Liste der Stolpersteine in Fellbach

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Die Liste der Stolpersteine in Fellbach führt die vom Künstler Gunter Demnig in der baden-württembergischen Stadt Fellbach verlegten Stolpersteine auf.

Mit diesen Gedenksteinen soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Fellbach lebten und wirkten. Bisher wurden hier für drei französische Kriegsgefangene Stolpersteine in den Stadtteilen Oeffingen und Schmiden am 18. Mai 2009 verlegt, die kurz vor Kriegsende im April 1945 von einem Fellbacher Volkssturmkommando erschossen wurden.[1]

Verlegte Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Fellbach wurden bis Ende 2020 drei Stolpersteine an drei Adressen verlegt.

Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen des Opfers.

Stolperstein Inschrift Standort Name, Leben
HIER LEBTE UND
ARBEITETE

RENÉ BILLET
JG. 1914
VOM VOLKSSTURM
IN FELLBACH
ERSCHOSSEN 3.4.1945
Schmiden,
Gotthilf-Bayh-Straße 9
Stolperstein
René Billet, geboren 1914, war zweifache Familienvater. Er war französischer Kriegsgefangener und war mehrere Jahre lang in einer Landwirtschaft im Remstal zur Zwangsarbeit eingeteilt. Er wohnte im Grünen Baum im Fellbacher Ortsteil Schmiden. „Die Alliierten waren nicht mehr weit entfernt, das Kriegsende schien nahe. Einen Monat vor Kriegsende wurde der französische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in seiner Unterkunft abgeholt. Einen Tag später war er tot.“[2] Am Abend des 2. April 1945 wurde er vom Volkssturm abgeholt und ins Gefängnis verschleppt. Tags drauf wurde er erschossen und verscharrt – gemeinsam mit den beiden französischen Mithäftlingen Marcel Couasnard und Albert Lafoy.
HIER LEBTE UND
ARBEITETE

MARCEL COUASNARD
JG. 1919
VOM VOLKSSTURM
IN FELLBACH
ERSCHOSSEN 3.4.1945
Schmiden,
Fellbacher Straße 7
Stolperstein
Marcel Couasnard wurde 1919 geboren. Er stammte aus der Normandie und absolvierte im elterlichen Schuhgeschäft seine Lehre. Er war einer von drei französischen Kriegsgefangenen, die jahrelang Zwangsarbeit in Fellbach verrichten mussten. Aufgrund seiner Lehre wurde er in Fellbach-Schmiden dem Schuh-Bürkle zugeteilt. Der junge Mann hatte in einer französischen Big Band Saxophon gespielt. Sein Instrument wurde ihm sogar in die Kriegsgefangenschaft nachgebracht. Einen Monat vor Kriegsende erläuterte er in der Dorfkneipe seinen Mitgefangenen aus Frankreich den bevorstehenden Einmarsch der Alliierten und die Folgen für die örtlichen Nazigrößen. Der Volkssturmführer Hermann Weissbarth erfuhr davon und mobilisierte ein Volkssturmkommando. Marcel Couasnard und zwei seiner Landsleute, unter ihnen René Billet, wurden in der Nacht mit vorgehaltener Waffe aus den Betten geholt und am nächsten Morgen auf dem Fellbacher Auffüllplatz erschossen. Die Leichen wurden sogleich verscharrt. Die französischen Besatzer zwangen die Mitglieder des Volkssturmkommandos, die Ermordeten zu exhumieren und ordentlich zu bestatten.[3][4]

Später wurden die sterblichen Überreste der drei NS-Opfer nach Frankreich überführt. Zur Verlegungszeremonie kamen ein Neffe und eine Nichte von Marcel Couasnard aus Frankreich angereist.[5]

HIER LEBTE UND
ARBEITETE

ALBERT LAFOY
JG. 1917
VOM VOLKSSTURM
IN FELLBACH
ERSCHOSSEN 3.4.1945
Oeffingen,
Schulstraße 2
Stolperstein
Albert Lafoy wurde 1917 geboren. Auch er war französischer Kriegsgefangener. Er war der Metzgerei Mehrle in Oeffingen zugeteilt.[5]

Verlegedatum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 18. Mai 2009

„Das Unaussprechliche und Unvorstellbare kann oft nur mit den Mitteln der Kunst sichtbar gemacht werden,“ so Oberbürgermeister Christoph Palm bei der Verlegungsansprache. Begleitet wurde die Zeremonie von Zeitzeugenberichten, die verlesen wurden. Der Fellbacher Stadtanzeiger schrieb von einem „absolut sinnlose[n] Verbrechen in den letzten Kriegstagen“.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fellbacher Stadtanzeiger: Tag der Stolpersteine in Fellbach und Waiblingen (14. Mai 2009) (abgerufen am 22. Juli 2018)
  2. René Billet: Als Kriegsgefangener ermordet, abgerufen am 3. Juni 2021
  3. Akustischer Stolperstein des SWR zu Marcel Couasnard: Marcel Couasnard: Herz auf der Zunge (26.3.2014) (abgerufen am 24. Juli 2018)
  4. SWR 2: Marcel Couasnard: Herz auf der Zunge, 26. März 2014
  5. a b c Fellbacher Stadtanzeiger: Kleine Mahnmale gegen das Vergessen, 28. Mai 2009