Lachhiman Gurung

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Aufsteller zu Ehren Lachhiman Gurungs in der Broad Street in Birmingham im Jahr 2015

Lachhiman Gurung (Nepali: लाछिमान गुरुङ; * 30. Dezember 1917 in Dahakhani; † 12. Dezember 2010 in London)[1], selten auch Laxman Gurung genannt, war ein nepalesisch-britischer Gurkha, der mit dem Victoria-Kreuz ausgezeichnet wurde. Aufgrund seiner Taten im Zweiten Weltkrieg ist er vor allem als der Gurkha bekannt, „der es mit nur einer Hand mit 200 Soldaten aufnahm“.[2]

Frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gurung wurde am 30. Dezember 1917 im Dorf Dahakhani im Distrikt Chitwan in Nepal als Sohn von Partiman Gurung geboren.[3] Er trat im Dezember 1940 in die britisch-indische Armee ein. Aussagen seines Vaters zufolge war Gurung eines Morgens nur aus dem Haus gewesen, um Zigaretten zu kaufen, als er von der Mobilisierung für die britische Armee erfuhr und sich spontan meldete.[4] Trotz seiner geringen Größe von nur 1,50 m wurde er zum Militärdienst zugelassen.[1][5] Im Nachgang wurde er als Infanterist dem 4. Bataillon, 8. Gurkha Rifles, in der indischen Armee zugeteilt.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Bataillon gehörte zur 89th Indian Infantry Brigade der 7. indischen Infanteriedivision. Diese bekam 1945 den Befehl, den Irrawaddy-Fluss zu überqueren und die japanischen Truppen nördlich der Straße von Prome nach Taungup anzugreifen. Die Japaner zogen sich in Richtung Taungdaw (im heutigen Myanmar) zurück, wo Gurung mit zwei Kompanien des 4. Bataillons, 8. Gurkha Rifles, auf den Gegenangriff zahlenmäßig starker japanischer Kräfte wartete.[3]

Am 19. Dezember 1945 wurde ihm vom Vizekönig von Indien, Feldmarschall Lord Wavell, dafür im Roten Fort in Delhi das Victoria-Kreuz verliehen.[5]

Laut London Gazette, einem Gesetzesblatt der britischen Regierung, soll Gurung in der Nacht vom 12. zum 13. Mai 1945 in Taungdaw den vordersten Posten seines Zuges besetzt haben, der die Hauptlast eines Angriffs von mindestens 200 japanischen Soldaten zu tragen hatte. Er habe zwei Handgranaten zurückgeworfen, die auf seinen Graben gefallen seien. Eine dritte Granate sei in seiner rechten Hand explodiert, nachdem er versucht hätte, sie zurückzuwerfen. Die Explosion habe ihm die Finger abgesprengt, seinen rechten Arm zertrümmert und ihn schwer im Gesicht, am Körper und am rechten Bein verletzt. Seine beiden Kameraden wurden ebenfalls schwer verwundet. Gurung, der dadurch nun auf sich allein gestellt war, soll sein Gewehr vier Stunden lang mit der linken Hand geladen und abgefeuert haben. Er habe ruhig auf jeden Angriff gewartet und aus nächster Nähe gefeuert,[2] während er „Come and fight a Gurkha!“ (in etwa „Kommt und nehmt es mit einem Gurkha auf!“) geschrien habe.

Die offizielle Begründung für die Verleihung des Ordens in der London Gazette weiter:

„Von den 87 feindlichen Toten, die in unmittelbarer Nähe des Kompaniestandortes gezählt wurden, lagen 31 vor dem Abschnitt dieses Schützen, dem Schlüssel zur gesamten Stellung. Wäre es dem Feind gelungen, den Graben des Schützen Lachhiman Gurung zu überrennen und zu besetzen, wäre die gesamte Stellung am Gegenhang vollständig besetzt worden. Dieser Schütze inspirierte seine Kameraden durch sein großartiges Beispiel so sehr, dem Feind bis zum Schluss zu widerstehen, dass sie, obwohl sie drei Tage und zwei Nächte lang eingekesselt und abgeschnitten waren, jedem Angriff standhielten und ihn abwehrten. Seine herausragende Tapferkeit und sein außerordentlicher Pflichteifer angesichts einer fast überwältigenden Übermacht waren die Hauptfaktoren für die Niederlage des Feindes.“

The London Gazette, Supplement 37195, 24. Juli 1945, Seite 3861

Diese Darstellung der Ereignisse wurde etwa von der BBC im Rahmen ihrer Berichterstattung über den Armed Forces Day 2006, dem Gurung beiwohnte, übernommen.[6]

Spätere Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inschrift des Namens von Lachhiman Gurung (zweiter von unten) an den Memorial Gates in Constitution Hill, London

Gurung wurde wegen seiner Verwundungen, die er bei den Kampfhandlungen erlitten hatte, vorerst ins Lazarett eingeliefert. In der Folge des Gefechts hatte er sein rechtes Auge und die Fähigkeit verloren, die rechte Hand zu benutzen.[1] Dennoch diente er weiterhin bei den 8. Gurkhas. 1947 wurde er mit seiner Einheit in die neue unabhängige indische Armee überführt.[5] Später erlangte er den Rang eines Hon. Havildar, was dem Unteroffiziersrang eines Sergeant entspricht. Nach Beendigung seines Dienstes 1947 kehrte er in sein Dorf in Nepal zurück,[5] wo er einen kleinen Hof landwirtschaftlich betrieb.

Er heiratete zweimal. Aus seiner ersten Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor, aus seiner zweiten zwei weitere Söhne. Einer seiner Söhne wurde später Offizier bei den 8th Gurkha Rifles.[3]

1995 wurde für ihn und seine Familie ein neues Haus in der Nähe des Gurkha-Wohlfahrtszentrums in Chitwan gebaut, das mit einer Spende aus Großbritannien finanziert wurde. Später im Jahr 1995 erhielt er vom Gurkha Welfare Trust einen Scheck in Höhe von 100.500 Pfund, der vom britischen Premierminister John Major in der Downing Street 10 überreicht wurde. 8.000 Pfund erhielt er zudem von der indischen Armee als Leihgabe für seine Victoria-Kreuz-Medaille, die sich bis heute in deren Besitz befindet.[7] Gurung hatte sie als Inspiration für junge Soldaten vermacht.[8]

Im Jahr 2008 waren Gurung und Ehrenleutnant Tul Bahadur Pun zwei der fünf Kläger in einem Rechtsstreit gegen das Vereinigte Königreich. Streitpunkt war, dass nur Gurkha-Soldaten, die nach dem Juli 1997 (dem Datum der Verlegung die Gurkha-Basis von Hongkong ins Vereinigte Königreich) in den Ruhestand getreten waren, sich im Vereinigten Königreich niederlassen durften. Der High Court wies die Regierung an, ihre Politik zu überdenken. Gurung wurde in der Folge gestattet, sich im Londoner Stadtteil Hounslow niederzulassen, wo er von seiner Enkelin Amrita betreut wurde.[3]

Am 19. November wurde Gurung in das Charing Cross Hospital eingeliefert, nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte und er an einer Lungenentzündung litt.[1] Gurung starb am 12. Dezember 2010. Er hinterließ seine zweite Frau Manmaya und seine fünf Kinder. Er wurde in Hounslow bestattet.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Dan van der Vat: Lachhiman Gurung VC obituary. In: The Guardian. 22. Dezember 2010, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 24. März 2023]).
  2. a b Page 3861 | Supplement 37195, 24 July 1945 | London Gazette | The Gazette. Abgerufen am 24. März 2023.
  3. a b c d Havildar Lachhiman Gurung, VC. Abgerufen am 24. März 2023.
  4. SOFREP: The Untold Story of Europe's Forgotten Heroes in WWII. 8. Februar 2023, abgerufen am 24. März 2023 (englisch).
  5. a b c d John Parker: The Gurkhas : the inside story of the world's most feared soldiers. Updated edition Auflage. London 2005, ISBN 0-7553-1415-8.
  6. First Veterans Day takes place In: BBC News, 27. Juni 2006. Abgerufen im 26. März 2023 (englisch). 
  7. GURHKA MUSEUM. Abgerufen am 24. März 2023.
  8. The Gurkhas - Full Documentry. Abgerufen am 24. März 2023 (deutsch).
  9. James White: 'Come and fight a Gurkha': Soldier who won VC fighting Japanese then took on British government dies aged 93. 14. Dezember 2010, abgerufen am 24. März 2023.