Kurt Gumpel (Bankier)

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Kurt Gumpel (geboren 25. Dezember 1896 in Hannover; gestorben 16. April 1972 ebenda) war ein deutscher Bankier, Konsul von Österreich und Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten sowie Aufsichtsratsvorsitzender unter anderem in der deutschen Zement-, Kali- und Maschinenindustrie.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurt Gumpel wurde in der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs in Hannover geboren als ein Sohn des Kommerzienrates und Bankiers Julius Gumpel (1865–1942) und dessen Frau Alice, geborene Steinberg (1874–1935).[1]

Nach seinem Abitur diente Gumpel während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 als Kriegsfreiwilliger und war zeitweilig als Kriegsgefangener in Griechenland inhaftiert. Zur Zeit der Weimarer Republik studierte er zwei Semester Staatswissenschaft in Köln an der dortigen Universität, durchlief eine Ausbildung zum Bankkaufmann und trat dann als Teilhaber – ebenso wie vor ihm sein Vater – in das Bankhaus Z. H. Gumpel ein, für das er mit Einzelprokura handelte.[1]

Nachdem Kurt Gumpel zum Katholizismus konvertiert war[2] und im Januar 1921 seine erste Ehefrau Olga Dahl (1889–1947) geheiratet hatte (mit ihr hatte er zwei Kinder), wurde er zudem Mitinhaber des unter Federführung seines Vaters[1] 1925 übernommenen hannoverschen Bankhauses Ephraim Meyer & Sohn.[3] Sein Sohn Peter Gumpel wurde 1933 zunächst nach Paris gebracht, kehrte 1935 nach Deutschland zurück[4][5], um 1938, nach der Pogromnacht, mit Hilfe des Jesuitenordens auf ein Jesuiteninternat in Nijmegen zu kommen. Dort überstand er unter falschem Namen den Krieg, bevor er dem Orden beitrat und 1946 nach Rom ging.

Kurt Gumpel wirkte unter anderem mit am Zusammenschluss der Vereinigten Elektrotechnischen Fabriken Lüdenscheid, dem seinerzeit größten Konzern für Installationsmaterialien in Deutschland, dessen Aufsichtsratsvorsitz er neben zahlreichen Ämtern in anderen Aufsichtsräten übernahm.[1]

Der zum österreichischen Konsul ernannte Gumpel emigrierte nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Januar 1935 zunächst nach Paris, später nach Portugal.[1] In dieser Zeit wurde Gumpels Vater Julius 1942 zunächst in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und von dort aus nach Treblinka verschleppt, wo er Ende September desselben Jahres ermordet wurde.[3]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dem Tod seiner ersten Ehefrau Olga 1947 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland kehrte Gumpel im Oktober 1949 aus Lissabon nach Deutschland zurück. Seine zweite Ehefrau wurde Ilse Vogelsang. Kurt Gumpel starb 1972 in seiner Heimatstadt Hannover.[1]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Werner Röder, Herbert A. Strauss (Ges.-Ltg.), Sybille Claus, Beatrix Schmidt (Red.), Jan Foitzik, Louise Forsyth, Lea Honigwachs, Waltraud Ireland, Hartmut Mehringer, Egon Radvany, Hanns G. Reissner, Werner Röder, Dieter Marc Schneider, Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 ( = International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945), Bd. 1.: Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben, hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte und von der Research Foundation for Jewish Immigration, Inc., New York, München, New York, London, Paris: K. G. Saur Verlag, 1980, ISBN 0-89664-101-5; S. 254; online über Google-Bücher
  2. Hannoversche Allgemeine Zeitung, Hannover, Niedersachsen, Germany: Kirche spricht ehemalige Päpste Johannes Paul II und Johannes XXIII heilig – HAZ – Hannoversche Allgemeine. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 21. November 2016.
  3. a b Peter Schulze: Bankhaus Ephraim Meyer & Sohn sowie Bankhaus Z. H. Gumpel. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 47f.
  4. Adressbuch von Berlin 1935. Berlin 1935, S. 814,1311: „Entgegen überlieferter Behauptungen kann die Familie Gumpel 1935 nicht in einer Berliner Villa gewohnt haben. Einerseits war Kurt Gumpel gar nicht in Berlin gemeldet. Es ist zweifelhaft, dass dessen Vater, Julius Gumpel in Berlin gemeldet war. Zwar gibt es zu jener Zeit einen Julius Gumpel in Berlin, dieser lebte allerdings als Vertreter in einem Mietshaus mit knapp einem Dutzend Parteien in der Motzstraße 86.“
  5. Adressbuch von Hannover. Abgerufen am 23. Oktober 2020: „Hingegen verzeichnet das Adressbuch von Hannover von 1935, S. 157 f. Julius Gumpel in der Corvinusstr. 5b und Kurt Gumpel ist in der Zeppelinstr. 6.“