Liftvan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Liftvan oder auch Lift ist die Bezeichnung von hölzernen Transportkisten für den Schiffsverkehr nach Übersee. Im „Handbuch für die jüdische Auswanderung“ aus dem Jahre 1938 werden die genauen Maße aufgeführt: Ein Lift maß demnach 2,28 Meter Höhe mal 2,20 Meter Breite bei einer Länge von 2 Metern, war aber auch 3 oder 4 Meter lang erhältlich.[1]

Einen sogenannten Überseeliftvan aus massivem Holz gibt es heute in den Größen 5,8 und 11,6 Kubikmeter; die Innenmaße des kleineren Liftvans Typ 1 (205 cu ft) werden mit 1090 × 2190 × 2030 mm angegeben.[2] Der Schiffstransport erfolgt als Sammelfracht in Containern.[3]

Umzugsgut jüdischer Flüchtlinge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1933 wurde Juden in die Emigration aus dem Deutschen Reich gedrängt. Dabei wurden ihnen immer mehr Abgaben abverlangt: Reichsfluchtsteuer, Dego-Abgabe und Judenvermögensabgabe. Für das Umzugsgut waren ab Mitte 1938 detaillierte Packlisten der Devisenstelle zur Genehmigung vorzulegen; zuvor hatte ein Gerichtsvollzieher den Wert zu schätzen.[4] Das Packen geschah unter Aufsicht, danach wurde der Liftvan versiegelt. Das in Lifts verstaute Umzugsgut wurde von Speditionen in den Hafen verbracht und lagerte dort bis zur Verschiffung.[5]

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Umzugsgut der zur Auswanderung genötigten Juden nicht mehr verschifft, bereits ausgelaufene Schiffe wurden zurückbeordert. 1939 standen in Bremen noch rund 1000 Lifts zum Abtransport bereit.[6] Etwa 3000 Lifts waren im Hamburger Südwesthafen gelagert.[7] In den Häfen von Hamburg und Bremen nannte man diese stabilen Möbeltransportkisten auch „Judenkisten“.[8] 1940 wurden diese Lifts beschlagnahmt.[9] Die Privatgegenstände der Emigranten wurden im Auftrag der Oberfinanzdirektion öffentlich meistbietend versteigert. Käufer waren nicht nur Privatpersonen, sondern auch Händler, Museen und Bibliotheken.

Beim Deutschen Schifffahrtsmuseum ist ein Forschungsprojekt zum Verbleib des beschlagnahmten jüdischen Umzugsguts angesiedelt. Hierzu wurde 2023 die LostLift Datenbank veröffentlicht.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Philo-Atlas: Handbuch für die jüdische Auswanderung. Reprint der Ausgabe von 1938, Bodenheim bei Mainz: Philo Verl.-Ges. 1998, S. 262.
  2. otc-global
  3. Umzug per Seefracht
  4. Dokument VEJ 2/273 in: Susanne Heim (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 2: Deutsches Reich 1938 – August 1939, München 2009, ISBN 978-3-486-58523-0, hier S. 737–738.
  5. Deutsches-Schiffahrts-Museum, Forschungsprojekt (mit Abbildung) abgerufen am 3. Oktober 2021
  6. dsm: Forschungsprojekt
  7. Auf den Spuren jüdischer Umzugsgüter. Abgerufen am 28. November 2020.
  8. Joseph Braunbeck: Der andere Physiker: Das Leben von Felix Ehrenhaft. 2003, ISBN 978-3-7011-7470-6, S. 77.
  9. Wie sich der NS-Staat jüdisches Eigentum einverleibte. Abgerufen am 28. November 2020.
  10. LostLift Datenbank - Deutsches Schifffahrtsmuseum. Abgerufen am 13. Januar 2024.