Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg

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Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg
— SFBW —

Staatliche Ebene Land
Rechtsform Anstalt des öffentlichen Rechts[1]
Rechtsaufsicht Ministerium für Verkehr[2]
Gründung März 2015[3]
Hauptsitz Stuttgart[1]
Geschäftsführer Volker M. Heepen[1]
Vorsitzender des Verwaltungsrats Gerd Hickmann[1]
Bedienstete 2[4]
Haushaltsvolumen 0[3]
Netzauftritt www.sfbw.info

Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) ist eine Leasinganstalt für Schienenfahrzeuge für den Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. März 2015 beschloss der Landtag von Baden-Württemberg das Gesetz über die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBWG), nach dem das Land die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart errichtete.[5][3]

Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg wurde gesetzlich mit der „Beschaffung und Verpachtung von Fahrzeugen für den öffentlichen Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg sowie in grenzüberschreitenden Verkehrsnetzen und -linien im Interesse des Landes“ betraut.[6] Sie wurde gegründet, um für die Eisenbahnverkehrsunternehmen im Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg die günstigen Kreditkonditionen des Landes zu erschließen und diese vom Restwertrisiko für neue Fahrzeuge zu befreien, indem die Landesanstalt Eigentümer der Fahrzeuge wird und sie an das jeweilige Eisenbahnverkehrsunternehmen verpachtet.[3]

Zum 1. Januar 2023 wurden die gesetzlichen Aufgaben der SFBW um die Planung, den Erwerb, den Bau und die An- und Verpachtung von „Wartungs- und Instandhaltungseinrichtungen einschließlich Reinigungs- sowie aller erforderlichen Abstell- und Gleisanlagen und sonstigen Zuwegungen“ erweitert.[7]

Fahrzeugfinanzierungsmodelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fahrzeugfinanzierung erfolgt nach verschiedenen Modellen, die sich bei der Obliegenheit der Fahrzeugsauswahl und der Verantwortlichkeit der Instandhaltung unterscheiden:[8]

  • Baden-Württemberg-Modell (BW-Modell): Das Eisenbahnverkehrsunternehmen, das den Zuschlag für den Verkehrsvertrag erhält, wählt die dafür vorgesehenen Fahrzeuge aus, die dann von der Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg erworben und für die Dauer des Verkehrsvetrages an das Eisenbahnverkehrsunternehmen verpachtet werden. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen ist währenddessen für die Instandhaltung zuständig.
  • Lebenszyklusmodell: Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg wählt Fahrzeuge in einer Ausschreibung, die über die Lebensdauer der Fahrzeuge auch deren Instandhaltung für eine uneingeschränkte Verfügbarkeit beinhaltet, nach den Lebenszykluskosten aus.
  • Bei einer weiteren in Betracht kommenden Möglichkeit beschafft die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg die Fahrzeuge unmittelbar im Rahmen einer Ausschreibung, beauftragt aber wie beim Baden-Württemberg-Modell das jeweilige Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Instandhaltung.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg untersteht der Rechtsaufsicht des Landes Baden-Württemberg, die vom Verkehrsministerium ausgeübt wird,[2] und unterliegt der vollständigen Prüfung durch den Rechnungshof Baden-Württemberg.[3] Das Land ist Gewährträger der Anstalt und haftet unbeschränkt für Verbindlichkeiten der SFBW.[9]

Die Geschäftstätigkeit der Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg ist nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet, sondern erfolgt kostendeckend. Die Investitionen in die Schienenfahrzeuge werden durch Kredite gedeckt, die nach Zustimmung des Finanzministerium aufgenommen werden dürfen, und zusammen mit den Verwaltungskosten durch die erhobenen Entgelte für die Verpachtung refinanziert, so dass keine Ausgaben für öffentliche Haushalte entstehen.[10] Ende des Jahres 2022 beliefen sich die Verbindlichkeiten der Landesanstalt auf 2,056 Milliarden Euro.[4]

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mireo der Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg im Netz Rheintal

Fahrzeugbestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stand 2024 sind 358 Triebzüge, davon 320 Elektro- und 38 Dieseltriebzüge, im Eigentum der Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg:[11]

Typ Anzahl Teile Einsatz
Alstom Coradia Continental 45 3, 4 Breisgau-Ost-West (Netz 9a)
3, 5 Karlsruher Netz (Netz 7b Los 1)
Alstom Coradia LINT 54 38 2 Ulmer Stern (Netz 12), Zollern-Alb-Bahn (Netz 54)
Bombardier Talent 2 16 4 Gäu-Murr (Netz 3b)
Bombardier Talent 3 52 3, 5 Stuttgarter Netz Neckartal (Netz 1a)
12 3, 4 Freiburger Y (Netz 9b)
Siemens Mireo 27 3 Rheintal (Netz 4)
57 S-Bahn Rhein-Neckar Los 2 (Netz 6b)
7 Nordbaden-Express (Netz 7b Los 2)
Siemens Mireo Plus B 27 2 Ortenau-Netz/Hermann-Hesse-Bahn (Netz 8)
Siemens Desiro HC 15 4 Rheintal (Netz 4)
Stadler Flirt 3 55 3, 4, 5, 6 Stuttgarter Netze Rems-Fils und Franken-Enz (Netz 1b und 1c)
Stadler Flirt 3 XL 11 3 Murrbahn (Netz 3a)

Die Fahrzeuge wurden im Landesdesign für neu zu beschaffenden Fahrzeuge der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg[12] von Baden-Württemberg ausgeliefert. Abweichend davon erhielten lediglich die Mireo für die S-Bahn Rhein-Neckar ein eigenes Design, da in diesem Verkehrsvertrag neben dem Land Baden-Württemberg weitere SPNV-Aufgabenträger beteiligt sind.[11]

Bestellte Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg beteiligte sich als einer der Kooperationspartner am Projekt VDV-Tram-Train und wird nach dem Lebenszyklusmodell Eigentümer der für die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft und für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb im Rahmen des Projekts bestellten Citylink-Tram-Train-Fahrzeuge.[13][14]

Nach dem Lebenszyklusmodell bestellte die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg 130 vierteilige Coradia-Max-Triebzüge inklusive deren Instandhaltung über 30 Jahre mit einer Option auf bis zu 100 weitere Triebzüge[15] für deren Einsatz im Netz Expressnetz und MEX-Netz Stuttgart-Bodensee (Netz 35, Lose 1 und 2).[16]

28 dreiteilige Mireo-Fahrzeuge wurden als Ersatzflotte während der Nachrüstung von Bestandsfahrzeugen mit dem European Train Control System im Lebenszyklusmodell bestellt.[17]

Ende 2023 startete die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg im Lebenszyklusmodell eine Ausschreibung über 120 elektrische und batterieelektrische Triebzüge mit Option auf bis zu 200 weitere Einheiten.[18][19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Impressum. Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg, abgerufen am 26. April 2024.
  2. a b § 12 SFBWG
  3. a b c d e Die SFBW. Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg, abgerufen am 26. April 2024.
  4. a b Beteiligungsbericht 2023 des Landes Baden-Württemberg. Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg, Stuttgart 2023, S. 97 ff. (baden-wuerttemberg.de [PDF; 20,9 MB; abgerufen am 2. Mai 2024]).
  5. Gesetz über die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBWG). In: Staatsministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): Gesetzblatt für Baden-Württemberg. Nr. 5. Staatsanzeiger für Baden-Württemberg, 20. März 2015, ISSN 0174-478X, S. 164 (landtag-bw.de [PDF; 776 kB; abgerufen am 26. April 2024]).
  6. § 2 Abs. 1 SFBWG aF
  7. Haushaltsbegleitgesetz 2023/2024. In: Staatsministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): Gesetzblatt für Baden-Württemberg. Nr. 41. Staatsanzeiger für Baden-Württemberg, 29. Dezember 2022, ISSN 0174-478X, S. 650 (landtag-bw.de [PDF; 264 kB; abgerufen am 26. April 2024]).
  8. Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs in Baden-Württemberg – Eine Zwischenbilanz. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, Oktober 2019, S. 20 (baden-wuerttemberg.de [PDF; 2,7 MB; abgerufen am 28. April 2024]).
  9. § 3 Abs. 3 SFBWG
  10. Gesetz über die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBWG). Gesetzentwurf der Landesregierung. In: Landtag von Baden-Württemberg. 15. Wahlperiode, Drucksache 15/6405, 27. Januar 2015, S. 11, 12 (landtag-bw.de [PDF; 67 kB; abgerufen am 27. April 2024]).
  11. a b Fahrzeuge. Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg, abgerufen am 26. April 2024.
  12. Fahrzeuge im Landesdesign. Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, abgerufen am 26. April 2024.
  13. ÖPNV-Kooperation vergibt vier Milliarden Tram-Train-Auftrag an Stadler: Fahrgäste in Deutschland und Österreich profitieren von modernsten Fahrzeugen. (PDF; 32 kB) Verkehrsbetriebe Karlsruhe, 17. Januar 2022, S. 1, abgerufen am 27. April 2024.
  14. Zumeldung zur Pressemitteilung „ÖPNV-Kooperation vergibt vier Milliarden Tram-Train-Auftrag an Stadler“. (PDF; 116 kB) Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, 17. Januar 2022, S. 1, abgerufen am 27. April 2024.
  15. 130 neue Doppelstockzüge fürs Land. Staatsministerium Baden-Württemberg, 9. Mai 2022, abgerufen am 27. April 2024.
  16. 569436-2022 - Wettbewerb Deutschland-Stuttgart: Öffentlicher Schienentransport/öffentliche Schienenbeförderung. In: Tenders Electronic Daily. 12. Oktober 2022, abgerufen am 27. April 2024.
  17. Siemens Mobility liefert 28 Mireo-Regionalzüge für Baden-Württemberg. Siemens Mobility, 10. August 2023, abgerufen am 27. April 2024.
  18. 749100-2023 - Wettbewerb Deutschland – Reparatur, Wartung und zugehörige Dienste in Verbindung mit Eisenbahnen und anderen Ausrüstungen – Lieferung von Elektro-Triebzügen mit Traktionsbatterien (BEMU-Fahrzeuge) und ohne Traktionsbatterien (EMU-Fahrzeuge) einschließlich der langfristigen Sicherstellung der Verfügbarkeit (LCC-Modell). In: Tenders Electronic Daily. 11. Dezember 2023, abgerufen am 27. April 2024.
  19. 120 neue Züge lösen Diesel-Triebfahrzeuge in Baden-Württemberg ab. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, 20. Dezember 2023, abgerufen am 27. April 2024.