Kokorou

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Landgemeinde Kokorou
Landgemeinde Kokorou (Niger)
Landgemeinde Kokorou (Niger)
Landgemeinde Kokorou
Koordinaten 14° 12′ N, 0° 56′ OKoordinaten: 14° 12′ N, 0° 56′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tillabéri
Departement Téra
Einwohner 96.218 (2012)

Kokorou (auch: Kokoro) ist eine Landgemeinde im Departement Téra in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kokorou liegt am Fluss Niger. Die Nachbargemeinden sind Bankilaré im Nordwesten, Dessa im Nordosten, Méhana und Sinder im Osten, Dargol im Südosten und Téra im Südwesten. Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 34 Dörfer, 204 Weiler und vier Lager.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Kokorou.[2]

Die Gemeinde wird überwiegend zum Sahel gerechnet, nur ein kleiner Abschnitt im Süden ist Teil der Übergangszone zwischen Sahel und Sudan.[3] Ein 66.829 Hektar großes Gebiet einschließlich des Hauptorts sowie der Seen Mare de Kokorou, Mare de Namga und Mare de Zoribi bildet die nach der Ramsar-Konvention unter Schutz stehenden Feuchtgebiete des Kokorou-Namga-Komplexes.[4] Das etwa 2100 Hektar große Feuchtgebiet von Kokorou und das etwa 600 Hektar große Feuchtgebiet von Namga sind jeweils als Important Bird Area klassifiziert.[5] Ein weiterer größerer See im Gemeindegebiet ist die Mare de Tara beim Dorf Tara.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Untergang des Songhaireichs 1591 gehörte Kokorou zu jenen Orten im heutigen Niger, an denen sich Songhai-Flüchtlinge unter einem Nachkommen der ehemaligen Herrscherdynastie Askiya niederließen. Der Herrscher Fari-Monzon gründete hier den Staat Gourmey. Sein Sohn und Nachfolger hieß Balma, diesem folgte dessen Sohn Oudiendi nach. Während der Fulbe-Kriege im 19. Jahrhundert war Yahimonzon der Herrscher von Kokorou. Er und seine Nachkommen mussten unter anderem Fulbe aus Torodi abwehren und dabei wechselnde Bündnisse mit anderen Songhai und Tuareg eingehen.[7] Das Gebiet von Kokorou gelangte 1899 als Teil des neu geschaffenen Kreises Sinder unter französische Militärverwaltung. Im Jahr 1905 wurde der Ort dem neuen Militärterritorium Niger angeschlossen.[8] Die französische Kolonialverwaltung richtete in Kokorou einen Kanton ein.[9]

Goldsucher begründeten an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert die Bergwerkssiedlung Komabangou im Gebiet von Kokorou, deren Einwohnerzahl zeitweise auf bis zu 50.000 Personen geschätzt wurde.[10] Aus dem Gebiet des Kantons Kokorou gingen 2002 im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform die Landgemeinden Kokorou und Méhana hervor. Durch Überschwemmungen im Jahr 2009 wurden in der Gemeinde Kokorou 335 Einwohner geschädigt.[11] Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 875 Personen als Katastrophenopfer eingestuft.[12]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 96.218 Einwohner, die in 10.666 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 71.200 in 10.679 Haushalten.[13]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 2919 Einwohner in 342 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 2233 in 335 Haushalten[13] und bei der Volkszählung 1988 3032 in 391 Haushalten.[14]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Songhai, Fulbe und Tuareg.[15]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 23 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 12 AMEN-AMIN, 4 MNSD-Nassara, 3 PNDS-Tarayya, 2 MPN-Kiishin Kassa und 2 PJP-Génération Doubara.[16]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 29 Dörfern in der Gemeinde, darunter dem Hauptort.[1]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entlang des Flusses Niger im Nordosten wird Nassreisanbau praktiziert. Das übrige Gemeindegebiet liegt in einer Zone, in der Regenfeldbau betrieben wird.[17]

Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Doungouro, Fambita, Gounday, Komabangou und Zaney vorhanden.[18] Der CEG Kokorou ist eine allgemein bildende Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[19] Beim Centre de Formation aux Métiers de Kokorou (CFM Kokorou) handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum.[20]

Unter anderem durch den Hauptort führt die 143,9 Kilometer lange Nationalstraße 39 zwischen Gothèye und Fonéko Tédjo. Durch den Süden der Gemeinde, etwa durch die Dörfer Firo Koira und Gounday, verläuft die 214,1 Kilometer lange Nationalstraße 4 zwischen der Hauptstadt Niamey und der Staatsgrenze zu Burkina Faso. Die 152,4 Kilometer lange Nationalstraße 5 zwischen der Stadt Téra und der Staatsgrenze mit Mali führt durch den Westen der Gemeinde, etwa durch die Dörfer Doungouro, Korogoussou und Sédey.[21]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Boubacar Amadou: Dynamique de dégradation des systèmes dunaires autour de Kokorou dans l’ouest du Niger, département de Téra. Mémoire de Maîtrise. Département de Géographie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2009.
  • Aboukassoum Illo: Analyse de la tenure foncière dans un terroir villageois en cours d’aménagement. Cas de Firokoira. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni, Niamey 1992.
  • Seyni Zoumari Issa: Le Soney (Songhay) après la conquête marocaine, 1592–1900, formation des provinces historiques (Tera, Gooro (Goruol), Namaro, Kokoru, Gothey). Contribution à l’histoire du Soney post-impérial et précolonial (République du Niger). Dissertation. Universität Paris 1, Paris 1982.
  • Hassane Tanimoune: Compétition autour des ressources agricoles et pastorales et conflits agriculteurs-éléveurs dans le Canton de Kokorou. Mémoire. Faculté des Lettres et Sciences Humaines, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2013.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 505–510, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 2. April 2023 (französisch).
  2. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  3. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  4. Complexe Kokorou-Namga. In: Ramsar Sites Information Service. 13. April 2018, abgerufen am 10. März 2019 (englisch).
  5. Joost Brouwer, S. François Codjo, Wim C. Mullié: Niger. In: Lincoln D. C. Fishpool, Michael I. Evans (Hrsg.): Important Bird Areas in Africa and associated islands. Priority sites for conservation (= BirdLife Conservation Series. Nr. 11). Pisces Publications/BirdLife International, Newbury/Cambridge 2001, ISBN 1-874357-20-X, S. 666–667 (datazone.birdlife.org [PDF; abgerufen am 24. Mai 2021]).
  6. Issa Abdou Yonlihinza: Transports et désenclavement dans la problématique du développement local à Téra au Niger. Thèse de doctorat. Université Toulouse II – Le Mirail, Toulouse 2011, S. 277 (tel.archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 28. Oktober 2023]).
  7. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 74–75.
  8. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 234–235.
  9. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 238.
  10. Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 0-7864-0495-7, S. 396.
  11. Situation des besoins des populations victimes d’inondations (2009) (Memento des Originals vom 2. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cic.ne. Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 22. September 2009, abgerufen am 31. März 2012.
  12. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des besoins des populations victimes d’inondations (2010) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
  13. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom Original am 2. Februar 2012; abgerufen am 2. April 2023 (französisch).
  14. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 267 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  15. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  16. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  17. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  18. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  19. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 96, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
  21. Sahia Ibrahim Baoulé Balarabé, Seyni Soumana Samba, Guillaume Poirel: Annuaire Statistique du Ministère de l’Équipement 2016–2020. Edition 2021. Annexe 1: Répertoire des routes. (PDF) Institut National de la Statistique (INS) du Niger, November 2021, S. 65–73, archiviert vom Original am 26. Januar 2023; abgerufen am 5. Januar 2024 (französisch).