Karl Begrich

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Karl Gustav Adolf Begrich (* 9. September 1879 in Schora/Zerbst; † 26. Januar 1952 in Emersleben) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und Theologe.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Begrich war der jüngste Sohn des Pfarrers Karl Gustav Adolf Begrich (1833–1905) und dessen Ehefrau Minna Magdalena Dorothea Brennecke (1842–1911), Tochter eines Zuckerrübenfabrikbesitzers aus Wegeleben bei Halberstadt. Ihre Familie gehörte zur Brüdergemeine Gnadau. Sowohl sein Onkel väterlicherseits, Carl Eduard Friedrich Begrich (1839–1901), als auch die beiden älteren Brüder Paul und Johannes Begrich waren Pastoren.[1] Die Theologen Joachim Begrich und Martin Begrich waren Neffen.

Wie sein ältester Bruder Paul heiratete Begrich eine der fünf Töchter des Pastors August Müller, Oberpfarrer von Barby. Gertrud Müller war eine Großnichte des Gründers der St. John Lutheran Church in Chester (Illinois) C. H. Siegmund Buttermann (1819–1849).[2]

Gertrud und Karl Begrich hatten fünf Kinder, unter denen die drei Söhne Jobst, Heinrich[3] und Siegfried Begrich, ebenfalls Pastoren wurden.[4] Der Theologe und Autor Gerhard Begrich[5][6] und der langjährige Leiter der Finanzabteilung des Kirchenamtes der EKD, Thomas Begrich,[7] sind Enkel.

Ausbildung und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie seine Brüder Paul, Johannes und Otto Begrich besuchte Karl Begrich bis 1899 das Gymnasium Unserer Lieben Frauen in Magdeburg und studierte anschließend sieben Semester Theologie in Halle, wo er 1903 das erste theologische Examen ablegte. Bis 1904 war er Hauslehrer im Hause von Gansauge in Wernigerode. 1904 promovierte er an der Universität Tübingen über das Thema Das Messiasbild des Ezechiel. Nach dem Predigerseminar in Wittenberg und dem zweiten theologischen Examen wurde er 1905 im Magdeburger Dom ordiniert. Kirchenpatron Graf von Helldorf berief ihn zum Pfarrer in Predel, als Nachfolger seines älteren Bruders Johannes Begrich. 1908 folgte er dem Ruf der Kirchgemeinde Profen. Damit ließ er sich in der Nähe seiner Brüder in der Gegend um Zeitz nieder.

Begrich betrieb eine rege Jugendarbeit, seine Gottesdienste waren gut besucht. Dem Zeitzer Superintendenten und Oberpfarrer Heinrich Kabis wird nachgesagt, er soll in Bezug auf die geschätzte Arbeit der Brüder prophezeit haben: „Es wird die Zeit kommen, daß man fragen wird: Ist denn kein Begrich da?“[8] Nach dem frühen Tod der beiden Brüder folgte Begrich dem Ruf nach Emersleben, wo er 1952 starb.[9] Beide Pfarrstellen übernahmen Söhne von ihm. Der älteste Sohn Jobst Begrich erhielt eine Pfarrstelle in Bornhagen und zog ab 1952 auf den Pfarrhof Reinsdorf, wo hundert Jahre zuvor der Bruder von H. C. Siegmund Buttermann gewirkt hatte – Eduard Buttermann (1814–1882).[10][11]

Während des Nationalsozialismus war Begrich wie auch seine drei Pastorensöhne Mitglied der Bekennenden Kirche und vermied den Hitlergruß.[12] Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit publizierte er zu theologischen und historischen Fragen in regionalen Zeitungen; während des Ersten Weltkrieges etwa auch die Feldpostbriefe des Lehrers Hans Kondruß.[13][14][15]

Seine Dissertation Das Messiasbild des Ezechiel wird noch heute rezipiert und diskutiert.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Ein Lazarett- und ein Feldtagebuch von Tutti und Martin Begrich 1914–1918 (Schriftenreihe Denk-MAL-Prora, Bd. 6), Halle 2014, ISBN 978-3-95486-455-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die zweite Theologengeneration Begrich um 1900, Aufnahmen um 1900, abgerufen bei Denk-MAL-Prora, 9.4.2017.
  2. New Church Website/History Siegmund Buttermann Zudem war sie eine Schwägerin des Romanisten Georg Storost, Bruder des litauischen Philosophen Vydūnas. Vgl. Brita Storost: Annaberger Annalen 14/2016, S. 121.
  3. Biografie im Gemeindebrief Erlöserkirche April/Mai 2012, Nr. 2, S. 9 (Pastor Traugott Begrich).
  4. Tochter Elisabeth heiratete den Pfarrer Rudolf Hintzsche. Es waren die späteren Schwiegereltern des Pfarrers an der Berliner Zionskirche Hans Simon, der mit seiner Frau in den 1980er Jahren der oppositionellen Umwelt-Bibliothek in den Kellerräumen des Pfarrhauses Platz gewährte. Ein weiterer Sohn, Paul Gerhard Begrich, wählte die militärische Laufbahn und fiel 1942 als Hauptmann der Wehrmacht in der Schlacht von Stalingrad. Vgl. Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014, S. 60 ff.
  5. Evangelischer Theologe erhält Preis der Jüdischen Gemeinde Halle, Pressestelle EKMD, 4.11.2003
  6. Ein scheinbar jüdischer Hut, Deutschlandradio Kultur, 26.4.2015
  7. Thomas Begrich (Memento des Originals vom 22. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ekd.de
  8. Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014, S. 364.
  9. Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014, S. 62 f.
  10. Reinsdorfer Kirchturm hat seine restaurierte Bekrönung wieder, Thüringer Allgemeine, 25. 6.2016.
  11. Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014.
  12. Die Begrichs – eine Pfarrersfamilie, Podcast NDR-Info, 11.4.2015
  13. Vgl. beispielsweise: Heimatkalender für den Kreis Zeitz, 1916, S. 34 und 35. Diese Aufzeichnungen waren 2014 Gegenstand einer Ausstellung des Stadtarchivs Zeitz: Tagebuch im Krieg – Der 1. Weltkrieg in persönlichen Aufzeichnungen
  14. Zeitz-Stadtarchiv trägt zu Gedenken an 1. Weltkrieg bei
  15. Vom Alltag im mörderischen Krieg, Mitteldeutsche Zeitung, 30./31. August 2014 (Petrik Wittwika)
  16. Zum Beispiel: Young S. Chae: Jesus as the Eschatological Davidic Shepherd: Studies in the Old Testament, Second Temple Judaism, and in the Gospel of Matthew, Tübingen 2006, S. 45.