LNG-Terminal Deutsche Ostsee

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das LNG-Terminal Deutsche Ostsee ist ein Flüssigerdgasterminal im Hafen Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern, das seit Januar 2023 in Betrieb ist. Die Pläne für die Errichtung des Terminals zum Import von Flüssigerdgas (LNG) wurden im Juli 2022 bekannt. Jährlich sollen über das Terminal bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Gas in das deutsche Gasfernleitungsnetz eingespeist werden.[1] Träger ist das mittelständische Unternehmen Deutsche ReGas mit Sitz in Lubmin.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grund für den kurzfristigen Bau der Anlage in Lubmin ist das deutsche Vorhaben, aufgrund des am 24. Februar 2022 begonnenen russischen Überfalls auf die Ukraine unabhängiger von russischen Erdgaslieferungen per Pipeline zu werden. Vor diesem Hintergrund kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022 im Rahmen einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages an, dass in Deutschland kurzfristig zwei Flüssigerdgasterminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven errichtet werden sollen, um per Schiff geliefertes Flüssigerdgas anzulanden.[2] Später beschloss die Bundesregierung den Bau weiterer Terminals.[3] Lubmin ist einer von vier Standorten mit insgesamt sechs Anlagen, die ab 2022 als schwimmende LNG-Terminals an deutschen Küsten entstehen sollen. Die weiteren Anlagen sind zwei Einrichtungen des LNG-Terminals Wilhelmshaven, das German LNG Terminal in Brunsbüttel, das LNG-Terminal Stade und das LNG-Terminal Lubmin. Die Pläne für das LNG-Terminal Deutsche Ostsee wurden im Juli 2022 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.[4] Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern unterstützte den Bau.[5]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da große Flüssiggastanker den Hafen Lubmin wegen des flachen Greifswalder Boddens nicht anlaufen können, docken sie auf der Ostsee zwischen Rügen und Usedom an das dort ankernde Depot-Schiff Seapeak Hispania als Floating Storage Unit (FSU) an und übertragen ihr LNG. Vom Depot-Schiff aus transportieren drei kleinere Shuttle-Schiffe das LNG in den Hafen Lubmin. In der dortigen FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) als Flüssigerdgasterminal wird das kalte Flüssiggas in normales Erdgas umgewandelt und in das Fernleitungsnetz eingespeist. Dieses besteht aus den Pipelines NEL, Eugal und OPAL, die ursprünglich dem Gastransport aus der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 dienten.[6]

Die Bauarbeiten im Hafen Lubmin mit einem Umbau des Kais, einer Hafenvertiefung und der Sicherung mit einem Zaun begannen im September 2022.[7] Darüber hinaus legte der Netzbetreiber Gascade vom Hafen aus eine etwa 450 Meter lange Anbindung an das Gasnetz.[8] Die Deutsche ReGas hatte angekündigt, rund 100 Millionen Euro zu investieren und für ihr privates Projekt keine staatliche Finanzierung in Anspruch zu nehmen. Das für die Gasumwandlung erforderliche Spezialschiff Neptune (FSRU) hat das Unternehmen beim französischen Energieunternehmen TotalEnergies gechartert.[9] Das Schiff wurde im Dezember 2022 bei Mukran auf der Insel Rügen umgebaut[10] und machte anschließend in Lubmin fest. Ende Dezember 2022 begann der Testbetrieb, bei dem drei kleinere Shuttleschiffe das Flüssiggas von einem Tanker auf See nach Lubmin zur Neptune als schwimmendes LNG-Terminal brachten.[11] Die Betriebsgenehmigung wurde für einen Zeitraum von neun Jahren erteilt. Zur Einweihung der Anlage am 14. Januar 2023 kamen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig (SPD) und der Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern Till Backhaus (SPD).[12]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutsche Umwelthilfe hat grundsätzliche Bedenken gegen die Anlage, weil sie Flüssiggas-Transporte wegen der Enge in der Ostsee für ein Sicherheitsrisiko hält. Auch bestehen Bedenken gegenüber der Unternehmensstruktur der im Jahr 2022 gegründeten Deutschen ReGas, da sie nicht aus der Energiebranche komme.[13]

Am Rande der feierlichen Eröffnung der Anlage am 14. Januar 2023 protestierten etwa 300 Bürger. Sie kritisierten, dass die Auswirkungen der Anlage auf den Greifswalder Bodden nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Zuvor hatten sich Anwohner aus Lubmin und Spandowerhagen über Lärmbelästigungen beschwert, die vom Regasifizierungsschiff Neptune stammen sollen.[14]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lubmin / Rostock – Die Bundesregierung und die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern befassen sich nun auch offiziell mit Plänen des Unternehmens Deutsche Regas zur Anlandung von Flüssiggas (LNG) im vorpommerschen Lubmin. bei adhoc-news.de vom 12. Juli 2022
  2. Debatte zur Regierungserklärung des Kanzlers bei zdf.de vom 27. Februar 2022
  3. Weitere LNG-Terminals in Stade und Lubmin bei tagesschau.de vom 19. Juli 2022
  4. Investor will Flüssiggas-Import in Lubmin vorantreiben bei ndr.de vom 7. Juli 2022
  5. Landesregierung treibt LNG-Planungen für Lubmin voran bei ndr.de vom 3. August 2022
  6. Martin Möller: LNG-Terminals: Kommunen fühlen sich schlecht informiert bei ndr.de vom 30. September 2022
  7. Baubeginn für erstes LNG-Terminal in Lubmin bei ndr.de vom 20. September 2022
  8. LNG via Lubmin schon Anfang Dezember? Zeit für Terminal-Projekt wird knapp bei heise.de vom 20. August 2022
  9. Malte Kirchner: LNG-Terminal in Lubmin: Baubeginn am Dienstag bei heise.de vom 19. September 2022
  10. Deutsche ReGas: LNG-Terminal für Lubmin ist betriebsbereit vom 8. Dezember 2022
  11. Probebetrieb für Flüssiggas-Terminal in Lubmin genehmigt bei ndr.de vom 21. Dezember 2022
  12. LNG-Terminal in Lubmin: Das Gas strömt ins deutsche Netz bei ndr.de vom 14. Januar 2023
  13. Stefan Ludmann: Zweifel an privatem LNG-Projekt in Lubmin bei ndr.de vom 21. Juli 2022
  14. LNG-Terminal in Lubmin: Anwohner klagen über Lärm bei ndr.de vom 8. Januar 2023

Koordinaten: 54° 8′ 49″ N, 13° 39′ 32″ O