Julia Strecker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Julia Strecker (* 1960 in Bonn) ist eine deutsche evangelische Pastoralpsychologin und Pfarrerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium der Theologie arbeitete Julia Strecker drei Jahre lang als Sozialpädagogin in einem Frauenprojekt in den USA und war vier Jahre als Pastorin für Frauenberatung und Mädchenarbeit im Kirchenkreis Köln-Mitte tätig. Von 2009 bis 2015 war sie mit halbem Dienstauftrag Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg;[1] bereits seit 2008 hatte sie außerdem als systemische Paar- und Familientherapeutin eine eigene Praxis[2].

2010 wurde sie an der Universität Paderborn bei Harald Schroeter-Wittke mit einer Arbeit über Rituale in systemischer Therapie und Seelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz promoviert.[3]

Feministische Seelsorge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1994 veröffentlichte Julia Strecker in der Zeitschrift Schlangenbrut den Artikel Die Frage hinter der Frage mit dem Untertitel Feministische Seelsorge – Perspektiven im Neuland, in dem sie feststellte, dass es die femistische Seelsorge als geschlossene Seelsorgetheorie nicht gebe. Als religionssoziologische Grundannahme femistischer Seelsorge beschreibt sie die patriarchale Ausrichtung von Gesellschaft und Kirche: „Frauen und Männer leben auf dieser Erde nicht als gleichberechtigte Geschlechter, sondern unser Leben ist geprägt von Macht und Strukturen, in denen nach wie vor meist Männer die Mächtigen sind.“[4]

Mit Flügel trotz allem legte sie 1998 gemeinsam mit Ursula Pfäfflin „die erste deutschsprachige Monographie zu feministischer Seelsorge und Beratung“ vor.[5] Ihre Ansätze fanden Eingang in den EKD-Bericht Gewalt gegen Frauen als Thema der Kirche[6] und werden in Arbeiten zur Pastoraltheologie und Seelsorge rezipiert.[7]

Die evangelische Theologin und Religionspädagogin Angela Volkmann überträgt Julia Streckers Ansatz einer feministischen Seelsorge auf die femistisch orientierte Religionspädagogik. Gangbare Wege zur Ausbildung „einer starken weiblichen bzw. nicht-sexistischen und ganzheitlichen Ich-Identität“ von Mädchen könnten entwickelt werden[8],

„... wenn die Symbole, die Sprache, der ganze Sinnzusammenhang theologischen Denkens und Arbeitens auf die Selbstbestimmung und wahrhaft freie Entfaltung der Frauen hin befragt und ausgerichtet werden.“

Julia Strecker[9]

Mitarbeit in Instituten und Fachverbänden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (in Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen in Buchform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mit Ursula Riedel-Pfäfflin: Flügel trotz allem. Feministische Seelsorge und Beratung. Konzeption – Methoden – Biographien. 1. Aufl. Gütersloh 1998, 2. korr. Aufl. Gütersloh 1999, ISBN 3-579-03015-9.
  • Körperorientierte und kreative Methoden in der Seelsorge, in: Uta Pohl-Patalong (Hrsg.), Frank Muchlinsky (Hrsg.): Seelsorge im Plural. Perspektiven für ein neues Jahrhundert (= Ein Lernort-Gemeinde-Buch), Hamburg, EB-Verlag 1999, Gesamttitel (= Ein Lernort-Gemeinde-Buch), ISBN 3-930826-50-X, S. 153 ff.
  • Der Sehnsucht Sprache geben. Liturgische Texte für den Gottesdienst, Gütersloh 2000, ISBN 3-579-03194-5.
  • Rituale in systemischer Therapie und Seelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz, (Elektronische Ressource), Paderborn Universitätsbibliothek 2011, Onlineausgabe als PDF verfügbar.[12] (Univ., Diss., Paderborn 2010)
  • Mit Ursula Riedel-Pfäfflin: Flügel für alle. Feministische Seelsorge und Beratung. Konzeption – Methoden – Biographien. Überarbeitete Neuauflage von Flügel trotz allem. Daedalus, Münster 2011, ISBN 978-3-89126-189-7.
  • Beten mit allen Sinnen: gedichte gebete meditative texte. Fromm Verlag, Saarbrücken 2017, ISBN 978-3-8416-0952-6.
  • Peter Ebel, Heiko Kleve, Julia Strecker (Hrsg.): Systemische Supervision in Lehre und Praxis. Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2022, ISBN 978-3-8497-0447-6.

Zeitschriftenartikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mein Feind... Eine Nachlese, in: Schlangenbrut, Jahrgang 10, 1992, Heft 39 (Thema: In die Schule gegangen – Feministische Religionspädagogik).
  • Die Frage hinter der Frage. Feministische Seelsorge – Perspektiven im Neuland, in: Schlangenbrut, Jahrgang 12, 1994, Heft 46, S. 5 ff.
  • Sexuelle Grenzverletzungen und Übergriffe in Seelsorge und Beratung, in: Pastoraltheologie. Monatschrift für Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft, 91. Jahrgang, 2002, Heft 9, S. 393–395.
  • Warten auf das tote Kind. Gespräche mit Annika, in: Diakonia, 36. Jahrgang, 2005, Heft 6, 419–425.
  • Die Bedeutung und Besonderheit von Ritualen in Seelsorge und Beratung, in: systemagazin. Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung, Jahrgang 27, 2009, Heft 3, S. 121–127.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sabine Bobert: Rezension von Ursula Riedel-Pfäfflin/ Julia Strecker, Flügel trotz allem. Feministische Seelsorge und Beratung, in: WzM, Jahrgang 51, 1999, S. 386f.
  • Rezension zu Julia Strecker, Der Sehnsucht Sprache geben, in: Susan K. Roll (Hrsg.), Women, ritual and liturgy. Ritual und Liturgie von Frauen (= European Society of Women in Theological Research: Jahrbuch der Europäischen Gesellschaft für die Theologische Forschung von Frauen, Band 9, Ritual und Liturgie von Frauen), Leuven 2001, ISBN 90-429-1025-9.
  • Wolfgang Beck: Geschlechterspezifika. Anmerkungen zu Julia Strecker, Sexuelle Grenzverletzungen und Übergriffe in Seelsorge und Beratung, in: Pastoraltheologie. Monatschrift für Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft, 91. Jahrgang, 2002, Heft 9, S. 393–395., in: Wolfgang Beck: Die unerkannte Avantgarde im Pfarrhaus. Zur Wahrnehmung eines abduktiven Lernortes kirchlicher Pastoralgemeinschaft (= Werkstatt Theologie, Band 12), Berlin, Münster 2008, (zugleich Hochschulschrift Graz, Univ., Diss., 2008), ISBN 978-3-8258-1490-8, S. 241
  • Constanze Thierfelder: Situierung im Kontext aktueller Seelsorgeansätze, in: Constanze Thierfelder: Durch den Spiegel der Anderen. Wahrnehmung von Fremdheit und Differenz in Seelsorge und Beratung (= Arbeiten zur Pastoraltheologie, Liturgik und Hymnologie, Band 50), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2009, ISBN 978-3-525-62394-7, 27–40, hier: 36–37.
  • Nicole Frommann: Ursula Riedel-Pfäfflin/Julia Strecker, Flügel trotz allem, in: Nicole Frommann: Das Verletzte stärken. Seelsorge für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen und für Menschen im Wachkoma (= Arbeiten zur Pastoraltheologie, Liturgik und Hymnologie, Band 73), Göttingen, Bristol (Connecticut), Vandenhoeck & Ruprecht 2013, (Online-Ausgabe: ISBN 978-3-647-62422-8), (zugleich Hochschulschrift Jena, Univ., Diss., 2012), ISBN 978-3-525-62422-7, S. 149–156.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. kirche-klettenberg.de (Memento vom 30. August 2012 im Internet Archive)
  2. Dr. Julia Strecker wurde in der Kirchengemeinde Köln-Klettenberg verabschiedet, Artikel im Internetauftritts des Evanglieschen Kirchenkreises Köln und Region, 26. Januar 2015
  3. Rituale in systemischer Therapie und Seelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz. 2011 (uni-paderborn.de [abgerufen am 25. Juni 2022]).
  4. Elke Langhammer: "Ist Gott drin?!" Erfahrungen der Gottespräsenz im pastoralen Alltag von Gemeindeseelsorgerinnen, (Reihe: Kommunikative Theologie - interdisziplinär Communicative Theology - Interdisciplinary Studies Bd. 15) LIT Verlag 2011, ISBN 978-3-643-50286-5, S. 131–134
  5. Sabine Bobert-Stützel: Plädoyer für eine soziologische Re-Vision der pastoralpsychologischen Poimenik (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive), in: Transformationen. Pastoralpsychologische Werkstattberichte, Heft 1, August 2001, S. 4
  6. „Gewalt gegen Frauen als Thema der Kirche“, vorgelegt im Auftrag des Rates der EKD. Ein Bericht in zwei Teilen, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2000, ISBN 3-579-02370-5; Online auf ekd.de
  7. Bspw.: Constanze Thierfelder: Durch den Spiegel der Anderen. Wahrnehmung von Fremdheit und Differenz in Seelsorge und Beratung, Vandenhoeck & Ruprecht 2009, ISBN 978-3-525-62394-7, S. 36f./ Elke Langhammer: "Ist Gott drin?! / Asnath N. Natar: Möglichkeiten und Perspektiven einer feministischen Seelsorgeberatung für die Frauen auf Sumba, Lit Verlag 2012, ISBN 978-3-643-10876-0 / Nicole Frommann: Das Verletzte stärken, Vandenhoeck & Ruprecht 2013, ISBN 978-3-525-62422-7
  8. Angela Volkmann: Eva, wo bist Du? - Die Geschlechterperspektive im Religionsunterricht am Beispiel einer Religionsbuchanalyse zu biblischen Themen (Forum zur Pädagogik und Didaktik der Religion Bd. 2), Verlag Königshausen & Neumann, 2004, ISBN 978-3-8260-2641-6, S. 74f.
  9. Julia Strecker: Theologische Aspekte feministischer Seelsorge, in: Pfäfflin/Strecker: Flügel trotz allem (1998), S. 88, zitiert in: Angela Volkmann: "Eva, wo bist Du?", S. 74
  10. DGSF Intern 2013. Die Bewegung(en) der 5.000, Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie
  11. Julia Strecker | DGSv Berater-Scout. 12. Dezember 2019, abgerufen am 25. Juni 2022 (deutsch).
  12. Rituale in systemischer Therapie und Seelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz. 2011 (uni-paderborn.de [abgerufen am 25. Juni 2022]).