Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Liste der Stolpersteine in Hennigsdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stolperstein in Hennigsdorf

Die Liste der Stolpersteine in Hennigsdorf enthält die Stolpersteine in Hennigsdorf, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden oder flohen. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt.[1]

Die ersten, bislang einzigen Verlegungen in Hennigsdorf erfolgten am 11. Mai 2006.

Verlegte Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hennigsdorf wurden neun Stolpersteine an sechs Standorten verlegt.

Stolperstein Inschrift Standort Name, Leben
HIER WOHNTE
HEINRICH BARTSCH
JG. 1906
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 27.4.1936
KZ SACHSENHAUSEN
ERMORDET 11.10.1944
Marwitzer Straße 48
Standort
Heinrich Bartsch war ein kommunistischer Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime. Er wurde am 13. September 1906 in Gelsenkirchen und kam 1928 als Ofengehilfe in das Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf. Relativ kurz nach Arbeitsantritt wurde er zu einem der Streikleiter gewählt. In der Folge wurde er entlassen und war arbeitslos. 1929 heiratete er seine Frau Elisabeth, das Paar bekam einen Sohn. Von 1931 bis 1934 war er Lagerverwalter bei der Sowjetischen Handelsvertretung in Berlin-Kreuzberg. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP im Januar 1933 leitete er verschiedene Widerstandsgruppen in Berliner Stadtbezirken an und beteiligte sich selbst an Herstellung und Vertrieb illegaler Zeitungen und Flugblätter. In Hennigsdorf brachte er antifaschistische Losungen auf Hauswänden an. Er wurde von der Gestapo und von einem Kammergericht zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 1939 kam er, anstatt entlassen zu werden, in das KZ Sachsenhausen. Dort wurde er in der Schreibstube beschäftigt und im Oktober 1942 zum Lagerältesten bestimmt. Sechs Monate später wurde er von dieser Funktion abgelöst. Am 11. Oktober 1944 wurde er wegen „versuchter Meuterei und Aufwiegelung“ erschossen – gemeinsam mit 26 deutschen und französischen Mithäftlingen, darunter die Reichstagsabgeordneten Ernst Schneller und Mathias Thesen.

Ein ehemaliger Zwangsarbeiter bei der AEG spendete das Geld für den Stolperstein.[2][3] Eine Heinz-Bartsch-Straße in Berlin-Prenzlauer Berg erinnert ebenfalls an ihn.

HIER WOHNTE
DORA BLASCHKE
GEB. KIRSTEIN
FLUCHT 22.12.1933
? ? ?
Neuendorfstraße 23
Standort
Dorothea Blaschke geb. Kirstein wurde am 28. März 1893 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Siegfried Kirstein (geboren am 13. Juli 1854) und Margarethe Henriette geb. Oppenheim (geboren am 5. August 1867). Sie heiratete den Techniker Ernst Blaschke, Direktor bei der AEG. Das Paar hatte zwei Töchter, Liesel (geb. 1919) und Ursel (geb. 1922). Die Töchter besuchten das Reform-Realgymnasium von Hennigsdorf. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP sah sich die Familie zur Flucht genötigt. Die Kinder wurden von der Schule abgemeldet und die Familie verließ am 22. Dezember 1933 das Deutsche Reich.[4] Die Blaschkes flüchteten zuerst nach Spanien, später nach Australien. Dorothea Blaschke erkrankte schwer und starb 1939.[5]
HIER WOHNTE
DIPL.-ING. ERNST
BLASCHKE
FLUCHT 22.12.1933
? ? ?
Neuendorfstraße 23
Standort
Ernst Blaschke wurde am 19. Januar 1889 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Sigismund Blaschke (1851–1917) und Anna Zipora geb. Feilchenfeld (1867–1953). Er wurde Diplom-Ingenieur und arbeitete als Fabrikdirektor in den AEG-Fabriken. Er heiratete Dorothea geb. Kirstein. Das Paar hatte zwei Töchter, Liesel (geb. 1919) und Ursel (geb. 1922). Ernst Blaschke war sehr sozial eingestellt. Beispielsweise engagierte er sich 1931 für die Besoldung zweier Lehrer an der Evangelischen Volksschule aus Mitteln der Elternschaft. Die Töchter besuchten ab 1931 bzw. 1932 das Reform-Realgymnasium von Hennigsdorf. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP sah sich die Familie zur Flucht genötigt. Die Kinder wurden von der Schule abgemeldet und die Familie verließ am 22. Dezember 1933 das Deutsche Reich Richtung Spanien.[4][3] Die 5-köpfige Familie, auch Ernst Blaschkes Mutter kam mit, konnte sich schließlich in Australien in Sicherheit bringen. 1939 starb nach schwerer Krankheit die Ehefrau von Ernst Blaschke. Später heiratete er Marjory geb. Kirby. Seine Mutter starb 1953 in Sydney, er selbst 1975 ebendort.

Eine Tante mütterlicherseits, Minna Bergas, wurde nach Theresienstadt verschleppt und dort ums Leben gebracht.[6] Ein Onkel mütterlicherseits, Dr. Hugo Hirsch Feilchenfeld, konnte nach Palästina emigrieren, wo er 1952 verstarb.

HIER WOHNTE
LIESEL BLASCHKE
JG. 1918
FLUCHT 22.12.1933
? ? ?
Neuendorfstraße 23
Standort
Elisabeth Blaschke, genannt Liesel, wurde am 19. November 1919 in Berlin als Tochter von Ernst Blaschke und Dorothea geb. Kirstein geboren. Sie hatte eine jüngere Schwester, Ursel, geboren 1922 in Köln.[4]
HIER WOHNTE
URSEL BLASCHKE
JG. 1922
FLUCHT 22.12.1933
? ? ?
Neuendorfstraße 23
Standort
Ursel Blaschke wurde am 29. März 1922 in Berlin als älteste Tochter von Ernst Blaschke und Dorothea geb. Kirstein geboren. Sie hatte eine ältere Schwester, Liesel, geboren 1919 in Berlin.[4]
HIER WOHNTE
KLARA BUSSE
GEB. HERTEL
JG. 1894
VERHAFTET 24.7.1940
DEPORTIERT 1941
KZ RAVENSBRÜCK
ERMORDET 7.1.1943
AUSCHWITZ
Berliner Straße 18
Standort
Klara Busse geb. Hertel gehörte der von den Nazis verfolgten Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas an. Sie wurde am 26. August 1894 in Topper geboren. Am 24. Juli 1940 wurde sie verhaftet, am 27. Januar 1941 verurteilt. Klara Busse wurde in das KZ Ravensbrück eingeliefert, ihre Häftlingsnummer war dort 1310. 1942 wurde sie in das KZ Auschwitz überstellt, am 7. Januar 1943 wurde sie ebendort ermordet. Offizielle Todesursache war – laut Sterbeurkunde – ein Gehirnschlag.[7][3]
HIER WOHNTE
LUDWIG GOLDMANN
JG. 1891
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK
Waldstraße 40
Standort
Ludwig Goldmann führte ein Schuhgeschäft in der Waldstrasse 40.[8][3]
HIER WOHNTE
ELSE ERNESTINE
BELA LACHMANN
GEB. SCHWINKE
JG. 1886
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Hauptstrasse 13
Standort
Else Lachmann führte ein Uhrmachergeschäft in der Hauptstraße 13.[9][3]
HIER WOHNTE
CLARA SCHABBEL
JG. 1894
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1942
HINGERICHTET 5.8.1943
BERLIN-PLÖTZENSEE
Clara-Schabbel-Straße
Standort
Klara Schabbel, auch Clara Schabbel, war eine deutsche Kommunistin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.[10]

Verlegungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stolpersteine in Hennigsdorf wurden am 11. Mai 2006 von Gunter Demnig verlegt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stolpersteine in Hennigsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stolpersteine in Hennigsdorf. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
  2. Stolpersteine in Hennigsdorf - Heinrich Bartsch. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
  3. a b c d e Stolpersteine auch in Hennigsdorf. In: Inforiot. Abgerufen am 24. März 2019.
  4. a b c d Stolpersteine in Hennigsdorf - Familie Blaschke. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
  5. Dora Blaschke (born Kirstein), 1893 - 1939. In: My Heritage. Abgerufen am 6. Februar 2021.
  6. MINNA BERGAS. holocaust.cz, abgerufen am 16. Januar 2021.
  7. Stolpersteine in Hennigsdorf - Klara Busse. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 4. Februar 2021.
  8. Stolpersteine in Hennigsdorf - Ludwig Goldmann. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
  9. Stolpersteine in Hennigsdorf - Else Lachmann. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
  10. Stolpersteine in Hennigsdorf - Klara Schabbel. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.