Lermontowo (Kaliningrad, Gussew)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Siedlung
Lermontowo
Ischdaggen (Branden)

Лермонтово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gussew
Frühere Namen Lauckugallen,
Semkinwen (vor 1590),
Ischdagen (nach 1590),
Iszdeggen (um 1600),
Iszdaggen (nach 1698),
Ischdaggen (bis 1928),
Branden (1938–1946)
Bevölkerung 169 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40143
Postleitzahl 238042
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 212 000 016
Geographische Lage
Koordinaten 54° 36′ N, 22° 3′ OKoordinaten: 54° 36′ 0″ N, 22° 3′ 0″ O
Lermontowo (Kaliningrad, Gussew) (Europäisches Russland)
Lermontowo (Kaliningrad, Gussew) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Lermontowo (Kaliningrad, Gussew) (Oblast Kaliningrad)
Lermontowo (Kaliningrad, Gussew) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Lermontowo (russisch Лермонтово, deutsch Ischdaggen, 1938 bis 1945 Branden, litauisch Išdagai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gussew im Rajon Gussew.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lermontowo liegt zehn Kilometer westlich der Stadt Gussew (Gumbinnen) an der russischen Fernstraße A 229 (einstige deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28). Die nächste Bahnstation ist Wessjolowka (Judtschen/Kanthausen) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Tschernyschewskoje der einstigen Preußischen Ostbahn zur Weiterfahrt nach Moskau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das kleine frühere Kirchdorf mit ursprünglichem Namen Lauckugallen[2] wurde am 18. März 1874 unter dem Namen Ischdaggen Amtsdorf und namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk[3]. Er bestand – 1939 in „Amtsbezirk Branden“ umbenannt – bis 1945 und gehörte zum Kreis Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

Am 3. Juni – offiziell bestätigt am 16. Juli – des Jahres 1938 wurde Ischdaggen aus politisch-ideologischen Gründen in „Branden“ umbenannt.

1945 kam der Ort in Folge des Zweiten Weltkriegs mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1950 erhielt er die russische Bezeichnung „Lermontowo“ und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Furmanowski selski Sowet im Rajon Gussew zugeordnet.[4] Von 2008 bis 2013 gehörte Lermontowo zur Landgemeinde Michailowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gussew.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner[5]
1910 235
1933 189
1939 228
2002 157
2010 190

Amtsbezirk Ischdaggen (Branden) 1874–1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1874 und 1945 bestand der Amtsbezirk Ischdaggen (ab 1939 „Amtsbezirk Branden“). Er zählte anfangs zwölf, am Ende noch elf Dörfer[3]:

Ortsname Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Bemerkungen
Florkehmen Florhof Mirnoje
Groß Gaudischkehmen Großgauden Krasnopoljanskoje
Ischdaggen Branden Lermontowo
Jodszleidszen ab 1936:
Altlinden
Jodupchen Mittenfelde Apotschka
Kaimelau Mirnoje
Klein Gaudischkehmen Kleingauden Sarubino
Laugallen Heubude Bugry
Pendrinnen Pendershof Iwanowka
Schlappacken Krausenbrück
Uszupönen (Dorf)
1936–38: Uschupönen
Moorhof Saretschje
Uszupönen (Gut) 1928 in die Landgemeinde Uszupönen eingegliedert

Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk die Gemeinden: Altlinden, Branden, Florhof, Großgauden, Heubude, Kaimelau, Kleingauden, Krausenbrück, Mittenfelde, Moorhof und Pendershof.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruine der schdaggener Kirche

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erste Pfarrkirche erhielt Ischdaggen in den Jahren 1630 bis 1633. 1737 wurde eine zweite Kirche errichtet, die 1807 abbrannte, jedoch wieder aufgebaut wurde. Die Kirche überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, wurde danach allerdings, nicht zuletzt durch Fremdnutzung als Lagerhalle, stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute stehen nur noch die Außenmauern[6]. Eine kirchliche Nutzung ist nicht möglich.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Ischdaggen wurde 1633 gegründet, freilich bis 1647 noch als Filialgemeinde der Kirche Nemmersdorf (der Ort heißt heute russisch: Majakowskoje). Das Kirchspiel gehörte dann bis 1945 zum Kirchenkreis Gumbinnen in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1925 zählte die Pfarrei 3.500 Gemeindeglieder, die in 24 Kirchspielorten wohnten.

Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und nachfolgender restriktiver Religionspolitik der Sowjetunion brach das kirchliche Leben in Lermontowo ein. Heute liegt der Ort im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen) innerhalb der Propstei Kaliningrad[7] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Branden
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Ischdaggen/Branden
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  5. Volkszählungsdaten
  6. Кирха Ишдаггена - Kirche Ischdaggen - mit historischem Foto und Aufnahmen von 2012 und 2014
  7. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info