem auch marginalisierte Bevölkerungsschichten – an wissenschaftlichen Experimenten teilhaben können muss, statt sie nur den Forschern im Labor zu überlassen.[3][6][7] Laut eigenen Angaben empfand er die akademisch-wissenschaftliche DIY-Biologie-Gemeinschaft als exklusiv und hierarchisch. Seine CRISPR/Cas-Kit-Kampagne fiel mit einer breiten öffentlichen Debatte über genetische Veränderungen zusammen. Kritiker wie Tom Burkett bemängeln die fehlenden Sicherheitsstandards von Zayners Kits bzw. dessen Vermarktung, da in einem Werbevideo die Petrischalen in denselben Kühlschrank gelagert wurden, in dem sich auch Lebensmittel befinden.[1] Laut Alondra Nelson, Professor für Soziologie an der Columbia University, bleibe das Experimentieren mit DNA trotz Zayners Bemühen noch die Sache einer privilegierten Schicht, da dafür dennoch viel Geld und Zeit vonnöten seien.[1] Das CRISPR/Cas-Kit von The ODIN wurde 2019 bei Nature Design Triennale von Cooper Hewitt ausgestellt.[8]

Im Februar 2016 experimentierte Zayner mit einer Ganzkörper-Mikrobiom-Transplantation an sich selbst und versuchte damit, seine Magen-Darm- sowie andere gesundheitliche Probleme zu behandeln. Das Mikrobiom aus den Fäkalien des Spenders wurde erfolgreich in seinen Darm transplantiert, wie die DNA-Sequenzierung von Proben ergab.[3] Das Experiment wurde von den Filmemachern Kate McLean und Mario Furloni dokumentiert und in den Dokumentarfilm Gut Hack (2017) umgesetzt.[9]

Im Dezember 2016 stellte Zayner ein fluoreszierendes Bier her, indem er Hefe so manipulierte, dass sie das grün leuchtende Protein von Quallen enthält. The ODIN brachte daraufhin Kits auf den Markt, mit denen jeder seine eigene fluoreszierende Hefe herstellen kann, was auf Kontroversen stieß, da die US-amerikanische Lebensmittelbehörde Food and Drug Administration erklärte, dass das leuchtende Protein als Farbzusatzstoff angesehen werden könne.[10]

Zayner ist in der Netflix-Show Unnatural Selection (deutsch: Unnatürliche Auswahl) zu sehen, eine Dokumentarserie, die einen Überblick über die Gentechnik gibt und im Oktober 2019 veröffentlicht wurde.

Während der weltweiten Coronapandemie testete Zayner im Jahr 2020 zusammen mit David Ishee und Dariia Dantseva, die gemeinsam die Biohacker-Gruppe The Central Dogma Collective (CDC) bilden, einen Impfstoff gegen den Coronavirus auf DNA-Basis an sich selbst aus und übertrugen den Prozess per Livestream.

Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Chromochord

Während seines Studiums an der University of Chicago schuf Zayner ein Musikinstrument, das Chromochord, das licht-, sauerstoff- und spannungsempfindliche Proteine stimuliert und deren Reaktionen in Musik umsetzt.[11] Zusammen mit dem Komponisten Francisco Castillo Trigueros erhielt er ein Stipendium der Universität, um Musik zu komponieren und audiovisuelle Kunstinstallationen unter Verwendung des Instruments zu schaffen. Zayner veranstaltete eine musikalische Performance mit dem Chromochord im New Yorker MoMA PS1.

Zayner war Gastkünstler in den Stochastic Labs in Berkeley, Kalifornien,[12] wo er mit der Medienkünstlerin Lynn Hershman Leeson mit The Infinity Engine eine Installation zum Thema Gentechnik schuf, zu der auch ein von Zayner entworfener Raum gehört, in dem versucht wird, die DNA einer Person anhand ihres Fotos zu rekonstruieren. Die Installation wurde im ZKM und in den Deichtorhallen gezeigt.[13]

Die Arbeiten von Zayner wurden unter anderem im San Francisco Museum of Modern Art, im Smithsonian Design Museum[14] und im Philadelphia Museum of Art ausgestellt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Josiah Zayner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Steph Yin: Is DIY Kitchen CRISPR A Class Issue? In: Popular Science. 18. März 2019, abgerufen am 28. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  2. a b Eve Edwards: Unnatural Selection: Who is Josiah Zayner? Netflix star has some crazy experiments! In: Reality Titbit. Abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  3. a b c Arielle Duhaime-Ross: In search of a healthy gut, one man turned to an extreme DIY fecal transplant. 4. Mai 2016, abgerufen am 28. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. Josiah Zayner: About. In: Science, Art, Beauty. Abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  5. Lisa Krieger: Bay Area biohacker tells you how to edit your DNA. Does that make him a criminal? In: Times-Herald. 18. Mai 2019, abgerufen am 28. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  6. Lisa M. Krieger: Biologist's gene-editing kit lets DIYers play God at kitchen table. Abgerufen am 28. September 2021.
  7. Denver Nicks: Biohacker Scientist Is Selling DIY Gene-Editing Kits for $120. 12. Januar 2016, abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  8. DIY Bacterial Gene Engineering CRISPR Kit, 2015-ongoing. In: Cooper Hewitt. Abgerufen am 28. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  9. Kate McLean, Mario Furloni: Opinion | Gut Hack. In: The New York Times. 11. April 2017, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 28. September 2021]).
  10. Stephanie M. Lee: DNA Biohackers Are Giving The FDA A Headache With Glow-In-The-Dark Booze. 6. Dezember 2016, abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  11. Katie Drummond: The world's smallest violin: scientist uses proteins to create a new musical instrument. 5. September 2013, abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  12. Josiah Zayner. In: Stochastic Labs. Abgerufen am 28. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  13. B. Ruby Rich: On Screen, Off Screen. 20. März 2015, abgerufen am 28. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  14. Josiah Zayner | People | Collection of Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum. Abgerufen am 28. September 2021.