Kirchenkreis Unna

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Evangelischer Kirchenkreis Unna

Evangelische Johanneskirche in Frömern, einer der ersten evangelischen Gemeinden im Kirchenkreis
Organisation
Landeskirche Evangelische Kirche von Westfalen
Statistik
Kirchengemeinden 13
Gemeindeglieder 65 041 (Stand 31. Dezember 2022)[1]
Leitung
Superintendent Karsten Schneider
Hauptpredigtkirche Evangelische Stadtkirche (Unna)
Büroanschrift Mozartstraße 18–20
59423 Unna
Webpräsenz www.kirchenkreis-unna.de

Der Evangelische Kirchenkreis Unna ist einer von 26 Kirchenkreisen innerhalb der Evangelischen Kirche von Westfalen. Er wurde 1818 gegründet; Amtssitz ist die Stadt Unna. Insgesamt gehören (Stand 31. Dezember 2022) 65.041 Gemeindeglieder in 13 Kirchengemeinden zum Kirchenkreis.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kirchenkreis umfasst mit den Kommunen Unna, Kamen, Bergkamen, Fröndenberg und Holzwickede den größten Teil des nordrheinwestfälischen Kreises Unna. Er liegt zwischen dem Ruhrgebiet, dem Sauerland und dem Münsterland am Hellweg, im Norden begrenzt durch die Lippe, im Süden durch die Ruhr. Er grenzt, von Norden aus im Uhrzeigersinn, an die Kirchenkreise Hamm, Soest-Arnsberg, Iserlohn und Dortmund.

Viele verkehrstechnische Anbindungen begünstigen die zentrale Lage: Die Autobahnen A 1 und die A 2 kreuzen sich hier im Kamener Kreuz, die A 44 beginnt auf dem Gebiet. Viele Orte haben Bahnanbindungen zu den Fernverkehrsbahnhöfen in Dortmund oder Hamm.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1545 war die Reformation der Gemeinden Frömern und Lünern, zwischen 1559 und 1580 folgte der Übertritt der meisten Gemeinden in der Grafschaft Mark zum evangelischen Bekenntnis. Ostern 1559 erklangen die ersten Choräle in der Unnaer Stadtkirche, am Allerheiligenfesttag desselben Jahres wurde dort erstmals das Abendmahl unter beiderlei Gestalt gereicht. Philipp Nicolai war von 1596 bis 1601 Prediger an der Ev. Stadtkirche Unna. Am 16. März 1611 tagte eine erste reformierte Synode in Unna mit den Gemeinden Unna, Kamen, Heeren, Fröndenberg und Wickede. Am 2. Oktober 1612 folgte eine erste lutherische Synode in Unna mit den Gemeinden Bausenhagen, Dellwig, Frömern, Fröndenberg, Hemmerde, Lünern, Methler und Opherdicke. Beide Kirchen hatten nun also eine presbyterial-synodale Verfassung, was durch die Kirchenordnung von 1662 für die reformierten Gemeinden und von 1687 für die lutherischen Gemeinden in Kleve-Mark gesichert wurde. Die lutherischen Gemeinden bildeten ab 1797 zwei „Classen“, wobei die von Kamen auch Hamm und Lünen umfasste, die von Unna auch unter anderem Aplerbeck, Barop, Hörde und weitere Gemeinden, die heute im Süden und Osten Dortmunds liegen;[2] zur reformierten Classe Unna-Kamen gehörte auch die Gemeinde in Lünen.[3]

Als in der nach dem Wiener Kongress neu entstandenen Provinz Westfalen die Verwaltung vereinheitlicht wurde und der Unionsaufruf König Friedrich Wilhelms III. von 1817 in der Grafschaft Mark besondere Zustimmung gefunden hatte, wurden 1818 die drei „Klassen“ zu einem Kirchenkreis (nach damaligem Sprachgebrauch zu einer „Diözese“) vereinigt. In der Folge schlossen sich die Gemeinden in den einzelnen Orten zusammen (1822 in Unna, 1837 in Fröndenberg, erst 1920 in Kamen). Heute gibt es im Kirchenkreis nur noch Gemeinden mit lutherischem oder uniertem Bekenntnisstand.

Auf- und Ausbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1858 wurde ein Ev. Kranken- und Armenhaus in Unna gegründet. Als 1933 die Kirchenkreise im Ruhrgebiet zur Anpassung an die kommunalen Grenzen neu zugeschnitten wurden, gab der Kirchenkreis die Gemeinden Aplerbeck, Asseln, Berghofen, Husen, Schüren, Sölde und Wickede an den Kirchenkreis Dortmund ab. Nach 1945, endgültig 1953, wurde die Kirchenprovinz Westfalen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union zur Evangelischen Kirche von Westfalen. 1965 erfolgte die Gründung eines eigenen Kreiskirchenamtes als erstes dieser Art in der Ev. Kirche von Westfalen. 1967 wurde der Neubau des Ev. Krankenhauses in Unna eingeweiht. 1968 kam es zur Gliederung in fünf Kuratorien: Unna, Kamen, Bergkamen, Holzwickede und Fröndenberg, die beiden letztgenannten wurden zwischenzeitlich zusammengelegt. 1977 wurden die Diakoniestationen Unna und Kamen eingerichtet. 1988 begann der Neubau des Kreiskirchenamtes in Unna.

Heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Kirchenkreis Hamm wurde ein gemeinsamer Gestaltungsraum der Ev. Kirche von Westfalen gebildet. 2008 wurde die Kirchenkreiskonzeption mit der Überschrift Einladend, gastfreundlich, inspirierend herausgegeben.

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synode des Ev. Kirchenkreises ist die Vertretung der Kirchengemeinden und der synodalen Dienste. Die Kreissynode wählt die Mitglieder des Kreissynodalvorstandes, der den Kirchenkreis zwischen den Kreissynoden leitet. Vorsitzender ist der Superintendent. Superintendent ist seit 2020 Karsten Schneider.

Kirchen und Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Ev. Kirchenkreis Unna gehören 13 Kirchengemeinden.

Bild Kirche Ort Gemeinde
Evangelische Kirche Weddinghofen Auferstehungskirche Bergkamen-Weddinghofen Friedenskirchengemeinde
Thomaskirche Bergkamen Thomaskirche Bergkamen Friedenskirchengemeinde
Friedenskirche Bergkamen Friedenskirche Bergkamen Friedenskirchengemeinde
Christuskirche Rünthe Christuskirche Bergkamen-Rünthe Martin-Luther-Kirchengemeinde
Martin-Luther-Kirche Oberaden Martin-Luther-Kirche Bergkamen-Oberaden Martin-Luther-Kirchengemeinde
Kirche Dellwig Kirche Dellwig Fröndenberg-Dellwig Dellwig
Kirche Billmerich Kirche Billmerich Unna-Billmerich Dellwig
Johanneskirche Frömern Johanneskirche Fröndenberg-Frömern Frömern
Stiftskirche Fröndenberg Stiftskirche Fröndenberg Fröndenberg Fröndenberg & Bausenhagen
Dorfkirche Bausenhagen Dorfkirche Bausenhagen Fröndenberg-Bausenhagen Fröndenberg & Bausenhagen
Evangelische Kirche Heeren Evangelische Kirche Heeren-Werve Kamen-Heeren-Werve Heeren-Werve
Evangelische Kirche Hemmerde Evangelische Kirche Hemmerde Unna-Hemmerde Hemmerde-Lünern
Evangelische Kirche Lünern Evangelische Kirche Lünern Unna-Lünern Hemmerde-Lünern
Kirche am Markt, Holzwickede Kirche am Markt Holzwickede Holzwickede & Opherdicke
Evangelische Kirche Opherdicke Evangelische Kirche Opherdicke Holzwickede-Opherdicke Holzwickede & Opherdicke
Pauluskirche Kamen Pauluskirche Kamen Kamen
Lutherkirche Kamen Lutherkirche Kamen Kamen
Friedenskirche Massen Friedenskirche Unna-Massen Massen
Margaretenkirche Methler Margaretenkirche Kamen-Methler Methler
Paul-Gerhardt-Kirche Unna-Königsborn Paul-Gerhardt-Kirche Unna-Königsborn Unna-Königsborn
Christuskirche Unna-Königsborn Christuskirche Unna-Königsborn Unna-Königsborn
Stadtkirche Unna Stadtkirche Unna Unna

Einrichtungen des Kirchenkreises[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Haus der Kirche in Unna ist der Sitz der Verwaltung und der Superintendentur. Der Ev. Kirchenkreis Unna unterhält folgende Fachreferate:

  • Bildung
  • Jugendarbeit
  • Diakonie
  • Kindertageseinrichtungen
  • Mediothek
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Schulreferat
  • Seelsorge

Das Diakonische Werk des Kirchenkreises ist seit dem 1. Januar 2008 als Diakonie Ruhr-Hellweg im Verbund mit den Diakonischen Werken in den Kirchenkreisen Hamm und Soest-Arnsberg.

Superintendenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

von bis Name
1818 1821 Gottlieb Trippler
1822 1825 Konrad Hoffmann
1825 1828 Franz Hopfensack
1828 1830 Johannes Krupp
1830 1833 Engelbert von Velsen
1833 1835 Ludwig Schneider
1836 1842 Karl Klingelhöller
1842 1850 Friedrich Buschmann
1850 1862 Hermann Ovenbeck
1862 1900 Ludwig Polscher
1900 1903 Rudolf Stapenhorst
1905 1932 Wilhelm Sybrecht
1932 1948 Karl Philipps
1948 1968 Gerhard Küstermann
1968 1980 Heinrich Kandzi
1980 1994 Heinrich Meier
1994 2004 Alfred Buß
2004 2015 Annette Muhr-Nelson
2015 2020 Hans-Martin Böcker
2020 Karsten Schneider

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erika Externbrink-Klement: Der Kirchenkreis Unna. Hrsg.: Kirchenkreis Unna, Eigenverlag, Unna 1988.
  • Willy Timm: Der Kirchenkreis Unna 1818–1993. Verlag Hellweg-Bücherei, Unna 1993, ISBN 3-87298-058-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistischer Jahresbericht der Evangelischen Kirche von Westfalen 2023, S. 27, abgerufen am 19. April 2024.
  2. Heinrich Heppe: Geschichte der Evangelischen Kirche von Cleve-Mark und der Provinz Westphalen. Varnhagen, Iserlohn 1867, S. 260 f.
  3. Silke Busch: Die Protokolle der reformierten Synoden und Klassen. In: Archivmitteilungen der Westfälischen Kirche. Nr. 9, 1999, S. 9–18, hier S. 17.