Kirche zum Heiligen Kreuz (Pakens)

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Kirche zum Heiligen Kreuz

Die Kirche zum Heiligen Kreuz im wangerländischen Dorf Pakens ist das Gotteshaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Pakens-Hooksiel. Die Kirche, die zu Beginn des Spätmittelalters im romanischen Baustil errichtet wurde, steht auf dem erhöhten Westende eines ehemaligen Seedeiches. Sie ist eine von dreizehn Stationen des Wangerländischen Pilgerweges.[1]

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altar und Kanzel der Kirche zu Pakens

Die von einem Friedhof umgebene Kirche zum Heiligen Kreuz ist eine rechteckige Einraumkirche mit einer nach Osten hin angebauten halbrunden Apsis. Die Länge des Gotteshauses beträgt 22, seine Breite 7,[2] der Halbmesser der Apsis 2,25 Meter.[3] Die Wände der Kirche sind etwa anderthalb Meter dick. Der Raum zwischen der äußeren Granit- und der inneren verputzten Backsteinmauer wurde mit Geröll und Abschlägen verfüllt. Südlich des Kirchenschiffes befindet sich der frei stehende Glockenturm, ein sogenannter Parallelmauerturm mit vier Glocken.[4] Die Nord- und Südwand der Pakenser Kirche sowie die unteren Abschnitte ihrer Ost- und Westwand bestehen aus Granitquader, die mit horizontal durchlaufenden Lagerfugen verbaut wurden. Die obere Ostwand besteht aus Backsteinen im Klosterformat, die im Giebelbereich im Fischgrätmuster vermauert wurden. Die Westwand besteht ebenfalls aus Backsteinen, die im unregelmäßigen Verband vermauert wurden. Im Giebelbereich finden sich verschiedene Schmuckformen. Den oberen Abschluss der beiden Granitmauern bildet das sogenannte Deutsche Band. Das Mauerwerk wird durch zahlreiche Anker zusammengehalten.

Das Eingangsportal befindet sich auf der Westseite. Jeweils drei rundbogige Fensteröffnungen mit schrägen Laibungen sind in den oberen Teilen der Nord- und Südwand eingelassen. Drei weitere – allerdings erheblich kleinere – Rundbogenfenster finden sich in der Apsis. Über dem mittleren Fenster ist ein Sandsteinrelief eingelassen, das den gekreuzigten Christus sowie dessen Mutter Maria und den Apostel Johannes zeigt.

Das Kirchendach trägt an seinem östlichen Ende eine auf einer Kugel montierte Wetterfahne.[5]

Der Weg in die Kirche führt durch einen Vorraum, der sich unter der Orgelempore befindet und durch eine verglaste Holzwand mit Mitteltür vom eigentlichen Kirchenschiff abgetrennt ist. Von hier führt auf der linken Seite eine Treppe zur Orgelempore; auf der rechten Seite liegt die kleine Sakristei. Die Kirchenbänke, ein aus den 1640er Jahren stammendes Kastengestühl mit Balustergeländer im oberen Teil, stehen rechts und links des einzigen Ganges, der den Eingangsbereich mit dem Chorraum verbindet.[6]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel der Kirche zum Heiligen Kreuz

Die Orgel wurde 1664 vom Hamburger Orgelbaumeister Joachim Richborn gebaut. Das Werk hatte 8 Stimmen auf einem Manual, hiervon sind 4 Register original erhalten. Ursprünglich hatte sie folgende Disposition:[7][8]

Manual CDEFGA–a2
Prinzipal 8′
Gedackt 8′
Octav 4′
Flöte 4′
Nasat 3′
Mixtur III–IV
Trompete 8′
Regal 8′
Schwebung (Tremulant)
Vogelschrei
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P
  • Temperatur: vermutlich mitteltönig
  • Stimmung: ca. 1 Ganzton höher

1679 erhielt die Orgel eine Farbfassung. Johann Friedrich Constabel führte 1756 eine Reparatur durch. Im Jahr 1897 erfolgte ein Umbau und Erweiterung durch ein Pedalwerk durch den Oldenburger Orgelbauer Schmid III. Dabei wurden neue mechanische Kegelladen und neue Kastenbälge eingebaut. Im Zeitraum zwischen 1937 und 1960 baute Alfred Führer (Wilhelmshaven) das Instrument mehrfach um. 1937 erfolgte der Neubau pneumatischer Kegelladen, eines Magazinbalgs und einiger neuer Stimmen. 1951, 1957 und 1960 unternahm Alfred Führer den Neubau einer mechanischen Schleifladenorgel unter Beibehaltung der alten Register. Aus Magazinbeständen wurde ein sehr altes Register Oktav 2′ hinzugefügt, das zunächst im Hinterwerk stand. Durch Bartelt Immer (Norden) erfolgte schließlich 1999 die Reinigung und Nachintonation der alten Register sowie die Zusammenfassung alter Stimmen im Hauptwerk.

Die heutige Disposition lautet folgendermaßen:[7]

I Hauptwerk C–f3
Prinzipal 8′ W
Quintade 8′ Y
Oktav 4′ W
Rohrflöte 4′ Y
Oktav 2′ Z[Anm. 1]
Mixtur III W
Dulcian 8′ Y
II Hinterwerk C–f3
Gedackt 8′ W
It. Prinzipal 4′ Z
Gemshorn 2′ Y
Nasard 113 Y
Pedal C–d1
Subbaß 16′ X
Oktav 8′ Z
Nachthorn 4′ Y
Rohrquinte 223 Y

Anmerkungen

  1. alt, aus Magazinbeständen
W = Joachim Richborn, Hamburg (1664)
X = Johann Martin Schmid (Schmid III) (1897)
Y = Alfred Führer, Wilhelmshaven (1937)
Z = Alfred Führer (1951/57/60)

Pakenser Pastoren von der Reformation bis 1917[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die in folgender Liste gemachten Angaben sind, sofern nicht anders vermerkt, dem Verzeichnis der Prediger des Herzogtums Oldenburg entnommen.[9]

Geistliche Zeitraum Anmerkungen
Dominus Everhard vor 1540 Everhardus war „der erste, der nach Abschaffung des Pabstthums das Evangelium hieselbst gepredigt. Liegt nächst dem Chor begraben.“[10]
Petrus Kempis 1540? bis ? Kempis entwickelte eine an die Deutsche Messe Martin Luthers angelehnte Liturgie – zunächst für Jever, dann für Pakens.
Magister Johannes Wagner 1585–1588 Wagner stammte gebürtig aus Oldenburg.
Fridericus Bose 1588–1596
Arnoldus Rudolphi 1596–1619 Rudolphi verstarb in Pakens. Seine Grabplatte befindet sich im Vorraum der Heilig-Kreuz-Kirche.[11]
Magister Theodorus Eimken 1619–1631 Eimken stammte gebürtig aus Hannover.
Vakanz 1631–1634
Magister Ericus Notelius 1634–1657 Notelius stammte gebürtig aus Hannover. Er hielt Ende August 1634 den Trauergottesdienst für den verstorbenen jeverschen Superintendenten Aegidius Conrad Gualtperius. Die Predigt liegt in gedruckter Form vor.[12]
Magister Lüderus Wiggers 1657–1659 Wiggers stammte gebürtig aus Berne.
Georgius Decker 1658–1693 Decker stammte gebürtig aus Hamburg.
Mathias Cajus Ahrends 1694–1728 Ahrends stammte gebürtig aus Delmenhorst.
Christian Carstens 1728–1754 Carstens stammte gebürtig aus Minsen im Wangerland.
Anton Günther Rittershusen 1754–1775 Rittershusen stammte gebürtig aus Neuende (heute Stadtteil von Wilhelmshaven).
Vakanz 1775–1777
Friedrich August Janssen 1777–1784 Janssen stammte gebürtig aus Neuende.
Konrad Friedrich Berlage 1785–1793 Berlage stammte gebürtig aus Neuende.
Heinrich Toel 1793–1800 Toel stammte gebürtig aus Jever.
Christian Carstens 1800–1808 Carstens stammte gebürtig aus Funnens bei Hohenkirchen.
Wilhelm Tiarks 1808–1823 Tiarks stammte gebürtig aus Jever.
Friedrich Wilhelm August Reuter 1823–1827 Reuter stammte gebürtig aus St. Joost.
Franz Berlage 1827–1837 Berlage stammte gebürtig aus Pakens. Er war der Sohn des früheren Pakenser Pastors Konrad Friedrich Berlage.
Christian Carl Wöhrmann 1838–1849 Wöhrmann stammte gebürtig aus Eutin.
Martin Bernhard Ludwig Geiler 1849–1870 Geiler stammte gebürtig aus Oldenburg.
Ludwig Konrad Martin Schauenburg 1870–1886 Schauenburg stammte gebürtig aus Sandel.
Johann August Wilhelm Zeidler 1887–1888 Zeidler stammte gebürtig aus Bremervörde.
Vakanz 1888–1890
Wilhelm Gerhard Janssen 1890–1897 Jannsen stammte gebürtig aus Friedeburg.
Diedrich Schmidt 1898–1901 Schmidt stammte gebürtig aus Sandhausen bei Hasbergen,
Adolf Gustav Dietrich Bergmann 1901–1911 Bergmann stammte gebürtig aus Eckwarden.
Hermann Max Hille 1912–1917 Hille stammte gebürtig aus Alt-Eibau in Sachsen. Er war der letzte Pastor der Heilig-Kreuz-Kirche, der ausschließlich für die Kirchengemeinde Pakens-Hooksiel tätig war.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Saebens, Christel Matthias Schröder: Die Kirchen des Jeverlandes. Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1956, S. 13, 36 ff.
  • Wolfgang Runge: Die Kirche zum Heiligen Kreuz in Pakens. (als Manuskript gedruckt), Oldenburg 1981.
  • Günter Müller: Die alten Kirchen und Glockentürme des Oldenburger Landes. Kayser-Verlag, Oldenburg 1983, S. 121 f.
  • Robert Noah, Martin Stromann: Gottes Häuser in Friesland und Wilhelmshaven. Verlag Soltau-Kurier-Norden, Norden 1991, ISBN 978-3-922365-95-2, S. 66 ff.
  • PAKENS Gem. Wangerland. Ev. Kirche Hl. Kreuz. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 1087.
  • Wilhelm Gilly: Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land. Baugeschichte und Bestandsaufnahme. Isensee Verlag, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-126-6, S. 114 f.
  • Wolfgang Koppen: Jephtha opferte, was ihm bei der Heimkehr zuerst entgegenkam. In: Jeversches Wochenblatt vom 27. Januar 1996.
  • Hans Ney, Heino Albers (Fotos): Verwitterte Zeitzeugen. Pakenser Grabstelen erzählen Ortsgeschichte. Ev.-Luth. Kirchengemeinde Pakens/Hooksiel (Hrsg.), Wangerland 1997.
  • Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. 2. Auflage. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebs-GmbH, Aurich 2009, ISBN 978-3-940601-05-6, S. 38, 40, 140.
  • Ingeborg Nöldeke: Der Stoff, aus dem die Kirchen sind. Granit, Tuff, Sandstein und Backstein als Baumaterial der mittelalterlichen Kirchen auf der ostfriesischen Halbinsel. Heiber Druck & Verlag, Schortens 2009, ISBN 978-3-936691-40-5, S. 43–46.
  • Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Pakens-Hooksiel (Hrsg.): Kirche zum Heiligen Kreuz. Ev.-luth. Kirche für Pakens und Hooksiel. Wangerland 2012.
  • Axel Bürgener, Klaus Siewert: Saalkirchen im Wangerland, Verlag "Auf der Warft", MünsterHamburgWiarden 2015, ISBN 978-3-939211-97-6, S. 59 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kirche zum Heiligen Kreuz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pilgern an der Nordsee, Wangerland Touristik GmbH, eingesehen am 4. August 2015.
  2. Ingeborg Nöldeke: Der Stoff, aus dem die Kirchen sind. Granit, Tuff, Sandstein und Backstein als Baumaterial der mittelalterlichen Kirchen auf der ostfriesischen Halbinsel, Schorten o. J., S. 43
  3. Wolfgang Runge: Die Kirche zum Heiligen Kreuz in Pakens (als Manuskript gedruckt), Oldenburg 1981, S. 12
  4. Geläut der Kirche zum Heiligen Kreuz Pakens, abgerufen am 6. September 2018.
  5. Wolfgang Runge: Die Kirche zum Heiligen Kreuz in Pakens (als Manuskript gedruckt), Oldenburg 1981, S. 12
  6. Wolfgang Runge: Die Kirche zum Heiligen Kreuz in Pakens (als Manuskript gedruckt), Oldenburg 1981, S. 4
  7. a b Pakens, Zum heiligen Kreuz auf nomine.net, abgerufen am 26. April 2018
  8. Orgel der Kirche zum Heiligen Kreuz auf Organ index, abgerufen am 29. September 2018.
  9. Hans Warntjen (im Auftrag des Oberkirchenrats herausgegeben): Die Prediger des Herzogtums Oldenburg, Anhang in: Die Prediger des Herzogtums Oldenburg von der Reformation bis zur Gegenwart, Oldenburg 1980, S. 30.
  10. Zitiert nach Hülsverein für die Provinzialschule (Hrsg.): Beiträge zur Specialgeschichte des Jeverlandes, Jever 1853, S. CXXXIII
  11. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Pakens-Hooksiel (Hrsg.): Kirche zum Heiligen Kreuz. Ev.-luth. Kirche für Pakens und Hooksiel, Wangerland 2012, S. 16
  12. Ericus Notelius: Ehrengedächtniß / Oder Christliche Leich- und Klagpredigt / Uber dem tödtlichen/ doch seligen hintrit / Des weyland Wolehrwürdigen und Hochgelärten Herrn Aegidii Conradi Gualtperii, SS. Theologiae Licentiati, und wolverordneten/ hochverdienten Pastoris und Superintendentis, der Sadt und Herrschafft Jever: In Volckreicher Versamlung/ und gegenwart des gantzen Ministerii, Angestellet Anno 1634. am 29. Augusti, da sein Leichnam in der Kirchen zu Jhever beygesetzet worden/ Und gehalten, Kallenbach 1634 (Google Books)

Koordinaten: 53° 37′ 32,5″ N, 8° 0′ 23,2″ O