Kloster Ebernach

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Blick auf Kloster Ebernach
Kloster Ebernach, Luftaufnahme (2015)
Gedenkstätte in Ebernach
Informationstafel

Das Kloster Ebernach befindet sich bei Sehl, einem zu Cochem an der Mosel gehörigen Ort. Das Kloster wurde im Jahr 1130 als Propstei des Benediktinerklosters Laach (heute: Maria Laach) gegründet und gehört seit 1887 zu den Einrichtungen der vom Laienbruder Peter Wirth (Bruder Jakobus) 1862 gegründeten Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anfänge des Klosters gehen auf eine Schenkung von Ritter Johann von Evernach und seiner ersten Gattin Mechthild an die Benediktinerabtei Laach im Jahre 1130 zurück. Nachdem das Gut zunächst wieder zurückgekauft worden war, schenkten es nach Johanns Tod die zweite Ehefrau Mathilde und der Sohn Johann zwischen 1163 und 1177 erneut der Abtei Laach.[1][2] In der nur auszugsweise als Abschrift erhaltenen ersten Schenkungsurkunde[3] wird das Gut Evernacum genannt. Dies spricht für einen keltischen Ursprung, wobei aus Averniacum das lateinische Evernacum und später zunächst das deutsche Evernach wurde. Der heutige Name Ebernach hat sich erst seit Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzt.[4]

Die Propstei erhielt 1673 das danebenliegende Weingut. Drei Jahre später wurde die Wegkapelle erstellt. 1802 erfolgte die Auflösung der Propstei durch den Reichsdeputationshauptschluss Napoleons. Die Liegenschaften gerieten an den reichen Cochemer Arzt Dr. Karl Boost (1802–1877). Seine Tochter, Ehefrau des Sehler Lehrers Johann Franz Gering, erbte schließlich den ganzen Besitz. Sie starb 1881. Das ehemalige Probsteigebäude Ebernach hatte sie der Pfarrei St. Martin in Cochem mit der Auflage vermacht, dort ein Krankenhaus einzurichten. Da die Pfarrei jedoch nicht dazu imstande war, kaufte die Rheinische Provinzialverwaltung (Rheinprovinz) den Besitz an und bat die Kongregation der Waldbreitbacher Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz, die Leitung einer Heil- und Pflegeanstalt in Ebernach für männliche geistig behinderte Menschen zu übernehmen. Am 12. Oktober 1887 begann die Pflege von Menschen mit Krankheiten, Gebrechen und Behinderungen. Ab 1888 entstanden die Erweiterungsbauten.

Das deutsche Mutterhaus der Franziskanerbrüder hatte von 1937 bis 1947 seinen Sitz im Kloster Ebernach. Die vorhandenen Gebäude wurden für diese Zwecke modernisiert und um einige Baulichkeiten erweitert. Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier immer wieder Einquartierungen vorgenommen und zeitweise eine Kaserne, ein Kreishilfskrankenhaus, ein Reservelazarett, ein Lager für Kriegsgefangene/ Zwangsarbeiter, ein Arbeiter*innenheim, ein Flüchtlings- und Altenheim für Trierer Evakuierte und schließlich eine Verwundeten-Sammelstelle eingerichtet. Im November 1944 kam auch das Bischöfliche Generalvikariat in einigen Räumen Ebernachs unter und auch Cochemer Behörden bezogen gegen Kriegsende hier Notquartiere. Bei Luftangriffen suchten Teile der Bevölkerung von Cochem und Sehl Schutz in dem Weinkeller des Klosters. Anfang Mai 1943 waren durch staatliche Stellen im Rahmen der deutschen Euthanasie-Politik 199 geistig Behinderte in die Anstalt Kulparkow bei Lemberg deportiert und ermordet worden. Die Franziskanerbrüder errichteten zu ihrem Gedenken 2005 ein Denkmal zwischen Kirche und Kirchturm. Seit dem Zweiten Weltkrieg widmet man sich im Kloster Ebernach unter der Trägerschaft der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz der Betreuung von lern- und geistig behinderten Menschen. Dabei wurde das Kloster immer den aktuellen Bedürfnissen angepasst und wenn nötig baulich erweitert. Heute leben rund 300 behinderte Menschen in den verschiedenen Abteilungen und Wohngruppen des Klosters.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erhard Anderer: Die Geschichte des Klosters Ebernach, Typoskript Ebernach 1947.
  • Ernst Wackenroder: Ebernach, Ehemalige Benediktiner-Propstei, Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Dritter Band Teil 1, S. 247–254.
  • Walter Gattow: Kloster Ebernach, 100 Jahre im Dienst der Behinderten, Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1988, S. 109–111.
  • Reinhold Schommers: Kloster Ebernach, Erstes Elektrizitätswerk vor 80 Jahren im Kreis Cochem, Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1988, S. 112.
  • Theresia Zimmer: Siegel der Klöster im Kreis, Ebernach (Probstei der Abtei Maria Laach), Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1993, S. 41
  • Gerd Bayer: Die Wertmarken und Gutscheine des Klosters Ebernach, Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1993, S. 125–126.
  • Martin Persch: Die Verwaltung des Bistums Trier 1944/45 im Kloster Ebernach, Jahrbuch Kreis-Cochem-Zell 1994, S. 84–86.
  • Alfons Friderichs: Klosterbesitz der Abtei Maria Laach im Kreis (Ebernach), Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1996, S. 219 ff.
  • Werner Schuhmacher: Der große Wald „Kirst und Thirn“ auf den Höhen des Cochemer Krampens (auf dem Berg bei Ebernach), Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1998, S. 96–101.
  • Alfons Friderichs (Hrsg.): Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Kliomedia, Trier 2004, Dr. med Karl Boost S. 55.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 128 Nr. 13 und Nr. 853
  2. Bertram Resmini: Inventar und Quellensammlung zur Geschichte der alten Abtei Laach, Koblenz 1995 S. 62 Nr. 23
  3. Heinrich Beyer, Leopold von Eltester und Adam Goerz: Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Band 1, Koblenz 1860 S. 529 Nr. 470.
  4. Details zur Namensdeutung s. bei Erhard Anderer: Die Geschichte des Klosters Ebernach, Ebernach 1947 S. 6 und 8–9.

Koordinaten: 50° 8′ 19,9″ N, 7° 11′ 14,8″ O