Juan D. Lange

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Juan Dietrich Lange (* 1955 in Montevideo, Uruguay) ist ein uruguayisch-deutscher Tänzer und Tanzlehrer.

Lange gilt als Initiator der Tango-Argentino-Bewegung ab den 1980er Jahren in Deutschland.[1][2][3][4][5] Unmittelbar nach seiner Mitarbeit am Horizonte-Festival 1982, das als Auftakt der „neuen deutschen Tangowelle“ gilt,[6][7] begann Lange 1982 in Berlin Tangotanz zu unterrichten,[8] und zahlreiche Tangolehrer in Deutschland haben bei ihm begonnen.[9][10] Mit der Ausbildung von Tangolehrern sorgt er seit 1985 für Multiplikatoren des Tango in beinahe allen deutschen Großstädten.[11][12][13]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lange wuchs als Sohn deutscher Eltern in Montevideo auf. Wegen des Militärputsches 1973 in Uruguay emigrierte er nach Deutschland,[14] wo er in Berlin Ethnologie studierte und sich intensiv der Körperarbeit nach Gindler/Goralewski widmete. Im Rahmen des Ethnologiestudiums fiel Langes Interesse auf den originalen Tango vom Río de la Plata, den er zum Thema seiner Magisterarbeit machte.[8][15] Lange lebt in Berlin und unterrichtet neben Tango Argentino und Salsa Cubana weitere lateinamerikanische und afrikanische Paartänze in seinem Tanzstudio Estudio Sudamérica.

Juan D. Lange trainierte Tango am Anfang als Autodidakt (1981–1985) und danach im Wesentlichen bei den zu jener Zeit renommiertesten Tangomeistern Antonio Todaro (1985–1994) und Pepito Avellaneda. Lange engagierte Antonio Todaro als ersten Tango-Gastdozenten in Deutschland und eröffnete damit die kontinuierliche Zusammenarbeit im Tangotanz mit Buenos Aires. Todaro übernahm von 1988 an die Schirmherrschaft über die gemeinsam entwickelte Unterrichtsmethode Tango vom Rio de la Plata®, die heute in vielen Tangoschulen Deutschlands eingesetzt wird.

Von Anfang an bezog Lange in seinen Unterricht elementare Bewegungslehre und Körperarbeit mit ein (1981–1985 Schulung in Gindler Körperarbeit bei Frieda Goralewski / Michel Benjamin. 1983–1990 gestalttherapeutisches Training. Fortbildung in diagnostischer Bioenergetik, Feldenkraisarbeit und Gruppendynamik).

1985 erweiterte Lange sein Unterrichtsangebot um Salsa Cubana und Merengue. Die karibischen Tänze lernte er bei Antonio und Gladys (Leiter des TV Ballet Cuba), Juan José Ortiz (1993–1995), Fradique Lizardo (Leiter des Conjunto Nacional de Folklore) und Oscar Batista (Choreograph).

Seit 2008 unterrichtet er afrikanische und afrokaribische Paartänze aus Angola, Kap Verde, Martinique, Guadeloupe und Haiti (Kizomba, Semba, Coladera, Zouk und Kompa).

Mit großangelegten Impulsen unterstützt Juan D. Lange immer wieder den Tango in Berlin und Deutschland. So leitete er bspw. 2006 das Produktionsteam von Tango-Berlin für die Tangoshow "ilusión de tango – Tango made in Berlin".

Ab März 2017 leitete er die Entwicklung der Tanzpädagogik und die Ausbildung der Tanzlehrer für die auf Sehbehinderte spezialisierte Tanzschule „Lillis Ballroom“. Mit einer ethnografischen Perspektive und einem integrativen Ansatz des Tanzens, basierend auf den Urformen des Paartanzes, entwickelte er einen einfachen Zugang zum Paartanz für Menschen mit Sehbehinderung[16].

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1982, nach der Mitarbeit am Horizonte-Festival 1982,[6][7] begann er in Berlin Tangotanz zu unterrichten.[8][1]

1983 importierte er aus Montevideo die ersten Tangoschallplatten (1500 LPs) für den auf Weltmusik spezialisierten Plattenladen Canzone um das aufkommende Interesse am Tango zu befriedigen.

1984 eröffnete er die erste regelmäßige Berliner Milonga, die Tango Bar im Metropol. Sie galt als Vorbild für viele weitere Veranstaltungen und sorgte für die Entstehung der ersten Tangoszene.[17][18]

1986 organisierte er das erste überregionale Tangotreffen Deutschlands zur Show Tango Argentino im Deutschen Theater München.

1992 schuf er zum 10-jährigen Tangojubiläum ein erstes Forum der Berliner Tangomacher im Künstlerhaus Bethanien als Zeitbühne mit Auftritten zahlreicher Tangopioniere, und mit einer umfangreichen Ausstellung zur Entstehung der Tangobewegung in Berlin.

2001 initiierte er den Aufbau der Plattform Berlin Tango, die im halbjährliche Turnus die Tangogrößen Berlins in einer Milonga-Show präsentierte. Dieses einmalige Projekt in der Tangowelt verband wirtschaftlich konkurrierende Tangoschaffende in einer künstlerischen Gemeinschaftsproduktion.

2006 produzierte Berlin Tango die große Tangoshow ilusión de tango – Tango made in Berlin, in der Lange das Produktionsteam leitete.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Die Zeit Nr. 13, 26. März 1993: „Seit Juan-Dietrich Lange, Ein Deutsch-Uruguayer, vor elf Jahren in Berlin die erste Schule eröffnete, breitet sich das Tangofieber unaufhaltsam aus. Frankfurt, Stuttgart, München, Göttingen, Kiel, Nürnberg …“
  2. Jörg Buntenbach & Jörg Hesse: Tango Metropole Berlin. Kastell 2001, ISBN 3-924592-67-5„Seit 1982 lernen die Berliner, Tango in seinem 4/8-Takt zu tanzen […] Kurze Zeit nach dem ersten Tangounterricht in Berlin eröffnete Juan Dietrich Lange die erste Tangoschule Deutschlands in der Stadt.“
  3. Zitty, 2003, Band 26, Ausgaben 19-21: „Dass der Tango nach den Golden Twenties Berlin ein zweites Mal erobert hat, verdanken wir Juan Dietrich Lange …“
  4. Tagesspiegel, 22. September 1991, Seite 15: „Juan D. Lange ist der Leiter der ersten Tangoschule Deutschlands, die den Tango vom Rio de la Plata unterrichtet.“
  5. WDR5 15./16. September 2011: Eine kurze Geschichte von Nicole Nau und dem Tango auf der Briefmarke„Aber bereits ein Jahr später, im Jahr 1982, erobert der konzertante Tango auf dem Berliner Horizonte-Festival die alte Welt im Sturm. Zu den Organisatoren des Festivals gehört der Berliner Tangolehrer Juan Dietrich Lange. Der gebürtige Uruguayer ist einer der Gründungsväter der deutschen Tangobewegung.“
  6. a b Tagesspiegel, 29. Oktober 1989, Seite 11: „Schon seit einigen Jahren sind der Tanz und die Musik vom Rio de la Plata auch an der Spree zu Hause. Seit dem Horizonte-Festival 1982 mit dem Schwerpunkt Lateinamerika und einer begleitenden Ausstellung ‚Tango — Melancholie der Vorstadt‘ hat sich eine Tangoszene in Berlin herausgebildet, die mittlerweile zur größten (und qualitativ bedeutendsten) im deutschsprachigen Raum geworden ist.“
  7. a b Eberhard Janke: Tango – die Berührung. Focus, 1984, ISBN 3-88349-312-0
  8. a b c Stern 1983: Die Tangowelle rollt über Deutschland, Artikel von Paula Almqvist – „Dietrich Lange, Ethnologiestudent und Taxifahrer verdient sich neuerdings ein Zubrot als alternativer Tanzlehrer. Seine Tango-Workshops am Wochenende sind vor allem bei der mittelständischen Schickeria gefragt.“
  9. Horacio Ferrer u. Wouter Brave: TANGO. Muziek, Dans en Lyriek. Amsterdam 1989, ISBN 9029084073. – „Pionier onder de dansers in Berlijn is Juan D. Lange, een Uruguayaan van Duitse ouders. Hij richt in 1983 zijn tangoschool op en bijna alle tangodansers en tangoleraren in Duitsland zijn bij hem begonnen.“ (Pionier unter den Tangotänzern in Berlin ist Juan D. Lange, ein Uruguayer deutscher Abstammung. Er gründete 1983 seine Tangoschule und beinahe alle Tangotänzer und Tangolehrer in Deutschland haben bei ihm begonnen.)
  10. Ralf Sartori: Tango in München. Geschichte und Gegenwart der Münchner Tango-Szene. MünchenVerlag, München 2007, ISBN 978-3-937090-21-4„Allen voran den von Berlin aus wirkenden Juan Dietrich Lange aus Montevideo, dem nicht nur bei der Initialzündung des Münchner Tango' eine Schlüsselrolle zukam, sondern der überhaupt die ersten Generationen guter Tänzer in West-Berlin und der BRD-West in seinem ‚Estudio Sudamerica‘, der ersten und ältesten Tango-Schule Deutschlands und zugleich Europas, ausgebildet hatte.“
  11. Clarin 26. marzo 1987: „Un Uruguayo, Juan Dietrich Lange de apenas 30 años, antropólogo hijo de alemanes, logro que Berlin, Düsseldorf, Stuttgart, Hamburgo y Frankfurt descubran el placer de bailar nuestra música.“
  12. Boletín del Tango, Berlin 2007 Band 42/43
  13. Tangoschulen, deren Leiter bei Juan D. Lange ausgebildet wurden
    (Orte in alphabetischer Reihenfolge):
    La Boca, Bochum – Esther Szirniks
    Academia de Tango, Frankfurt – Fabiana Jarma
    Tango Milieu, Hannover – Joachim Knust
    Heidelberg – Christina Liakopoyloy
    Estudio Latinoamerica, Kiel – Axel Frauendorf
    Tango Maldito, München – Jürgen Krebes und Johanna Schneider
    Tanzerei, Nürnberg – Linde Winter
    Tangovision, Reutlingen – Martina Beilharz
    Tango-Schule Rostock, Rostock – Birgit Opel und Ulrich Blumenthal
    Simbach/Inn – Nicole Frühwacht
    Tangoloft, Stuttgart – Sieglinde & Kenneth Fraser
    Tango Bohemio, Tübingen – Samuil Kiparidis
  14. Tango Danza Nr. 1, 2003
  15. Ballett international – Tanzaktuell – 1997, S. 54 ff.
  16. Lillis Ballroom
  17. Tip Berlin Heft 3/84: „Einen Schwoof im Rio-de-la-Plata-Stil veranstaltet der Berliner Tangoexperte Juan Dietrich Lange regelmäßig im Metropol.“
  18. Peter Birle: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien, 2010 – „Eine Ausstellung - ‚Melancholie der Vorstadt: Tango‘ - im Künstlerhaus Bethanien – und verschiedene Konzerte, u. a. mit Astor Piazzolla, inspirierten die Besucher. Juan Dietrich Lange eröffnete kurz darauf die Tango-Bar und eine Tanzschule.“