Karl Zipf

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Karl Eduard Zipf (* 1. Januar 1895 in Oberkirch (Baden); † 22. März 1990 in Mannheim-Neckarau[1]) war ein deutscher Arzt und Pharmakologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Eduard Zipfs Eltern waren ein Oberkircher, aus Schopfheim stammender Uhrmacher gleichen Namens († 1923) und dessen Frau Luise geb. Geiger. Noch heute (2014) befindet sich in dem vom Vater erworbenen Oberkircher Haus Hauptstraße 47 ein Uhrengeschäft.[1] Ein jüngerer Bruder, Hans Friedrich Zipf, wurde gleichfalls Pharmakologe. Nach Besuch des Gymnasiums in Offenburg studierte Karl Eduard in Straßburg, Würzburg und Heidelberg Medizin. Während seines Studiums wurde er 1914 Mitglied der Straßburger Burschenschaft Arminia, aus der er 1919 jedoch wieder austrat.[2] In Heidelberg wurde er 1921 zum Dr. med. promoviert. Ab 1923 arbeitete er am Pharmakologischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg bei Rudolf Gottlieb, ab 1924 am Pharmakologischen Institut der Universität Münster bei Hermann Freund. Dort habilitierte er sich 1926. 1933 wurde er als Nachfolger von Fritz Eichholtz auf den Lehrstuhl für Pharmakologie der Universität Königsberg berufen, den er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs innehatte. Von 1934 bis 1947 war er Mitglied des Vorstandes der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst in der Pharmazeutischen Industrie sowie am Deutschen Arzneiprüfungsinstitut in München.[3] 1954 übernahm er den Lehrstuhl für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der Tierärztlichen Fakultät der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Von 1957 bis 1961 war er Dekan seiner Fakultät. 1963 wurde er emeritiert, leitete das Institut aber bis 1970 kommissarisch weiter.

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seiner Heidelberger Zeit untersuchte Zipf kreislaufwirksame Stoffe, darunter das Adenosin, das damals als blutgefäßerweiternde Substanz verwendet wurde.[4][5] In Königsberg testete er den Antagonismus von Analeptika, zentralnervös erregenden Substanzen, gegenüber Schlaf- und Narkosemitteln wie Hexobarbital. Am brauchbarsten als Gegengift fand er das Pentetrazol oder Cardiazol®.[6] Heute sind die Analeptika obsolet. Kreislaufwirksame Substanzen wie Reserpin und Ajmalin waren wieder Forschungsgegenstand in München.[7][8]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1961 verlieh die Münchener Tierärztliche Fakultät Zipf die Ehrendoktorwürde. Kurz vor seinem 70. Geburtstag erhielt er am 7. Dezember 1964 den Bayerischen Verdienstorden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H. Greim: Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Zipf. In: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie. 8, 1991, S. 10–11.
  • Jürgen Lindner, Heinz Lüllmann: Pharmakologische Institute und Biographien ihrer Leiter. Editio Cantor, Aulendorf 1996, ISBN 3-87193-172-1.
  • Harry Scholz, Paul Schroeder: Pharmakologisches Institut, Medizinische Fakultät der Albertus-Universität zu Königsberg/Pr. In: Athineos Philippu (Hrsg.): Geschichte und Wirken der pharmakologischen, klinisch-pharmakologischen und toxikologischen Institute im deutschsprachigen Raum. Band 3. Ergänzung. Berenkamp-Verlag, Innsbruck 2011, ISBN 978-3-85093-281-3, S. 190–192.
  • Rüdiger Schulz: Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. In: Athineos Philippu (Hrsg.): Geschichte und Wirken der pharmakologischen, klinisch-pharmakologischen und toxikologischen Institute im deutschsprachigen Raum. Berenkamp-Verlag, Innsbruck 2004, ISBN 3-85093-180-3, S. 536–541.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Mitteilung des Stadtarchivs Oberkirch an Benutzer:Coranton. Die Angabe „Leutershausen an der Bergstraße“ als Sterbeort in Greim sowie Lindner und Lüllmann, s. Literatur, ist irrig.
  2. Paul Wentzcke: Burschenschafterlisten. Zweiter Band: Straßburg – Die Straßburger Burschenschaft 1880 bis 1918. Görlitz 1942, Die Burschenschaft Arminia (1886) Nr. 198.
  3. Ferdinand Schlemmer: Deutsches Arzneiprüfungsinstitut. In: Pharmazeutische Zeitung 108, 1963, S. 1319–1325.
  4. Karl Zipf: Über die physiologische und pharmakologische Bedeutung kreislaufwirksamer, intermediärer Stoffwechselprodukte. In: Klinische Wochenschrift. Band 10, Nr. 33, 1931, S. 1521–1523, doi:10.1007/BF01735215.
  5. K. Zipf, W. Giese: Über die Wirkung adenosinartiger Stoffe und einiger Organextrakte auf die Kapillaren. In: Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Band 171, 1933, S. 111–118, doi:10.1007/BF01981253.
  6. K. Zipf, W. A. Windschus, F. Kokoschka: Zur Wirkung von Cardiazol, Coramin, Hexeton, Strychnin und Ikoral gegenüber Narkotica. In: Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Band 185, 1937, S. 113–124, doi:10.1007/BF01865312.
  7. K. Zipf: Zur Pharmakologie Blutdruck-wirksamer Rauwolfia-Alkaloide. In: Arzneimittel-Forschung. Band 7, 1957, S. 475–477.
  8. Alfred Petter, Karl Zipf: Zur antifibrillären Herzwirkung von Ajmalin, Brom-Ajmalin, Chinidin und Novocainamid. In: Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Band 243, 1962, S. 519–527, doi:10.1007/BF00244950.