Kuboformel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel wurde in die Qualitätssicherung der Redaktion Physik eingetragen. Wenn du dich mit dem Thema auskennst, bist du herzlich eingeladen, dich an der Prüfung und möglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen. Der Meinungsaustausch darüber findet derzeit nicht auf der Artikeldiskussionsseite, sondern auf der Qualitätssicherungs-Seite der Physik statt.

Die Kuboformel (nach Ryōgo Kubo)[1][2] ist ein Resultat der Quantenstatistik. Sie gibt die Lineare Antwortfunktion einer messbaren Größe (Observable) in zeitabhängiger Störungstheorie bei endlicher Temperatur als thermischen Erwartungswert hermitescher Operatoren im Wechselwirkungsbild an .

Zu den zahlreichen Anwendungen der Kubo-Formel gehört die Berechnung magnetischer und elektrischer Suszeptibilitäten und abstrakter Verallgemeinerungen davon als Folge einer zeitabhängigen Störung des Hamiltonoperators des Systems.

Details[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kuboformel führt auf eine Beziehung zwischen

  • dem quantenstatistischen Erwartungswert einer Observable in einem ungestörten System mit Hamilton-Operator zu einer Zeit und
  • dem Erwartungswert derselben Observable nach Einführung einer kleinen Störung des Systems in Form eines Störoperators zu einer Zeit :

Dabei bezeichnen

  • spitze Klammern den quantenstatistischen Erwartungswert mit der Dichtematrix
  • eckige Klammern den Kommutator
  • ein Subskript Null das ungestörte System
  • i die imaginäre Einheit.

Herleitung und Formulierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Quantensystem habe den zeitunabhängigen Hamiltonoperator mit den als diskret angenommenen Energiewerten . Der quantenmechanische und thermische Erwartungswert einer physikalischen Größe mit dem hermiteschen Operator ist dann:

wobei die Zustandssumme und die reziproke absolute Temperatur mit der Boltzmann-Konstanten und der Temperatur ist. Im letzten Gleichheitszeichen wurde dabei nach den ungestörten Energieeigenzuständen mit entwickelt und deren Vollständigkeit ausgenutzt.

Wenn zur Zeit eine externe Störung eingeschaltet wird, verlässt das System das thermische Gleichgewicht. Die Störung wird durch einen zeitabhängigen Zusatz zum Hamiltonoperator beschrieben:

Dabei bezeichnet die Heaviside-Funktion, die für nichtnegative Werte von den Wert Eins annimmt und für alle anderen den Wert Null. Damit wird dem instantanen „Einschaltprozess“ zum Zeitpunkt Rechnung getragen. ist ein für alle definierter hermitescher Operator, sodass für alle ein vollständiges Orthonormalsystem von Eigenfunktionen und Eigenwerten besitzt.

Aus der Zeitentwicklung der Dichtematrix

folgt unter der Annahme, dass zu jedem Zeitpunkt der quantenstatistische Gleichgewichtsformalismus gültig bleibt[3] , der thermische Erwartungswert der Operatoren :

mit der Zustandssumme .

Hier wird noch das quantenmechanische Schrödingerbild benutzt, allerdings mit zeitabhängigen Hamiltonoperatoren. Es wird aber an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich im Allgemeinen sowohl die Eigenfunktionen als auch die Eigenwerte des Hamiltonoperators mit ändern werden. Die Zeitabhängigkeit der folgt aus der Schrödingergleichung Da „schwach“ sein soll, liegt es nahe, die niedrigste Ordnung der zeitabhängigen Störungstheorie zu benutzen und zum Wechselwirkungsbild überzugehen (Zustände ). Das Ergebnis ist:

, wobei per Definition ist.

In linearer Ordnung in gilt:

.

Auf diese Weise erhält man für in linearer Ordnung das Endresultat (in dieser Ordnung sind ferner alle oben angesprochenen Probleme beseitigt, weil bei Störungsrechnungen erster Ordnung nur die Eigenfunktionen nullter Ordnung benötigt werden):

Hier bedeutet der Ausdruck einen mit dem Hamiltonoperator berechneten quantenstatistischen Erwartungswert, bei der Temperatur , während die Ausdrücke darüber, gewöhnliche quantenmechanische Erwartungswerte sind, welche die Temperatur nicht berücksichtigen. Ferner sind in mit die Eigenwerte von gemeint.

Da zum Zeitpunkt die verschiedenen Bilder identisch sind, gilt dasselbe auch für obiges Endresultat.

Hier wurden bosonische Zustände betrachtet. Für fermionische Zustände ergeben sich zusätzliche Besonderheiten.[4] Das reduzierte Plancksche Wirkungsquantum wurde Eins gesetzt.

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ryogo Kubo: Statistical-Mechanical Theory of Irreversible Processes. I. General Theory and Simple Applications to Magnetic and Conduction Problems. In: J. Phys. Soc. Jpn. 12. Jahrgang, 1957, S. 570–586, doi:10.1143/JPSJ.12.570 (jps.jp [PDF]).
  2. Ryogo Kubo, Mario Yokota, Sadao Nakajima: Statistical-Mechanical Theory of Irreversible Processes. II. Response to Thermal Disturbance. In: J. Phys. Soc. Jpn. 12. Jahrgang, 1957, S. 1203–1211, doi:10.1143/JPSJ.12.1203.
  3. Im allgemeinsten Fall der Quantenstatistik kann durch einen beliebigen hermiteschen Operator ersetzt werden, dessen Eigenwerte die beiden Bedingungen und erfüllen.
  4. GD Mahan: Many-particle physics. Springer, New York 1981, ISBN 0-306-46338-5.