Kirche Zöbigker

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Kirche Zöbigker, 2010

Die Kirche Zöbigker – bekannt auch als Fahrradkirche Zöbigker – ist das evangelische Gotteshaus in Zöbigker, einem Ortsteil von Markkleeberg, im Landkreis Leipzig in Sachsen. Die Kirche, die zur Martin-Luther-Kirchgemeinde Markkleeberg-West gehört, wird seit 2006 wiederaufgebaut. Sie liegt an der Via Imperii und am Lutherweg Sachsen.

Die Kirche Zöbigker um 1840
Der unversehrte Kirchturm Zöbigker, vor 1942
Brand der Kirche Zöbigker im Jahr 1942

Die genaue Entstehungszeit des ursprünglichen Gotteshauses ist nicht bekannt. 1726 veranlasste der Rittergutsbesitzer von Zöbigker, der sächsische Oberpostmeister Johann Jacob Kees der Jüngere, die Erneuerung der alten Kirche von Zöbigker im Barockstil. Eine weitere Renovierung fand 1883 unter Leitung des Kirchenbaumeisters Hugo Altendorff statt.

Das Gotteshaus brannte am 17. Mai 1942 nieder. Ursache war ein Schwelbrand im Orgelmotor (Gebläse-Motor). Das Feuer vernichtete alles bis auf die Grundmauern.

In diesem Zustand blieb das Bauwerk über Jahrzehnte. Gründe waren die DDR-Mangelwirtschaft und die kirchenfeindliche Politik der DDR. Erschwerend hinzu kam die drohende Abbaggerung von Zöbigker wegen des nahenden Braunkohle-Tagebaus Cospuden.

2006 starteten Mitglieder der Kirchgemeinde Zöbigker auf dem Gelände um die Dorfkirche einen Arbeitseinsatz und setzten damit ein Zeichen. Es fiel der Entschluss, das Gotteshaus als Fahrradkirche in der Art einer Radwegekirche nutzen zu wollen. Am Ostermontag 2007 wurde der erste Radfahrer-Gottesdienst an der Kirchenruine gefeiert, 2015 erstmals auch im Inneren der Kirchenruine. Für das Projekt wurde der Förderverein 2017 mit dem „Sächsischen Bürgerpreis“ ausgezeichnet.

Das Bauwerk ist eine Saalkirche mit Chorturm und eingezogenem Ostchor. Am Baukörper, einem an der Außenseite verputzten Ziegelbau, ist am Turm der Ansatz einer Tonnenwölbung erkennbar.

Erbaut wurde die Kirche im 13. oder 14. Jahrhundert, Umbauten gab es im 18. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert und im frühen 21. Jahrhundert. Folgende Jahreszahlen sind überliefert: 1726: Erneuerung, 1883: Renovierung, 2006: Neuweihe, 2009: Sicherung, 2014 bis 2020: Sanierungsmaßnahmen sowie Neubau Dachstuhl. Der Sakralbau weist (bzw. wies) Merkmale von Romanik, Barock, Historismus und Moderne auf.[1]

Um nach Jahrzehnten der Verwitterung und des Verfalls die Kirchenruine wieder für Veranstaltungen nutzen können, wurde von 2014 bis 2020 die Verkehrssicherheit wiederhergestellt: Es erfolgten Sanierungsmaßnahmen an der einsturzgefährdeten Bestandsmauer und am Turmstumpf, die Erneuerung des Ringankers, Außenputzarbeiten mit Kalkputz und gesiebtem Quarzsand aus der Grube Großschkorlopp und die Sicherung der historischen Putze aus dem 18. Jahrhundert im ziegelsichtig verbliebenen Innenraum.

Im neu errichteten Südanbau gibt es eine behindertengerechte Toilettenanlage, im Ostanbau einen Lager- und Medienraum. Im Kircheninneren wurden die Bodenbeläge erneuert, und neu eingelassene Fundamente tragen den Dachstuhl für das lichtdurchlässige Membrandach.[2]

Mitte Mai 2024 wurden per Schwerlastkran die beiden je zwölf Tonnen schweren Turmelemente aufgesetzt und mit dem Betonanker verbunden. Damit gilt der Wiederaufbau nach 18 Jahren als weitgehend abgeschlossen. Die Gesamtkosten lagen laut Förderverein bei einem „mittleren sechsstelligen Betrag“, die auch dank zahlreicher Helfer, Spender und Sponsoren zusammengetragen werden konnten.[3]

Projekt Fahrradkirche Zöbigker

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Im Oktober 2006 startete die Martin-Luther-Kirchgemeinde Markkleeberg-West ihr Projekt „Fahrradkirche Zöbigker entsteht aus einer Ruine“. Das Ziel ist, die einstige Dorfkirche Zöbigker mit ihrem Außengelände zu beleben – als Ort der Besinnung, der Begegnung und der Kommunikation für Markkleeberger, für Besucher aus dem Umland und für Touristen –, unabhängig von sozialen Schichten und Herkunft.

Das Kirchengrundstück liegt im Naherholungsgebiet Leipziger Neuseenland in der Nähe des Hafens Zöbigker, das ein umfangreiches und modernes Radwegenetz hat. Der Radweg Neuseenlandroute ist rund 100 Kilometer lang, verläuft am Ostufer des Cospudener Sees und wird gern und viel sowohl von Einheimischen als auch von Tages- und Wochenendausflüglern genutzt. Außerdem führt der ökumenische Pilgerweg Via Imperii dort entlang.

Die Fahrradkirche bietet die Gelegenheit, abseits der Touristenströme zu Besinnung zu finden sowie besondere Veranstaltungen zu erleben. Das Fahrrad ist dabei auch als Symbol zur Bewahrung der Schöpfung zu verstehen.

Ziel ist, die Fahrradkirche Zöbigker nach Ende des Wiederaufbaus als verlässlich geöffnete Kirche zu verankern – unter dem Leitsatz „Wen dürstet, der komme“ (Offenbarung 22,17).[4] Neben der Vermittlung von Geschichte und Kultur sollen christliche Werte erlebbar und auch Nichtchristen der Zugang zur Kirche, Gott und zueinander angeboten werden.[5]

Der Verein der Freunde und Förderer der Fahrradkirche Zöbigker e. V. gründete sich am 9. November 2010. Ziel ist das Engagement für die Erhaltung und Sanierung der einstigen Dorfkirche und die Ermöglichung ihrer dauerhaften Nutzung.[6]

  • Die Glocke der Kirche Zöbigker konnte 1942 nach dem Brand geborgen werden. Am 13. September 2020 konnte sie dank des Mitmachfonds Sachsen in das Gotteshaus zurückkehren, wurde dort in den neu entstehenden Kirchturm auf der ersten Turmebene in den neuen Glockenstuhl eingehängt, neu geweiht und kann geläutet werden.[7]
  • Der Wiederaufbau der Kirche Zöbigker wurde mit 90.000 Euro aus dem einstigen Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR gefördert.[8]
  • Sanierung und Sicherung des Sakralbaus wurden ab 2012 mehrfach von archäologischen Untersuchungen begleitet. Gefunden wurden Spuren möglicher Vorgängerbauten, Grüfte sowie mehrere Körpergräber des ehemaligen Friedhofes. Auch konnten Siedlungsspuren aus vorgeschichtlicher Zeit erfasst werden.[9]
  • Das Pfarrerbuch Sachsen verzeichnet Pfarrer an der Kirche Zöbigker seit 1539.[10]
  • Lutz Heydieck: Landkreis Nordsachsen Historischer Führer. Beucha Markkleeberg 2016, ISBN 978-3-86729-171-2.
Commons: Kirchenruine Zöbigker – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Mirko Seidel: Fahrradkirche Zöbigker (bei Leipzig). In: www.architektur-blicklicht.de. 21. Januar 2014, abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  2. Bau. In: www.martin-luther-kirchgemeinde.de. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  3. Rainer Küster: Neuer Turm nach 82 Jahren. In: Leipziger Volkszeitung (Druck-Ausgabe), 16. Mai 2024. Markkleeberg 2024, S. 18.
  4. Offenbarung 22. In: www.bibleserver.com. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  5. Fahrradkirche Zöbigker - Das Projekt. In: www.martin-luther-kirchgemeinde.de. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  6. Verein der Freunde und Förderer der Fahrradkirche Zöbigker e.V. In: www.martin-luther-kirchgemeinde.de. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  7. Glocke in Fahrradkirche Zöbigker. In: www.mitmachfonds-sachsen.de. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  8. Fahrradkirche Zöbigker erhält Mittel aus ehemaligen SED-Millionen - CDU-Fraktion im Landtag einigt sich auf Maßnahmen. In: www.oliver-fritzsche.de. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  9. Archäologie in der Dorfkirche von Zöbigker (Lk. Leipzig) — Einladung zum Presserundgang durch die Fahrradkirche. In: www.medienservice.sachsen.de. 18. Oktober 2017, abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  10. Pfarrer Zöbigker. In: pfarrerbuch.de. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).

Koordinaten: 51° 15′ 55″ N, 12° 21′ 0″ O