Lastau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lastau
Stadt Colditz
Koordinaten: 51° 6′ N, 12° 49′ OKoordinaten: 51° 6′ 5″ N, 12° 49′ 15″ O
Höhe: 210 m
Einwohner: 242 (31. Dez. 2007)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1994
Karte
Lage von Lastau im Gebiet der Stadt Colditz
St.-Marien-Kirche Lastau
Burgberg bei Lastau
Mehrgenerationenhaus Lastau
Jugendstilvilla in der Parkanlage an der Mulde

Lastau ist ein Ortsteil der Stadt Colditz im Landkreis Leipzig in Sachsen und hat ca. 240 Einwohner.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wasserkraftwerk

Die Ersterwähnung erfolgte zu 981 als Lostatawa (slawisch) in der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg.

Eine frühzeitliche Burganlage auf dem Burgberg wurde historisch irrtümlich als Stammburg des sächsischen Königshauses der Wettiner vermutet. 1888 erfolgte hier anlässlich der 800-Jahr-Feier des Fürstenhauses Wettin die Einweihung eines Aussichtsturmes. Dieser wurde Mitte April 1945 im Zweiten Weltkrieg durch amerikanischen Panzerbeschuss zerstört.

1220 verkauften die Brüder von Vesta/Kamenz das Dorf Loztowe an das Kloster Buch, nachdem sie es Markgraf Dietrich dem Bedrängten aufgelassen hatten. Markgraf Dietrich übertrug es an das Kloster.[2] 1221 wurden Abtretung, Verzicht und Verkauf auf den Landgerichten in Schkölen, Altenburg und Collm bekräftigt, auch von ihrer Schwester Kunigunde.[3] Die Übertragung wurde durch den Bischof von Meißen bestätigt, dessen Getreue die Brüder von Vesta/Kamenz waren,[4] dabei wird Lastau als deren Eigengut bezeichnet. 1245 bestätigte Kaiser Friedrich II. diesen Besitz in Loztowe,[5] hier werden die Brüder bereits als von Kamenz bezeichnet.

1265 kaufte das Kloster einen Berg bei Teitzig von den Brüdern von Kaltenborn, aufgelassen an die Herren von Colditz und von diesen an das Kloster übertragen,[6] da in Lastau eine Mühle gebaut werden soll. Die Herren von Colditz versprachen dabei in Abstimmung mit ihrem Mühlenbesitzer in Colditz, zwischen Lastau und Colditz keine weitere Mühle zuzulassen.[7] Der Markgraf von Meißen bestätigte diesen Vertrag und nahm die Güter in seinen Schutz.[8] Dabei wurde den Brüdern erlaubt, in ihrem Wehr eine Reuse zum Hechtfang zu betreiben. Der Markgraf machte also auch im Gebiet der Herren von Colditz Rechte geltend. Als Zeuge wurde u. a. ein frater Waltherus, magister curiæ in Lozstowe genannt, der Hof der Herren von Vesta war zum Klosterhof geworden.

1337 nahm Markgraf Friedrich von Meißen einen Teil der Besitzungen des Klosters unter seinen Schutz, u. a. Lostowe im Distrikt Rochlitz (S/K 161).[9] 1378 vereinigte der Bischof von Meißen auf Bitten des Abtes von Kloster Buch die Parochien Lastau und Zettlitz, wegen der Armut der Kirche in Zettlitz.[10] 1378 hatte der Hof Lastau ein Kalb zu Ostern an das castrum Rochlitz zu liefern.[11]

1548 nennt das Amtserbbuch von Kloster Buch zu Lastau „23 besessene Mann, darunter 12 Pferdner, die sind alle dem Kloster Buch lehen- und zinsbar“ mit 22 Hufen.[12] Obergericht und Erbgericht liegen beim Kloster.

Der Ort war stets nach der Kirche Lastau gepfarrt, von 1378 bis zur Reformation Filialkirche von Zettlitz.

Seit 1265 ist an dem am Fuße des Ortes verlaufenden Fluss Zwickauer Mulde eine Mühle belegt, die in den 1950er und 1960er Jahren ein wichtiger Standort der Tapetenproduktion der DDR war. Sie wurde bis 1990 als Papierfabrik betrieben, heute findet man hier ein Fensterwerk sowie ein Wasserkraftwerk.

Der Ortsteil Aue (Straßenbezeichnung Goldene Aue) verläuft entlang der Auenlandschaft der Zwickauer Mulde. Der eigentliche Ortskern befindet sich erheblich höher, geografisch bereits im hügeligen Erzgebirgsvorland gelegen.

Auf dem Friedhof befinden sich die Grabstätten von zwei namentlich bekannten polnischen Männern, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Von 1968 bis 1980 war Christian Führer Pfarrer in Lastau. Er wurde als Mitinitiator der Montagsdemonstrationen in Leipzig bekannt, die 1989 u. a. die friedliche politische Wende in der DDR einleiteten (siehe unter anderem den Roman Nikolaikirche von Erich Loest).

Im Jahr 2006 feierte Lastau den 1025. Jahrestag seiner schriftlichen Ersterwähnung.

Der Ort wurde mehrfach für seine Entwicklung sowie das bürgerschaftliche Engagement ausgezeichnet.

Den kulturellen Kern bildet das vom Heimatverein Lastau und Umgebung e.V. gemeinsam mit den Einwohnern sanierte „Mehrgenerationenhaus“.

Entwicklung der Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohnerzahl[13]
1548/51 23 besessene Mann, 46 Inwohner, 22 Hufen
1764 23 besessene Mann, 3 Häusler, 22 Hufen
1834 287
1871 395
Jahr Einwohnerzahl
1890 426
1910 430
1925 420
1939 396
Jahr Einwohnerzahl
1946 508
1950 476
1964 406
1990 286

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cornelius Gurlitt: Lastau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 19. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (1. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1897, S. 158.
  • Günther Spiegel: Das alte & neue Colditz. Eigenverlag Spiegel-Bild, S. 44–47.
  • Manfred Müller: Von Dorf zu Dorf. Band 2: Die Dörfer im Muldentalkreis westlich der Mulde. Sax-Verlag Beucha, 2004, ISBN 3-934544-64-9, S. 463 ff.
  • A. Peter Bräuer: Alte Ansichten aus Lastau und Umgebung. Bücherwerkstatt und Verlag Ute Valentin, 2009.
  • A. Peter Bräuer: Colditz in alten Ansichten Band 3, Europäische Bibliothek Verlag, 2001, ISBN 90-288-6674-4, S. 70–71.
  • A. Peter Bräuer, Gerhard Weber: Colditz Stadt und Land, Hrsg. Rat der Stadt Colditz, 1988, S. 8–9.
  • Gerhard Weber, A. Peter Bräuer: Muldenland. VEB F.A. Brockhausverlag Leipzig, 1988, ISBN 3-325-00133-5, S. 79.
  • Sieglinde Naumann, Christian Führer: 1000 Jahre Lastau 981–1981. Eigenverlag, 1981.
  • Sieglinde Naumann: Zeitreise durch Lastau. Eigenverlag, 2019.
  • Vom Auenwald. In: Prof. Dr. Naumann: Mitteilungen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz. Band XV, Heft 7–10, 1926, S. 276.
  • Hermann Schmidt (Hrsg.): Sachsens Kirchengalerie. Die Inspektionen Penig, Rochlitz, Colditz, Waldheim. Zehnter Band. Hermann Schmidt, Dresden, S. 63–64 (um 1840).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lastau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Landkreis Leipzig – Nahverkehrsplan. (PDF; 3,2 MB) Landkreis Leipzig, S. 6, abgerufen am 16. November 2023.
  2. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 223. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 10.
  3. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 210. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 11.
  4. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 237. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 12.
  5. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 417. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 34.
  6. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 656. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 47.
  7. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 655. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 48.
  8. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 1624g. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 49.
  9. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 2765. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 161.
  10. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 4227. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 198.
  11. Vorgänger des Amtes Rochlitz, siehe Hans Beschorner (Hrsg.): Registrum dominorum marchionum Missnensem (1378). Eintrag LVIIIa/68. Leipzig / Berlin 1933, S. 231.
  12. Repertorium Saxonicum des ISGV, Amtserbbuch Kloster Buch: Lastau
  13. Vgl. Lastau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen