LCT ONE

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LCT ONE
LCT ONE
Nordseite des LCT ONE in Dornbirn
Basisdaten
Ort: Dornbirn
Bauzeit: 2011–2011
Eröffnung: 19. November 2012
Baustil: Modern
Architekt: Hermann Kaufmann
Koordinaten: 47° 25′ 23,4″ N, 9° 44′ 17,4″ OKoordinaten: 47° 25′ 23,4″ N, 9° 44′ 17,4″ O
LCT ONE (Vorarlberg)
LCT ONE (Vorarlberg)
Nutzung/Rechtliches
Nutzung: Bürogebäude
Bauherr: Cree GmbH
Technische Daten
Höhe: 27 m
Höhe bis zum Dach: 27 m
Etagen: 8
Aufzüge: 1
Geschossfläche: 2500 m²
Baustoff: Holz, Beton
Anschrift
Stadt: Dornbirn
Land: Österreich

LCT ONE ist ein großvolumiges, achtgeschossiges Holz-Hybrid-Gebäude in Dornbirn[1], Vorarlberg, Österreich. Das Gebäude war im Hinblick auf die Baukonstruktion in Holz-Hybrid-Ausführung in Österreich einzigartig[2], bis 2012/2013 ein weiteres Gebäude im Montafon (LCT TWO) gebaut wurde. Im Hinblick auf Bauform, Größe und Erscheinungsbild ist es bis heute das einzige achtgeschossige Bauwerk in dieser Ausführung in Europa. Es zählt zu den höchsten Holzgebäuden Österreichs und war ein Prototyp für die hier verwendete Holz-Hybrid-Bauweise.[3]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

LCT leitet sich von LifeCycle Tower ab. Ein LifeCycle Tower ist ein Bauwerk, das eine um bis zu 90 % verbesserte CO2-Bilanz aufweisen soll. Das Gebäude besteht zum überwiegenden Teil aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und nur nachrangig aus Beton.

ONE bezieht sich darauf, dass es sich dabei weltweit um das erste Gebäude handeln soll, das in dieser Bauweise mit Hinblick auf die CO2-Bilanz bei Bau, Betrieb und auch Abbruch errichtet wurde (gemäß hierfür optimierter Lebenszykluskostenrechnung – Life-Cycle-Costing, LCC).

Entwicklung, Planung und Realisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gesamte Planung für die Realisierung des LCT ONE wurde interdisziplinär mit mehreren Unternehmen aus den Bereichen Architektur, Statik, Haustechnik, Prozessmanagement und Anderen durchgeführt. Der Gedanke zur Realisierung baut auf einem Building Lifecycle Management auf und setzt die zuvor durchgeführte Gebäudedatenmodellierung (Building Information Modeling) in die Praxis um.

LCT ONE, Modellansicht
LifeCycle Tower, Modellansicht
LCT ONE, Rohbau, Dornbirn
LCT ONE, fertiggestellt, Dornbirn
LCT ONE Demonstrations-Lüftungsauslässe und -technik im 2. Stock

Die wissenschaftliche Entwicklung des LifeCycle Towers begann im Jahre 2009 und wurde in drei Planungsphasen unterteilt:

  • Im Forschungsprojekt „8+“ wurde die technische Machbarkeit eines Hochhauses, das überwiegend auf dem Baustoff Holz besteht, überprüft.
  • Das anschließende Forschungsprojekt „LifeCycle Tower“ beschäftigte sich mit der technischen und wirtschaftlichen Systementwicklung.
  • Die dritte Phase war die Planungs- und Ausführungsstufe für den LCT ONE.

Das Vorarlberger Bauunternehmen Cree GmbH entwickelte auf Basis dieser Ergebnisse eine Systembauweise (LCT-System) mit vorgefertigten Bauteilen. Mit dem Bau von LCT ONE wurde im September 2011 begonnen. Die Montage der vorgefertigten Holzmodule auf einem vorbereiteten Stahlbetonfundament dauerte acht Tage. Die rund um den betonierten Treppenhauskern, der aus Brandschutzgründen verwendet werden musste[3][2], angeordneten acht Geschosse wurden in 10 Tagen komplett wetterdicht montiert. Die Systembauweise konnte so unter realen Bedingungen getestet werden.

Anhand dieses Prototyps sollten die Vorteile des Gebäudekonzeptes, wie zum Beispiel:

  • Ressourcen- und Energieeffizienz,
  • deutlich verbesserte CO2-Bilanz,
  • erheblich kürzere Bauzeit nach Baumeisterarbeiten,
  • Möglichkeit der Serienfertigung usw.

praktisch dargestellt und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

LCT ONE wurde am 19. November 2012 offiziell eröffnet. Der Prototyp wird seit der Fertigstellung primär als Büro genutzt. Im Erdgeschoss und der ersten Etage besteht mit dem LifeCycle Hub (LC HUB) eine gesonderte Ausstellungsfläche, in deren Rahmen innovative, nachhaltige Projekte und Unternehmen präsentiert werden.

Der Bau des Prototyps LCT ONE wurde von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) und dem Land Vorarlberg unterstützt.

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Holzhybridhaus besteht zum Großteil aus Holz. Es unterscheidet sich von anderen mehrgeschossigen Holzbauten dadurch, dass die tragenden Elemente des Hauses, die modularen Holzkonstruktionen, nicht beplankt sind (siehe z. B. H8 (Holzhaus Bad Aibling)). Durch die im LCT ONE verwendete offene, nicht verkleidete Holz-Struktur, werden Ressourcen gespart und ist dies gleichzeitig ein wichtiger Teil des Brandschutzkonzepts und kann auch Teil der architektonischen Gestaltung sein.

Holz wurde beim LCT ONE als Holz-Hybrid-Gebäude dort eingesetzt, wo es technisch oder architektonisch Sinn macht. Ziel der Holz-Hybrid-Bauweise und des hierzu errichteten Prototyps LCT ONE war es, die Menge an Holz im Sinne einer nachhaltigen Bauweise sinnvoll zu nutzen, mit der ein Optimum an Ressourceneffizienz in Verbindung mit der entsprechenden und gewünschten Funktionalität erreicht werden kann und dies an einem praktischen Beispiel darzustellen. Daher rührt auch die Bezeichnung LifeCycle (deutsch: Lebenszyklus). Der Energiestandard eines LCT kann je nach Ausführung der Plusenergie-, Passivhaus- oder Niedrigenergietechnologie entsprechen.[4]

Technische Ausstattung des LCT ONE[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

LCT ONE ist ca. 24 Meter lang, ca. 13 Meter breit und ca. 27 Meter hoch. Auf 8 Stockwerken findet sich eine Gesamtgeschossfläche von rund 2.500 m².[5][3]

Photovoltaik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Dach des LCT ONE wurde eine nach Süden ausgerichtete, 20° aufgeständerte Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 7,68 kWp errichtet (ausgeführt mit polykristallinen Modulen, Volleinspeisung).

Heiz- und Kühlbedarf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Heiz- und Kühlbedarf des LCT ONE wird über hydraulische Leitungen in der Decke des jeweiligen Geschosses bereitgestellt und kann individuell für jeden Raum bei Bedarf abgerufen werden. Ergänzt und optimiert wird dieser Heiz- und Kühlbedarf durch eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Rückgewinnung der Wärme/Kälte in einem Wärme-/Kältetauscher. Zusätzlich ist in jedem Raum die Möglichkeit vorgesehen über Fenster/Türen Frischluft zuzuführen, wobei die Zufuhr von Wärme bzw. Kälte bei Öffnen der Fenster/Türen automatisch ausgeschaltet wird.

Der Wärmebedarf wird über eine Hackschnitzelheizanlage und ein Fernwärmenetz aus „Rhombergs Fabrik“ vom LCT ONE bezogen.

Licht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Räume des LCT ONE sind mit großen natürlichen Lichteinlassöffnungen (Fenster und Türen in der Fassade) versehen, wobei zusätzlich darauf geachtet wurde, dass der Lichteinfall nicht durch andere bauliche Maßnahmen unnötig verringert wurde bzw. wird.

Die jeweiligen Räume können von den Nutzern zudem individuell und flexibel auch nachträglich mit Beleuchtungskörpern an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.

Jeder Raum und das gesamte Haus wird über eine intelligente Lichtsteuerung der Fa. Zumtobel geregelt und eingestellt, wobei auch hier manuelle Eingriffsmöglichkeiten je nach Bedarf bestehen. Primär folgt die Steuerung der aktuellen Helligkeits- und Wettersituation im Außenbereich.[6]

Beschattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Lichtsteuerung wird auch die Beschattung der einzelnen Räume geregelt, um eine unnötige Aufheizung der Räume durch Sonneneinstrahlung zu vermeiden.

LCT TWO[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illwerke Zentrum Montafon (IZM), Modellansicht
Illwerke Zentrum Montafon, LifeCycle Tower Two, in Bau
Ein Viertel des LCT TWO ragt in den Speichersee des Rodundwerkes hinein

Das zweite LCT in Systemfertigbauweise wurde im Zeitraum März 2012 (Spatenstich am 12. März 2012) bis Anfang Oktober 2013 errichtet. Es ist dies das neue Wasserkraft-Kompetenzzentrum der illwerke vkw AG in Vandans, Montafon (illwerke vkw zentrum montafon – izm). Dieses Büro- und Verwaltungsgebäude wurde als Green Building in Passivhausstandard errichtet. Es ist eine Stahlbetonkonstruktion im Untergeschoß und Erdgeschoß sowie in Erschließungskern, Holz-Hybrid-Bauweise in den anderen Obergeschossen.[7]

Viele Module des Gebäudes im LCT-System wurden auch hier ab Werk vorgefertigt und am Bauplatz in Vandans montiert.[8] Auf fünf Geschossen (+1 UG) sind 270 Arbeitsplätze installiert bei einer Bruttogeschossfläche von 10.400 m² sowie 120 m Länge. Damit zählt dieses LCT Two derzeit zu den größten und nachhaltigsten Holz-Hybridbauten der Welt. Es wurden etwas über 30 Mio. EURO investiert.

Heiz- und Kühlbedarf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Primärenergieverbrauch (PEV) des LCT Two liegt unter 190,3 kWh/m2/Jahr (Endenergiebedarf: 72,6 kWh/m2/Jahr; CO2: 30,3 kg/m2/Jahr). Der Heizwärmebedarf (HWB) bei 9,7 kWh/m²/Jahr und wird vollständig durch das Abwärmesystem des Rodundwerkes I gedeckt (über ein Wärmepumpensystem, 260 kW Wasser-Wasser, wird auch der Kühlbedarf von diesem Kraftwerk bezogen, 25,7 kWh/m2/Jahr).[9]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

LCT Two hat das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen in Gold erhalten (ÖGNI) sowie den Staatspreis des BMFLFUW 2014 für Architektur und Nachhaltigkeit.[10]

LCT NEXT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein LifeCycle Tower in der hier im Prototyp LCT ONE verwendeten Holz-Hybrid-Bauweise soll nach derzeitigem Kenntnisstand bis zu einer Höhe von 100 Metern und mit bis zu 30 Stockwerken errichtet werden können.[11]

LCT NEXT ist die Bezeichnung für die Planung von Gebäuden mit vorgefertigten Holz-Hybrid-Elementen, wobei NEXT einen Platzhalter darstellt. Dadurch soll es zukünftig möglich sein, Bauplanung und -vorbereitung zu industrialisieren. Dadurch sollen bis zu 100 Meter hohe Gebäude aus Holz standardmäßig innerhalb kürzester Zeit geplant, produziert und zusammengebaut bzw. montiert werden können. In diesen Gebäuden sollen u. a. alle elektrischen Komponenten, die eine maßgebliche Funktion und Aufgabe haben, mit einer IP-Adresse ausgestattet werden. Dadurch soll es möglich sein, die Funktionen (von 3D-Gebäudemodellen bis 7D-Facility-Management-Informationen) im digitalen Twin zu duplizieren und zu simulieren.[12]

Life-Cycle-Management-Bauweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Donau-Universität Krems bietet einen Lehrgang in „Life Cycle Management-Bau“ an. In diesem werden als Lehrinhalte das benötigte professionelle Management für zukunftsweisende Bauvorhaben vermittelt verbunden mit „vernetztem technischen Fachwissen, sozialer Kompetenz und fundierten Management-Skills“. Der Lehrgang über 20 Module vermittelt wesentlichen Fragen, „die ein Projektmanager für Bauprojekte zukünftig zu beantworten hat, wenn er nachhaltige Bauprojekte erfolgreich entwickeln und umsetzen will.“[13] Der Lehrgang wird mit dem Master of Science (MSc) abgeschlossen.

Das Institut für Industrielle Bauproduktion (ifib) wurde in „Building Lifecycle Management“ (BLM)[14] umbenannt und beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit der Konzeption, Entwicklung und Anwendung computergestützter Methoden und Werkzeuge zur Realisierung eines integrierten Building Lifecycle Managements.

Cree GmbH[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Cree GmbH (Creative Resource & Energy Efficiency) ist ein im Dezember 2010 gegründetes Bauunternehmen mit Sitz in Bregenz, Österreich. Die Gesellschaft setzt sich aus drei Anteilseignern, der Rhomberg Gruppe, der Signa Holding GmbH und der RIMO Privatstiftung[15] zusammen.

Das Know-how von Cree GmbH in Bezug auf diese Bauweise ist lizenziert.[12]

Auszeichnungen für die Idee und das Projekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen zum LifeCycle Tower[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volker Koch, Life Cycle Optimized System Solutions for Densified Housing with Massive Wood Technology in 10th International Conference on Computing in Civil and Building Engineering, Weimar, Germany, Juni 2004. Online.
  • Volker Koch, Virtual Building Lifecycle – Giving Architects Access to the Future of Buildings by Visualizing Lifecycle Data in 8th International Conference on Computing in Civil and Building Engineering, Stanford, USA, August 2000. Online.
  • Niklaus Kohler, Wei Yang: Long-term management of building stocks.[17]
  • Marc Wilhelm Lennartz, Susanne Jacob-Freitag, Neues Bauen mit Holz; Typen und Konstruktionen, Basel 2016, Birkhäuser, ISBN 978-3-0356-0457-3
  • Ivana Milijanovic, Innovations in prefabricated high-rise timber constructions, Wien 2015, Diplomarbeit, Technische Universität Wien (in Englisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: LCT ONE – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Färbergasse 17b, 6850 Dornbirn.
  2. a b Sascha Schmidt: LCT ONE: Weltweit erstes Holz-Hybrid-Hochhaus wird in Dornbirn eröffnet, Webseite: vol.at vom 7. November 2011.
  3. a b c LCT ONE – LifeCycle Tower, Dornbirn, Webseite H. K. Architekten.
  4. Zielsetzung des Managementansatzes Life Cycle Management-Bau – Lehrgang an der Donau-Universität Krems zur Life Cycle Management-Bauweise. So auch das BLM in Karlsruhe: BLM-Webseite.
  5. Siehe auch: Eintrag in der Architekturdatenbank Phorio
  6. LifeCycle Tower ONE in Dornbirn, Informationsbroschüre der Fa. Zumtobel Lighting GmbH, Dornbirn 02/2013.
  7. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMFLFUW) als Herausgeber, Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit – Magazin, S. 33 (2014).
  8. Illwerke Magazin, Ausgabe 27, Oktober 2013, S. 8.
  9. Illwerke Magazin, Ausgabe 27, Oktober 2013, S. 7, und Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMFLFUW) als Herausgeber, Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit – Magazin, S. 33 (2014).
  10. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMFLFUW) als Herausgeber, Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit – Magazin, S. 33.
  11. Weiche Schale, harter Kern. In: ORF, 20. November 2012. – Fotostrecke zum LifeCycle Tower (LCT One) in Dornbirn, weiterführende Links.
  12. a b Cree lizenziert nun sein Vorarlberger Know-how – die nächste Innovation steht schon an vol.at, 8. September 2016.
  13. Zitate gemäß www.donau-uni.ac.at.
  14. Website BLM
  15. Privatstiftung nach österreichischem Recht des Vorarlberger Unternehmers Richard Morscher.
  16. Kyocera-Umweltpreis Preisträger 2014.
  17. Long-term management of building stocks, Webseite: tandfonline.com.