Kalterherberg

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Kalterherberg
Stadt Monschau
Wappen von Kalterherberg
Koordinaten: 50° 31′ N, 6° 13′ OKoordinaten: 50° 31′ 16″ N, 6° 13′ 13″ O
Höhe: 560 m ü. NHN
Fläche: 18,73 km²
Einwohner: 2044 (Apr. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte: 109 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 52156
Vorwahl: 02472
Kirche St. Lambertus in Kalterherberg aus der Vogelperspektive (2017)
Kirche St. Lambertus in Kalterherberg aus der Vogelperspektive (2017)

Kalterherberg ist ein südwestlicher Stadtteil von Monschau in der Städteregion Aachen.

Der Name charakterisiert in der Toponomastik den Ort. Direkt am Hohen Venn gelegen, bekommt diese hochgelegene Gemeinde an der Grenze zwischen Belgien und Deutschland bei typischer Westwetterlage als erster Wind und Wetter ab.[2] Haushohe Buchen-Windschutzhecken verschaffen Abhilfe; Kalterherberg ist ein typisches Beispiel für das Monschauer Heckenland.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick von Westen auf Kalterherberg

Kalterherberg liegt an der belgischen Grenze, 4 km südwestlich von Monschau. Südlich der Ortschaft befindet sich der belgische Truppenübungsplatz Elsenborn.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederschlagsdiagramm

Der Jahresniederschlag beträgt 1386 mm und liegt damit im oberen Zwanzigstel der von den Messstellen des Deutschen Wetterdienstes erfassten Werte. Über 96 % zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der September; am meisten regnet es im Dezember. Im niederschlagreichsten Monat fällt ca. 1,9-mal mehr Regen als im trockensten Monat. In über 92 % aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste Urkunde, in der Kalterherberg genannt wird, trägt das Datum vom 1. Mai 1334. In diesem Jahre verkauften Johannes Payzsche und seine Frau Alleidis in „Kaldeherberich“ dem Kloster Reichenstein eine jährliche Geldrente und setzten ihre Güter zu Kalterherberg als Pfand ein. Die Schöffen und der Forstmeister von Konzen bestätigten diesen Handel. In der Aachener Stadtrechnung von 1385 wird ebenfalls Kalterherberg in Zusammenhang mit einem „Thiis van der Kalden Herbergen“ erwähnt. In einer weiteren Urkunde von 1391 taucht der Name „Kalde Herberge“ auf. Um 1550 gab es eine Kapelle, die dem Hl. Lambertus geweiht war. Der sogenannte Eifeldom, die katholische Pfarrkirche St. Lambertus, entstand zwischen 1897 und 1903 und wurde zwischen 1954 und 1957 umfangreich renoviert.

Die Sprach- und Staatsgrenze verlief ursprünglich etwa im Rurtal. Nach dem Ende der Regentschaft Napoleons fiel u. a. das an die Franzosen seit dem Ersten Koalitionskrieg abgetretene Rheinland (siehe Friede von Lunéville) im Wiener Kongress an Preußen. Zu dieser Zeit ab 1815 gehörte auch Küchelscheid-Leykaul zur Rheinprovinz, wurde aber nach dem Ersten Weltkrieg per Versailler Vertrag 1919 zu Belgien gegeben. Im Zweiten Weltkrieg wenige Jahre wieder zum Deutschen Reich zählend, wurde es im Herbst 1944 von westalliierten Truppen wieder befreit,[3] wobei die Bevölkerung von US-Truppen nach Belgien evakuiert wurde.[4] Am 1. April 1949 wurden auch die westlichen Teile des ehemals zu Kalterherberg gehörenden Dorfes Leykaul sowie mehrere Bauernhöfe temporär zu Belgien geschlagen. Die Rückgabe dieser Teilgebiete an Deutschland erfolgte am 28. August 1958 aufgrund eines am 24. September 1956 geschlossenen deutsch-belgischen Grenzvertrages (BGBl. 1958 II S. 262). Der westliche Teil von Leykaul verblieb dauerhaft bei Belgien und zählt, wie Küchelscheid, heute zur deutschsprachigen Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde Bütgenbach.[5][6]

Bis zum 31. Dezember 1971 gehörte Kalterherberg als eigenständige Gemeinde zum damaligen Kreis Monschau und zum damaligen Regierungsbezirk Aachen. Sowohl der Kreis als auch der Regierungsbezirk wurde am 1. Januar 1972 durch das Aachen-Gesetz aufgelöst und Kalterherberg in die Stadt Monschau eingegliedert.[7]

Am 13. Mai 2002 wurde Kalterherberg während der zweiten Etappe des Giro d’Italia durchfahren.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der früheren Gemeinde Kalterherberg
Wappen der früheren Gemeinde Kalterherberg
Blasonierung: „Unter im Zickzackschnitt geteiltem grünen Schildhaupt, darin balkenweise drei silberne (weiße) Lilien; in Gold (Gelb) eine zweitürmige schwarze Kirche mit silbernen (weißen) Fenstern und Tor.“[8]
Wappenbegründung: Das von Joseph Decku entworfene Wappen wurde 1956 vom nordrhein-westfälischen Innenminister verliehen. Es zeigt die St. Lambertuskirche, welche auch als einer der Eifeldome gilt. Die Lilien gelten als Marienzeichen und stehen für das Kloster Reichenstein, welches mit der Gründung des Ortes in Zusammenhang gebracht wird.

Sehenswürdigkeiten und Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliger Bahnhof Kalterherberg an der Vennbahnstrecke, seit 2012 ausgebaut zum Vennbahnradweg Aachen-Ulfingen
  • Die alten Häuser des Dorfes zeigen die typischen Hausformen der Venndörfer: das auf eine Urform zurückgehende Steinhaus mit Kamin und Eingang im Giebel mit beidseitig tief heruntergezogenem Dach, die fränkische Form mit Eingang an der Längsseite und mitten im Haus stehenden Kamin sowie ein aus Torflagerhallen entwickeltes Langhaus.
  • Die zweitürmige Kirche St. Lambertus, erbaut 1901, zählt zu den Eifeldomen.
  • Im Ort gibt es Hotel, Restaurant, Cafe, Ferienhäuser und -wohnungen für Reisende und Touristen.
  • Ebenso steht für die zahlreichen Besucher ein Touristik-Informationszentrum zur Verfügung, das als Nebenstelle der Monschau-Touristik, welches sich in der historischen Monschauer Altstadt befindet, betrieben wird. Es ist in den Monaten April bis Ende Oktober freitags, am Wochenende sowie in den NRW-Schulferien auch Wochentags geöffnet.

Direkt am Eingang der Tourismus-Information ist ferner eine 24/7 Rad-Servicestation vorhanden.

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschilderung der Vennbahn am ehemaligen Bahnhof Kalterherberg

Kalterherberg war ehemals an die Eisenbahnstrecke Aachen – St.Vith (Vennbahn) angebunden. Der damalige Bahnhof liegt auf dem Gemeindegebiet der belgischen Gemeinde Bütgenbach.

Die AVV-Buslinien 85 und 385 verbinden Kalterherberg mit Monschau, Mützenich, Imgenbroich und Eupen. Zusätzlich verkehrt der NetLiner der ASEAG.[9]

Linie Betreiber Verlauf
85 ASEAG Imgenbroich – / Monschau Altstadt – Mützenich – Reichenstein – Kalterherberg Kirche – Kalterherberg Oberdorf – Kleinfrankreich
385 ASEAG / TEC Eupen Bushof – Ternell Naturzentrum (B) – Mützenich (D) – Monschau – Kalterherberg Kirche – Kalterherberg Bf (AVV-Tarif gilt nur im deutschen Streckenabschnitt)
NetLiner Monschau ASEAG NetLiner: Fährt 30 min. nach der Buchung. Fährt Mo-Fr von 8-12 Uhr und von 15-21 Uhr. Bedient: Monschau Altstadt, Imgenbroich, Konzen, Mützenich, Kalterherberg, Höfen, Alzen, Rohren, und Widdau

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Conrads: Das Venndorf Kalterherberg mit dem Kloster Reichenstein, Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen, 1988
  • Karl Corsten: Das Gefecht in Kalterherberg am 16. Dezember 1648, Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 112 (jg), 1928, S. 154–156
  • Toni Offermann: Nationalsozialistische anthropologische Untersuchungen in Kalterherberg, Eicherscheid und Monschau 1936 und 1939, Weiß-Druck, 1990
  • Kurt Mertens: Kalterherberg von 1814 bis 1944 in Gemeindechroniken, Gemeinderatsprotokollen und sonstigen Niederschriften – ein heimatgeschichtliches Lesebuch, Beiträge zur Geschichte des Monschauer Landes, Bd. 1, Geschichtsverein des Monschauer Landes, Monschau 1990

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kalterherberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anlage 2: Ortsübersicht mit Einwohnerzahlen (Stand Ende April 2016). (PDF; 2,4 MB) In: Markterkundung zur Breitbandversorgung im Stadtgebiet Monschau. Stadt Monschau, die Bürgermeisterin, 1. Juni 2016, S. 5, abgerufen am 17. März 2021.
  2. Andreas Fasel: Kältekammer in der Eifel. 18. März 2006 (welt.de [abgerufen am 18. Juni 2019]).
  3. siehe z. B. 'The Siegfried Line Campaign', Kapitel 4: VII Corps Penetrates the Line, S. 84
  4. British Movietones: Germans evacuated from own homes. Abgerufen am 12. Mai 2021.
  5. butgenbach.be
  6. siehe auch Daniel-Erasmus Khan (2004): Die deutschen Staatsgrenzen: rechtshistorische Grundlagen und offene Rechtsfragen, S. 471 (online).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 309.
  8. Monschauer Stadtteilwappen
  9. Der NetLiner – mobil in Monschau. In: aseag.de. ASEAG, abgerufen am 17. März 2021.
  10. „Das kalte Wasser wird schon warm, wenn man sich traut zu springen“ – Wie Deutschland zur Heimat wurde. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
  11. Lewis Gordon: As if Wes Anderson ran amok at Aardman: Harold Halibut, the visually stunning puppet adventure game. In: The Guardian. 16. April 2024, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 16. April 2024]).