Kraus-Darstellung

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Die Kraus-Darstellung, benannt nach dem Physiker Karl Kraus, ist eine Darstellung von vollständig positiven Abbildungen, in der die Abbildung hat als eine Summe einfacherer Abbildungen ausgedrückt wird, was Rechnungen und theoretischen Ableitungen vereinfacht. Der Satz von Kraus besagt, alle vollständig positiven Abbildungen eine Kraus-Darstellung besitzen. In der Physik ist die Kraus-Darstellung wichtig bei der Beschreibung der Dynamik offener Quantensysteme und von Quantenkanälen in der Quanteninformatik.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seien Hilberträume und sei eine vollständig positive Abbildung zwischen diesen Hilberträumen. Die Kraus-Darstellung der Abbildung ist dann gegeben durch[1]

wobei die Kraus-Operatoren sind.

Ist spurerhaltend, erfüllen die Kraus-Operatoren die Vollständigkeitsrelation: . Dabei ist der Identitätsoperator.

Die Krausdarstellung ist nicht eindeutig. Für Abbildungen auf einem endlich-dimensionalen Hilbertraum der Dimension lässt sich immer eine Kraus-Darstellung mit nicht mehr als Summanden finden. Die geringste Zahl an Summanden, die nötig ist, um die Abbildung darzustellen, heißt der Kraus-Rang von . Der Kraus-Rang ist eine wichtige Charakterisierung von , der Information über die effektive Größe des Hilbertraums der Umgebung enthält, an die das der Dynamik unterliegende Quantensystem koppelt.[2]

Motivation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Allgemeinen wird ein quantenmechanischer Zustand über den Dichteoperator dargestellt. Dieser hat folgende Eigenschaften:

  • Hermitesch:
  • Normiert:
  • Positiv-semidefinit: , bzw.

Überführt eine Abbildung einen Dichteoperator in einen anderen Dichteoperator , so muss für Folgendes gelten:

  • Erhaltung der Hermitizität:
  • Spurerhaltung:
  • Positivitätserhaltung:

Spurerhaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jede Abbildung in Kraus-Darstellung ist spurerhaltend, da

Hier wurde ausgenutzt, dass die Spur linear und invariant unter zyklischem Vertauschen der Elemente ist.

Erhaltung der Hermitizität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Abbildung in Kraus-Darstellung erhält die Hermitizität eines initialen Zustands , da

Positivitätserhaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Terme der Form sind positivitätserhaltend, da ein neuer Zustand definiert werden kann und folgendes gilt:

Damit ist als Summe positiv-semidefiniter Terme ebenfalls positiv-semidefinit.

Vollständige Positivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Positivitätserhaltung genügt jedoch nicht, um zu einer physikalisch sinnvollen Abbildung zu machen. Die Positivität des Zustands muss auch erhalten bleiben, wenn das System, auf das wirkt mit einem anderen System, das keiner Dynamik unterliegt („Zuschauersystem“), verschränkt ist. Das heißt, es muss gelten, dass für alle . Diese Eigenschaft wird als vollständige Positivität bezeichnet. Nicht alle positivitätserhaltenden Abbildungen sind vollständig positiv (ein Gegenbeispiel ist die Transposition) und nur vollständig positive Abbildungen haben eine Kraus-Darstellung. Es ist offensichtlich, dass jede Abbildung mit Kraus-Darstellung vollständig positiv ist, denn

ist für jeden Zustand (auf dem System „1“ und Zuschauersystem „2“) eine Summe von positiven Termen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angel Rivas, Susana F. Huelga: Open quantum systems. Berlin: Springer, 2012. doi:10.1007/978-3-642-23354-8
  2. Michael M. Wolf: Quantum Channels & Operations. A Guided Tour. 2012, S. 36ff (englisch, tum.de [PDF]).