La guillotine permanente

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La guillotine permanente (deutsch: „Die beständige Guillotine“) ist ein französisches Kampf- und Revolutionslied, das während der Französischen Revolution aufkam. Es besingt die Guillotine und deren Einsatz als Waffe der Revolution.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soldaten umschließen ein Schafott, auf dem eine Guillotine und drei Henker stehen; einer von ihnen präsentiert den abgetrennten Kopf eines Hingerichteten
Darstellung einer Guillotinehinrichtung

Gegen Ende des Jahres 1789 verhandelte die Konstituante über ein neues Strafgesetz für Frankreich. Unter den Vertretern des Bürgertums befand sich der Arzt Joseph-Ignace Guillotin, welcher sich unter anderem für die strafrechtliche Gleichstellung der Stände einsetzte. In diesem Zusammenhang forderte er auch, dass sämtliche Todesurteile durch Enthauptung vollstreckt würden. Ein „einfacher Mechanismus“[2][3] sollte einen möglichst raschen und schmerzlosen Tod sicherstellen und dadurch die Hinrichtung humanisieren.[2] Diese Reformbemühungen Guillotins führten letztendlich dazu, dass die ab 1792 aufgestellten Enthauptungsmaschinen als Guillotine bezeichnet wurden.[2] (Guillotin wird zu Unrecht häufig als „Erfinder der Guillotine“ betitelt.[4] Auch die Verse von La guillotine permanente schreiben ihm das „Fertigen“ der Maschine zu.[1][5] Tatsächlich war Guillotin an der Entwicklung des nach ihm benannten Apparates an sich nicht beteiligt.[2])

Die Melodie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Melodie von La guillotine permanente war schon lange vor der Französischen Revolution bekannt; ihre Spuren reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück.[6][7] Das alte Volkslied Si le roi m’avait donné wird zu dieser Melodie gesungen,[6][8] Molière zitiert es in der im Jahr 1666 uraufgeführten Komödie Der Menschenfeind.[7][9]

La guillotine permanente ist nicht der einzige aus der Französischen Revolution stammende Text, der zu dieser Melodie gedichtet wurde.[10]

Text[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Französischer Text:[1][5]

Le député Guillotin
Dans la médecine
Très expert et très malin
Fit une machine
Pour purger le corps français
De tous les gens à projets
C’est la guillotine, ô gué[Anm. 1]
C’est la guillotine

Pour punir la trahison
La haute rapine
Ces amateurs de blasons
Ces gens qu’on devine
Voilà pour qui l’on a fait
Ce dont on connaît l’effet
C’est la guillotine, ô gué
C’est la guillotine

A force de comploter
La horde mutine
A gagné sans y penser
Migraine maline
Pour guérir ces messieurs-là
Un jour on les mènera
A la guillotine, ô gué
A la guillotine

De la France on a chassé
La noble vermine
On a tout rasé, cassé
Et mis en ruine
Mais de noble on a gardé
De mourir le cou tranché
Par la guillotine, ô gué
Par la guillotine

Messieurs les nobles mutins
Dont chacun s’échine
Soufflant par des efforts vains
La guerre intestine
Si nous vous prenons vraiment
Vous mourrez très noblement
A la guillotine, ô gué
A la guillotine

Le dix nous a procuré
Besogne de reste
Les traîtres ont abondé
C’est pis qu’une peste
Comme on n’en veut pas manquer
On punit sans déplanter
La machine reste, ô gué
La machine reste

Deutsche Übersetzung:

Der Abgeordnete Guillotin[Anm. 2]
In der Medizin
Sehr kundig und sehr klug
Fertigte eine Maschine
Um den Körper Frankreichs zu reinigen
Von allen Leuten hinter Plänen
Das ist die Guillotine, hurra
Das ist die Guillotine

Um den Verrat zu bestrafen
Den großen Diebstahl
Diese Wappennarren
Diese Leute, man erratet welche
Für diese haben wir sie gemacht
Sie, deren Wirkung wir kennen
Das ist die Guillotine, hurra
Das ist die Guillotine

Durch das Anzetteln
Der meuterischen Horde
Holte man sich ohne daran zu denken
Furchtbare Kopfschmerzen
Um diese Herren zu heilen
Werden wir sie eines Tages führen
Zu der Guillotine, hurra
Zu der Guillotine

Von Frankreich aus haben wir gejagt
Das noble Gesindel
Haben alle wegrasiert, zerschlagen
Und alle ruiniert
Aber die Noblen sind vorbereitet
Mit durchtrenntem Hals zu sterben
Durch die Guillotine, hurra
Durch die Guillotine

Die Herren, die noblen Meuterer
Jene die sich abschinden
Leiden unter vergeblichen Bemühungen
Dem inneren Krieg
Wenn wir euch ernst nehmen
Werdet ihr sehr nobel sterben
Auf der Guillotine, hurra
Auf der Guillotine

Der Zehnte bescherte uns[Anm. 3]
Weitere Arbeit
Verräter gibt es reichlich
Es ist schlimmer als eine Pest
Wir wollen es nicht verfehlen
Ohne Ausnahmen zu bestrafen
Die Maschine bleibt, hurra
Die Maschine bleibt

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Ô gué“ ist ein heute eher ungebräuchlicher Freudeausruf in der französischen Sprache. Lisa Yannucci: La bonne aventure ô gué. In: Mama Lisa′s World. Abgerufen am 4. August 2020 (französisch).
  2. Gemeint ist Joseph-Ignace Guillotin. Michel Delon, Paul-Édouard Levayer: Chansonnier révolutionnaire. Éditions Gallimard, 1989, ISBN 2-07-032530-X, S. 289 (französisch).
  3. Mit dem „Zehnten“ ist der 10. Brumaire II im republikanischen Kalender gemeint, welcher im gregorianischen Kalender dem 31. Oktober 1793 entspricht. Michel Delon, Paul-Édouard Levayer: Chansonnier révolutionnaire. Éditions Gallimard, 1989, ISBN 2-07-032530-X, S. 290 (französisch). An diesem Tag wurden in Paris über ein Dutzend vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilte Girondisten hingerichtet. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. C. H. Beck, 2004, ISBN 978-3-406-50847-9, S. 74 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Melodie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

La guillotine permanente

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

La guillotine permanente ist im 2014 erschienenen Videospiel Assassin’s Creed Unity zu hören,[11] dessen Handlung in der Französischen Revolution angesiedelt ist.[12]

Aufnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Objekt YE-35763 in der französischen Nationalbibliothek (Bibliothèque nationale de France).
  2. a b c d Georg Korn: Joseph-Ignace Guillotin (1738–1814) – Ein Beitrag zur Geschichte der Medicin und des ärztlichen Standes. Inaugural-Dissertation. Berlin, S. 17–20.
  3. Achille Chéreau: Guillotin et la guillotine. Paris 1870, S. 7 (französisch, Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Georg Korn: Joseph-Ignace Guillotin (1738–1814) – Ein Beitrag zur Geschichte der Medicin und des ärztlichen Standes. Inaugural-Dissertation. Berlin, S. 5–6.
  5. a b Michel Delon, Paul-Édouard Levayer: Chansonnier révolutionnaire. Éditions Gallimard, 1989, ISBN 2-07-032530-X, S. 153–154 (französisch).
  6. a b La guillotine permanente. In: ilDeposito.org. Abgerufen am 21. Juni 2020 (italienisch).
  7. a b L’histoire en chansons. In: parislenezenlair.fr. Abgerufen am 28. Juni 2020 (französisch).
  8. Si le roi m’avait donné. (Webvideo) Musikaufnahme eines Pfadfinderchors auf YouTube. Chorale fédérale du scoutisme français, abgerufen am 28. Juni 2020.
  9. Molière: Le Misanthrope. Bearbeitung für das Französischstudium. 1846, S. 38 (französisch, deutsch, Vorschau in der Google-Buchsuche).
    Le Misanthrope. In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 1. August 2023 (englisch).
  10. Laura Mason: Popular Songs and Political Singing in the French Revolution. In: Princeton University Library (Hrsg.): The Princeton University Library Chronicle. Vol. 52, Nr. 2, S. 180–181, doi:10.2307/26404420 (englisch).
  11. Assassin’s Creed: Unity - Guide. Spielguide für Assassin’s Creed: Unity. In: gamerguides.com. Abgerufen am 28. Juni 2020 (englisch).
  12. Assassin’s Creed: Unity. In: mobygames.com. Blue Flame Labs, abgerufen am 21. Juni 2020 (englisch).
  13. Catherine Ribeiro – 1989... Déjà ! In: Discogs. Abgerufen am 23. September 2021.
  14. Jean-Louis Caillat – Chansons de la Révolution 1789–1989. In: Discogs. Abgerufen am 23. September 2021.
  15. Marc Ogeret – Chante La Révolution 1789-1989. In: Discogs. Abgerufen am 23. September 2021.