Kloster Gnadenberg

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Stich des Klosters aus dem „Churbaierischen Atlas“ des Anton Wilhelm Ertl 1687

Das Kloster Gnadenberg ist ein ehemaliges Kloster des Birgittenordens (Erlöserorden) im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern in der Diözese Eichstätt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ehemalige Kloster liegt auf halber Bergeshöhe über dem Schwarzachtal südlich der Staatsstraße St 2240 mittig im Dorf auf 421 m ü. NHN.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kloster, Panoramablick, September 2013

Gnadenberg war das erste Birgittenkloster in Süddeutschland. Es wurde 1422 von Pfalzgraf Johann I. von Neumarkt und seiner Gattin Katharina, Tochter des Herzogs Wartislaw VII. von Pommern, an dem ursprünglich als Eichelberg bezeichneten Ort gegründet. Katharina kannte den Orden von dem Kloster Vadstena in Schweden her, in dem sie ihre Jugendzeit verbracht hatte. 1420 erteilte Papst Martin V. die Erlaubnis für die Errichtung eines Birgittenklosters. Der Stiftungsbrief des Pfalzgrafen trägt das Datum 3. Februar 1426 und den Namen Gnadenberg (Mons Gratiae).[1] 1430 kamen die ersten Mönche aus dem Kloster Santa Brigida al Paradiso in Florenz. Die Birgittenklöster waren von der Ordensgründerin als Doppelklöster angelegt; nachdem 1435 das Frauenkloster fertiggestellt war, kamen 1435 die ersten Nonnen mit ihrer ersten Äbtissin Anna Svenson aus dem dänischen Kloster Maribo nach Gnadenberg.

Die Weihe einer Notkirche erfolgte am 15. Juli 1438 durch den Eichstätter Bischof Albrecht II. von Hohenrechberg; mit dem Bau der Klosterkirche wurde erst 1451 begonnen. Bei der Konsekration des Klosters am 11. Juli 1451 durch Bischof Johann III. von Eych waren dank rascher Nachwuchsgewinnung die dänischen Nonnen schon 1438 in ihre Heimat zurückgekehrt. Zur zweiten Äbtissin war Elisabeth Kniepantlin aus München (1438–1451) gewählt worden; in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entwickelte sich Gnadenberg unter der Äbtissin Elisabeth Volkenstaller (1451–1471) zu einem führenden Kloster des Birgittenordens. 1434 übertrug Kaiser Sigismund den Schutz des Klosters der Reichsstadt Nürnberg.[2] Von Anbeginn an hatte das Kloster Gnadenberg enge Beziehungen zur Reichsstadt Nürnberg und dem nahen Altdorf. Reiche Schenkungen schufen einen beachtlichen Besitz aus Grundstücken, Zehenten und Rechten.[3] Ab 1426 erwarb das Birgittenkloster vermehrt Güter im nahegelegenen Hagenhausen und übernahm ab 1449 die Pfarrei.[4] Weiterer Besitz lag in Unterölsbach und Anzenhofen.[3] Schon bald nach der Gründung traten Töchter aus Nürnberger Patrizierfamilien in das Kloster ein, über das die Reichsstadt die Schutzhoheit hatte. Zwischen 1470 und etwa 1520 lag die Blüte Gnadenbergs, das sich zu einem der führenden Klöster des Ordens entwickelte.[5] Das Koster und erhielt reiche Unterstützung durch Nürnberger Bürgerfamilien, deren Töchter vielfach in das Kloster eintraten. Besonders das Nürnberger Patriziergeschlecht der Fürer tat sich dabei hervor.

Angeregt vom Johann von Eych, entfaltete Gnadenberg ein reges geistliches Leben, wie erhaltene Handschriften, eine Übersetzung der lateinischen Offenbarungen Birgittas ins Deutsche durch den Pater Nicolaus Koch (gest. 1484), das Abhalten eines Generalkapitels des Ordens 1487 und die Drucklegung der Offenbarungen in Nürnberg 1500 bezeugen,[1] die von Anton Koberger in der deutschsprachigen Ausgabe gedruckt wurden.[6]

Schwere Schäden erlitt das Kloster im Landshuter Erbfolgekrieg (1503–1505) und wurde 1504 von der Reichsstadt Nürnberg besetzt. Im 16. Jahrhundert erlebte das Kloster eine zweite Blütezeit unter der Äbtissin Barbara Fürer. Mit der Einführung der Reformation um 1524 in Nürnberg ging es mit dem Kloster bergab. Der Grundbesitz Gnadenbergs war zu gering, um die bis zu etwa 80 Insassen ernähren zu können, so dass das Kloster auf Gaben der Besucher und Pilger angewiesen war. Die schnelle Einführung der Lehren Luthers in Nürnberg und anderen Reichsstädten brachte die Geldgaben, Spenden und Ablassgelder zum Versiegen und führte in Verbindung mit fehlendem Nachwuchs zur schnellen Verarmung des Klosters. Unter der Äbtissin Ursula von Seckendorff (1528-1533) löste sich der Priesterkonvent auf, und unter der der letzten Äbtissin Ursula Braun, genannt Breunin (1533–1558), lebte nur ein einziger Priester im hohen Alter.[1] Als 1556 durch den neuen Landesherren Ottheinrich auch in der Oberen Pfalz die Reformation Einzug hielt, wurde das Kloster allmählich aufgelöst. Das Kloster wurde 1563 säkularisiert; der Klosterbetrieb kam 1570 zum Erliegen. Ab 1577 wurden die Klostergüter verkauft bzw. als Lehen vergeben. 1631 wurde versucht, das Kloster im Zug der Gegenreformation wiederzubeleben. Im Dreißigjährigen Krieg brannten dann aber am 23. April 1635 schwedische Truppen die Kirche und Teile des Klosters nieder. 1655 wurde das Refektorium zu einer Kirche umgebaut, die Steine stammten aus der Ruine.

1671 wurde das Kloster dem neugegründeten Orden der Salesianerinnen zugeteilt, die aus ihrer ersten deutschen Niederlassung St. Anna in München nach Gnadenberg kamen, aber die Kirche nicht wieder aufbauten. Mit der Säkularisation in Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde auch dieses Nachfolgekloster aufgelöst. Die Klostergüter und die Ruine kamen in Privatbesitz, letztere, bis sie 1898 vom Königreich Bayern erworben wurde. Die Wände der Kirchenruine wurden unter Denkmalschutz gestellt, während das Innenareal Privatbesitz blieb.[1] Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden Teile der Ruine abgebrochen und in die Südecke der Kirchenruine ein Haus eingebaut.

Liste der Äbtissinnen von Kloster Gnadenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anna Svenson (1435–1438) von Kloster Maribo
  • Elisabeth Kniepäntl (1438–1451) aus München
  • Elisabeth Volkenstaller (1451–1471) aus Nürnberg
  • Margaretha Rindsmaul (1471–1489)
  • Barbara Fürer (1489–1509) aus Nürnberg
  • Katharin Königsfelder (1509-1528) aus Kemnath[7]
  • Ursula von Seckendorff (1528-1533)[1]
  • Ursula Braun (1533–1558) aus Nürnberg[1]

Verwalterinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klara Zameister 11558-1561[7]
  • Elisabeth Stolz 1561-1571[7]

Klosterkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Amtszeit der Äbtissin Barbara (reg. 1489-1509) erfolgte der Bau der großen gotischen Abteikirche, die genau die von der Ordensgründerin angegebenen Maße nach Vorbild der Kirche des schwedischen Mutterklosters Vadstena einhielt.[1] Nach den Vorschriften des Birgittenordens bestand die Klosterkirche aus drei gleich großen und hohen Schiffen zu je fünf Gewölbejochen von ungefähr quadratischem Grundriss und einem Altarchor mit 13 Altären im Westen und wurde 1477–79 eingedeckt. Sie war aber noch nicht gewölbt, als sie an Pfingsten 1483 von Weihbischof Kilian von Eichstätt geweiht wurde. Über das Ordensbauprogramm hinausgehend war an den Innenwänden ein Emporengang angebaut. Die Einwölbung der Kirche erfolgte 1511–18 mit Netzgewölben; gleichzeitig baute man am Schwesternhaus. Die Baumeister kamen aus Nürnberg, so Meister Jakob Grimm (Baupläne und Bauleitung), Meister Eucharius Gaßner (Zimmerarbeiten) und Hans Frommiller (Wölbung); Albrecht Dürer war mit einem Gutachten zu dem etwas problematischen, nach Chronistenangabe gewaltigen und kunstvollen Dachstuhl der Klosterkirche beauftragt worden. Die Kirche besaß keinen Turm, sondern nur einen Dachreiter.

Heutiger Zustand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ruine der ehemaligen Klosterkirche beeindruckt durch die Monumentalität der noch stehenden hohen Außenmauern aus hellbraunem Sandstein sowie durch das gotische Maßwerk ihrer großflächigen Fensteröffnungen. In der Südostwand befindet sich als einziges erhaltenes Grabdenkmal das lebensgroße Relief-Epitaph des 1466 verstorbenen Ritters Martin von Wildenstein, der 1460 einen Himmelfahrtsaltar und Geld für Glasgemälde gestiftet hatte; das Hochgrab der Stifterin Katharina († 1426) vor dem Brüderchor ist verschwunden. Außen sind die Strebepfeiler einmal abgesetzt und einfach abgedacht. Die Grundfläche der ehemaligen Hallenkirche beträgt 70 mal 37 Meter. Die Kirchenruine ist wegen eines Privatgartens, unter dem die Pfeilersockel vermutet werden, nur teilweise zugänglich. Nicht zugänglich sind auch die Reste des ehemals gewölbten Kreuzgangs im ehemaligen Klosterhof und des Nonnenklosters, das ein Viereck bildete, von dem sich der nordöstliche Flügel erhalten hat. Die Umfassungsmauern der gesamten Klosteranlage sind teilweise noch vorhanden.

Vom Kloster, dessen Gebäude zu beiden Seiten der Kirche lagen, sind der Brüdertrakt im Südosten und der Schwesterntrakt bis auf unbedautende Reste im Nordwesten verschwunden.

Pfarrkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Wiedereinführung des Katholizismus in der Oberpfalz benutzte man zunächst die Sakristei der ehemaligen Klosterkirche als Notkirche der Pfarrei St. Birgitta. 1654–55 wurde der im Nordwesten stehengebliebene Klosterflügel, der das Refektorium enthalten hatte, zur Kirche umgebaut; diese hat vier Fensterachsen und keinen ausgeschiedenen Chor. Über dem Giebel befindet sich ein Dachreiter. Die Kirche hat eine barocke Ausstattung aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts; der Hochaltar zeigt im Altarbild die mystische Vermählung Birgittas mit Christus.

Von 1834 bis 1840 wirkte hier der spätere Würzburger Domdekan und bayerische Landtagsabgeordnete Georg Joseph Götz (1802–1871) als Pfarrer.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gnadenberg. In: Friedrich Hermann Hofmann und Felix Mader (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz & Regensburg. Heft XVII. Stadt und Bezirksamt Neumarkt. R. Oldenbourg, München 1909, S. 105–121 (gda.pl [PDF]).
  • Sandra Frauenknecht: Kloster Gnadenberg. Band 17 der Reihe Mittelfränkische Studien im Auftrag des Historischen Vereins für Mittelfranken, herausgegeben von Gerhard Rechter in Zusammenarbeit mit Robert Schuh und Werner Bürger. Ansbach 2004. Zuerst 2001 veröffentlicht als Dissertation an der Universität Eichstätt.
  • Birge Tetzner: „In domo mea debet esse omnes humilitas“ – Zur Klosterkirche Gnadenberg in der Oberpfalz und zum Bautypus der Birgittenkirchen. In: Beiträge zur fränkischen Kunstgeschichte, hrsg. v. Markus Hörsch und Peter Ruderich. Bamberg 1998, S. 109–131.
  • Rudolf Wiesneth: Pfalzgräfliche Wirkungsstätten. In: Hans Fischer, Manfred Kindler, Theo Männer, Peter Pauly, Otto Reimer & Rudolf Wisneth (Hrsg.): Festschrift zum Pfalzgraf-Johann-Jahr 1983. Schmiedl, Neunburg vorm Wald 1983. S. 60–68.
  • Frankenland, Zeitschrift für fränkische Geschichte, Kunst und Kultur. 73. Jahrgang, Heft 4, Dezember 2021. www.frankenbund.de Bernhard Wickl Das ehemalige Birgittenkloster Gnadenberg in der Gemeinde Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz. Seite 241–244.
  • Peter Morsbach: Die Birgitten am Gnadenberg In: Haus der Bayerischen Geschichte
  • Georg Binder: Geschichte der bayerischen Birgitten-Klöster. In: Verhandlungen des historischen Vereins der Oberpfalz und Regensburg. Band 48. J. und K. Mayr, Regensburg 1896, S. 17–148 (heimatforschung-regensburg.de [PDF]).
  • Jörg und Franz Binder: Barbara Fürerin. Äbtissin aus Gnadenberg. In: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland. Band 1. München 1862, S. 533–553 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Bernhard Heinloth: Das Birgittinnenkloster Gnadenberg in der Auseinandersetzung zwischen der Reichsstadt Nürnberg und den Pfalzgrafen. In: Historischer Atlas von Bayern Altbayern Reihe I. Heft 16 Neumarkt, 1967, S. 151–155 (digitale-sammlungen.de).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kloster Gnadenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Tore Nyberg: Gnadenberg In: Brigitten Historisches Lexikon Bayerns
  2. Sigismund Basel 8. Mai 1434 RI XI,2 n. 10393 In: Regesta Imperii Online
  3. a b Bernhard Heinloth: Skizze: Besitznachweis des Klosters Gnadenberg. In: Historischer Atlas von Bayern Altbayern Reihe I. Heft 16 Neumarkt, 1967, S. 157 (digitale-sammlungen.de).
  4. Hagenhausen Stadtportrait Altdorf
  5. Peter Morsbach: Birgittinen
  6. Maximilian I RI. XIV,4,2 n. 19548 In: Regesta Imperii Online
  7. a b c G. Binder: Geschichte der bayerischen Birgitten-Klöster. S. 111 (heimatforschung-regensburg.de [PDF]).

Koordinaten: 49° 22′ 8″ N, 11° 24′ 39,6″ O