Liste der Stolpersteine in Bad Freienwalde (Oder)

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Stolpersteine in Bad Freienwalde

In der Liste der Stolpersteine in Bad Freienwalde (Oder) werden die vorhandenen Stolpersteine aufgeführt, die im Rahmen des Projektes des Künstlers Gunter Demnig in der brandenburgischen Stadt Bad Freienwalde (Oder) bisher verlegt worden sind.

Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine werden in der Regel von Gunter Demnig vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers verlegt.

Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Bad Freienwalde wurden vier Stolpersteine an zwei Anschriften verlegt.[1][2][3]

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
WOLF BILSKI
JG. 1876
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942
Gesundbrunnenstraße 8 Wolf Bilski wurde am 29. September 1876 in Schildberg (Wartheland), Kreis Schildberg, Provinz Posen geboren. Er musste von Bad Freienwalde nach Berlin in die Kommandantenstraße 8 in Berlin-Mitte umziehen und als Beruf wird Kaufmann angegeben. Auf der Deportationsliste ist Michaelkirchstraße 27 in Berlin-Mitte als Wohnadresse genannt. Hildegard Henschel, Ehefrau des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Berlin, beschrieb den Ablauf der Zugzusammenstellung. Der stellvertretende Leiter des »Judenreferats« der Berliner Gestapo in der Burgstraße am Hackeschen Markt, Kriminalsekretär Franz Prüfer, befahl dem Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Berlin, dass jeder Mitarbeiter der Gemeinde am 20. Oktober um 8 Uhr in der Oranienburgerstraße 29 erscheinen müsse. Jeder Abteilungsleiter hatte eine Liste zu führen, in der er die Anzahl der von ihm beschäftigten Personen aufführte. Die Gestapo selektierte aus den angetretenen Angestellten die ausgewählten Juden für den Deportationszug. SS-Sturmbannführer Rolf Günther aus dem Eichmannreferat teilte der jüdischen Gemeinde mit, dass die ausgewählten Juden mit ihren Familien in Kürze deportiert werden würden. Die Ausgewählten mussten sich am 24. Oktober in der Sammelstelle für Deportationen in der Synagoge Levetzowstraße einfinden. Sie mussten dann am Abfahrtstag etwa drei Kilometer über die Jagowstraße, Alt-Moabit, Turmstraße, Perleberger Straße, Havelberger Straße und Quitzowstraße zum Güterbahnhof laufen. Der Deportationszug wurde aus 3. Klasse Personenwaggons zusammengestellt und eine Einheit der Berliner Schutzpolizei war als Transportbegleit- und Wacheinheit bis Riga eingeteilt worden.[4][5] Aus Berlin (Güterbahnhof Moabit) wurde Wolf Bilski am 26. Oktober 1942 mit der Transportnummer 491 im 22. Osttransport nach Riga (Welle 35) über den Bahnhof Šķirotava nach Riga mit Ankunft 29. Oktober 1942 deportiert.[6][7] Mit dem 22. Osttransport wurden Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde Berlins deportiert, um die Zahl der Angestellten schlagartig um ein Drittel zu reduzieren.[8] Wolf Bilski wurde mit allen Insassen des Berliner Zuges (794 Personen) nach der Ankunft in Riga am 29.10.1942 ermordet. Die Deportierten aus Berlin wurden im Wald von Rumbula und im Wald von Biķernieki erschossen.[9][10][11]
HIER WOHNTE
HELENE BILSKI
GEB. JAKOB
JG. 1883
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942
Gesundbrunnenstraße 8 Helene Bilski, geb. Jakob wurde am 26. November 1883 in Kempen (polnisch Kępno) im Landkreis Kempen in Posen geboren. Helene war mit Wolf Bilski verheiratet und wohnte mit ihm in Bad Freienwalde. Das Ehepaar wurde gezwungen nach Berlin in die Kommandantenstraße 8 in Berlin-Mitte umziehen. Auf der Deportationsliste ist Michaelkirchstraße 27 in Berlin-Mitte als Wohnadresse genannt. Als Familienmitglied von Wolf Bilski wurde sie im Rahmen der „Gemeindeaktion“ am 20. Oktober 1942 für den 22. Osttransport nach Riga (Welle 35) ausgewählt und musste sich am 24. Oktober in der Sammelstelle für Deportationen in der Synagoge Levetzowstraße einfinden. Am 26. Oktober 1942 wurde Helene mit der Transportnummer 492 im 22. Osttransport vom Güterbahnhof Berlin-Moabit zum Bahnhof Šķirotava in Riga mit Ankunft 29. Oktober 1942 deportiert. Alle Insassen des Berliner Zuges wurden unmittelbar nach der Ankunft in Riga am 29.10.1942 im Wald von Rumbula und im Wald von Biķerniek durch Erschießung an Gruben ermordet.[12][13][14][15][16][17]
HIER WOHNTE
ELSA LEWIN
GEB. HANN
JG. 1923
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET 30.11.1941
Königstraße 46 Elsa Lewin geb. Hann, wurde am 06. Juli 1893 in Breslau (polnisch Wrocław) geboren. Sie wurde gezwungen nach Berlin Bln-NO 55 in die Metzerstrasse 20 in Berlin-Prenzlauer Berg umziehen. Elsa wurde am 27. November 1941 vom Bahnhof Berlin-Grunewald Gleis 17 zum Bahnhof Šķirotava Riga, Lettland deportiert. Unmittelbar nach Ankunft am 30. November 1941 wurde Gerda in Riga mit allen Deportierten des Zuges („Rigaer Blutsonntag“) im Wald von Rumbula ermordet.[18]
HIER WOHNTE
GERDA LEWIN
JG. 1923
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
Königstraße 46 Gerda Lewin wurde am 20. Dezember 1923 in Bad Freienwalde a. d. O. in Brandenburg als Tochter von Gerda Lewin geboren. Sie wurde gezwungen nach Berlin Bln-NO 55 in die Metzerstrasse 20 in Berlin-Mitte umziehen. Gerda wurde am 27. November 1941 vom Bahnhof Berlin-Grunewald Gleis 17 mit zur kleinen Bahnstation Rumbula in Riga in Lettland deportiert. Am 30. November 1941 wurde Gerda in Riga ermordet.[19][20][21]

Verlegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stolpersteine wurden am 25. Oktober 2010 vom Künstler Gunter Demnig verlegt.[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chronik der Stolpersteinverlegungen auf der Website des Projekts von Gunter Demnig

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfred B. Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen aus dem deutschen Reich von 1941-1945. Marixverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karteikarte Gerda Lewin. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 17. März 2024.
  2. Gerda Lewin, Freienwalde (Oder). In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
  3. Gerda Lewin, Freienwalde (Oder), Transport, Zug Da 31 von Berlin nach Riga Lettland am 27.11.1941. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
  4. Transport 22 from Berlin, Berlin (Berlin), City of Berlin, Germany to Riga, Rigas, Vidzeme, Latvia on 26/10/1942. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 14. März 2024 (englisch).
  5. Hildegard Henschel: Testimony of Hildegard Henschel, wife of the Chairman of the Jewish community in Berlin, 1940-1943, regarding Jewish community activities, 1941-1943 and the fate of the community leaders, 1943-1945. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), 1. August 1947, abgerufen am 14. März 2024 (hebräisch).
  6. Transportliste, Welle 35 - 22. Osttransport nach Riga, 26.10.1942. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, 26. Oktober 1942, abgerufen am 14. März 2024.
  7. Mitgliederkartei der Reichsvereinigung der Juden, Karteikarte Bilski, Wolf. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 14. März 2024.
  8. 22. Osttransport Abfahrtsdatum: 26.10.42, Deportierte: 800, Deportationsziel: Riga. statistik-des-holocaust.de, abgerufen am 13. März 2024.
  9. Wolfgang Scheffler, Diana Schulle: Buch der Erinnerung: die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden. Hrsg.: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V und Riga-Komitee der Deutschen Städte und Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum. De Gruyter Saur, München 2003, ISBN 978-3-598-11618-6.
  10. Wolf Bilski. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 14. März 2024.
  11. Wolf Bilski. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 14. März 2024.
  12. Helene Bilski. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 16. März 2024.
  13. Helene Bilski. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 14. März 2024.
  14. Helene Bilski. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 14. März 2024.
  15. Liste von Deportierten aus Berlin. In: Freie Universität Berlin, Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung (Hrsg.): Gedenkbuch Berlins der jüdischen Opfer des Nazionalsozialismus. Edition Hentrich, Berlin 1995.
  16. Mitgliederkartei der Reichsvereinigung der Juden, Karteikarte Bilski, Helene. In: Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 14. März 2024.
  17. Alfred B. Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen aus dem deutschen Reich von 1941-1945. Marixverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 248–259.
  18. Elsa Lewin. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 20. März 2024.
  19. Karteikarte Gerda Lewin, American Jewish Joint Distribution Committee (AJDC). Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 17. März 2024.
  20. Gerda Lewin, Freienwalde (Oder). In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
  21. Gerda Lewin, Freienwalde (Oder), Transport, Zug Da 31 von Berlin nach Riga Lettland am 27.11.1941. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
  22. Märkische Oderzeitung: Stolpersteine gegen das Vergessen, abgerufen am 18. Februar 2021