Kowalewice

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Kowalewice (deutsch Alt Kugelwitz) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Landgemeinde Darłowo (Rügenwalde) im Powiat Sławieński (Kreis Schlawe).

Alt und Neu Kugelwitz am linken bzw. rechten Ufer der Wipper sowie nordöstlich des Dorfs Renkenhagen und südöstlich des Dorfs Zillmitz auf einer Landkarte des 19. Jahrhunderts

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kowalewice liegt in Hinterpommern 9 km östlich von Darłowo (Rügenwalde) am Südufer der Wieprza (Wipper), und zwar an einer Verbindungsstraße zwischen den Landstraßen 203 und 205, die von Rügenwalde aus nach Ustka (Stolpmünde) bzw. nach Sławno (Schlawe) führen.[1] Die nächste Bahnstation befindet sich in Nowy Jarosław (Neu Järshagen). Eingemeindet ist das kleine Dorf Borzyszkowo (Renkenhagen). Nachbargemarkungen sind im Westen Krupy (Grupenhagen), im Norden Kowalewiczki (Neu Kugelwitz), im Osten Stary Kraków (Alt Krakow) und im Süden ein Forstgebiet, das vor 1945 als Alt Krakower Staatsforst bezeichnet wurde.

Im Norden bildet die Wipper die natürliche Gemarkungsgrenze. Mit ihrem Wiesental bestimmt sie den Charakter des Dorfs. Das Gelände ist flachwellig in einer Höhenlage von etwa 20 Metern über dem Meeresspiegel; im Urstromtal der Wipper fällt es auf etwa 8 Meter ab. Die höchste Erhebung befindet sich in der Nähe der Alt Krakower Grenze und beträgt ca. 28 Meter.

Siedlungsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alt Kugelwitz war eine Dorf- und Kirchgemeinde. Im Jahr 1818 hatte die Ansiedlung 289 Einwohner. Vor 1871 blieb die Anzahl der Einwohner unter 300, um dann bis 1939 zeitweilig auf über 400 anzusteigen. Es handelte sich um eine fast ausschließlich agrarische Dorfgemeinde, auch Arbeiter und Handwerker hatten landwirtschaftliche Flächen. Die Bauernhöfe waren zwischen 5 und 38 Hektar groß, Schweinemast und Milchwirtschaft bildeten die Haupteinnahmequellen.

Ein kleiner Bach, der von Süden in die Wipper fließt, teilte das Dorf in das westliche, niedriger gelegene Unterdorf, in dem sich die Poststelle und ein Gasthof befanden, und das östliche, höher gelegene Oberdorf mit Schule und Kirche.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsnamen Alt Kugelwitz und Neu Kugelwitz gehen auf die ehemalige Dorfgemeinde Kugelwitz zurück, die im 18. Jahrhundert eine Filialkirche, eine Unterförsterei und ein ritterfreies Vorwerk umfasste.[2][3] Als das Vorwerk, eine Staatsdomäne, am Anfang des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Stein-Hardenbergschen Agrarreformen parzelliert wurde, entstand auf der Gemarkung dadurch das eigenständige Nachbardorf Neu Kugelwitz mit dem Restgut. Einer Urkunde aus dem Jahr 1347 zufolge war diese Domäne, die ursprünglich ein Rittergut gewesen war, im Mittelalter Kugelwytze genannt worden. Im 18. Jahrhundert wurde die Domäne auch als Kugelfitz bezeichnet. Vor der Agrarreform war die Ansiedlung Alt Kugelwitz als Klein Kugelwitz bezeichnet worden.

Im Mittelalter war die Domäne offenbar im Besitz der Familie von Sanitz gewesen; jedenfalls kauften Kartäusermönche vom Kloster Marienkron zwischen 1407 und 1495 der Familie von Sanitz Klein Kugelwitz ab. 1528 kommt es in den klostereigenen Waldungen von Klein Kugelwitz zu Übergriffen von Bauern aus dem herzoglichen Rügenwalder Amt. Nach der Auflösung des Klosters infolge der Reformation wird Klein Kugelwitz dem Rügenwalder Amt angegliedert. Anlässlich einer Visitation im Jahre 1561 legte der Rat der Stadt Rügenwalde Grenzstreitigkeiten bei, die auch zwischen Kugelwitz und „der Wüsteneye“ bestanden hatten.

Aus Inventarien des Rügenwalder Amts geht hervor, dass im Jahr 1648 der Schulze Jochim Schwarte dem Dorf Klein Kugelwitz vorstand, in dem 11 Bauern und zwei Landkossäten ansässig waren 1784 hatte das Dorf einen Freischulzen, 17 Bauern, drei Kossäten, drei Büdner, einen Schulhalter, dem das Schulhaus eigentümlich gehörte, einen Hirtenkaten und insgesamt 24 Feuerstellen (Haushalte). Bis zur Bauernbefreiung waren die Dorfbewohner auf dem Vorwerk Kugelwitz hand- und spanndienstpflichtig.

Am 7. März 1945 wurde Alt Kugelwitz von sowjetischen Truppen besetzt. Bald darauf zog in das Gutshaus von Neu Kugelwitz eine sowjetische Kommandantur ein. Nachdem Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt worden war, begannen auch in Alt- und Neu Kugelwitz die Vertreibung der deutschen Bevölkerung und der Zuzug von polnischen und ukrainischen Zuwanderern, die aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Die ersten Vertreibungen erfolgten im Dezember 1945, weitere am 17. August 1946. Die letzten Deutschen verließen am 10. Juni 1947 Alt Kugelwitz.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 238 ohne das königliche Vorwerk Kugelwitz mit 51 Einwohnern[4]
1864 286 am 3. Dezember[5]
1867 287 am 3. Dezember[6]
1871 286 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[6]
1910 391 am 1. Dezember[7][8]
1925 402 [9]
1933 397 [9]
1939 375 [9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martha Maass: Alt Kugelwitz. In: Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch. Band 2: Die Städte und Landgemeinden. Husum 1989, S. 815–818.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Straßenkarte Hinterpommern: Köslin - Stolp - Danzig, 9. Auflage, Höfer Verlag, Dietzenbach 2005, ISBN 978-3931-103-14-9.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 854, Nr. 15 und S. 863, Nr. 8.
  3. Christian Friedrich Wutstrack: Nachtrag zu der Kurzen historisch-geographisch-statistischen Beschreibung des königlich-preussischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern, Stettin 1795, S. 242–243.
  4. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 36, Ziffer 594.
  5. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Berlin 1866, S. 10, Ziffer 81.
  6. a b Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Berlin 1873, S. 134–135, Ziffer 54.
  7. Kreis Schlawe - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  8. Meyers Gazetteer: Alt Kugelwitz, Kreis Schlawe
  9. a b c Michael Rademacher: Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 54° 27′ N, 16° 34′ O