Liste der Stolpersteine in Lehrte

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Die Liste der Stolpersteine in Lehrte enthält alle Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunst-Projekts von Gunter Demnig in Lehrte verlegt wurden. Mit ihnen soll der Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Lehrte lebten und wirkten. Bei einer Verlegung im Juni 2012 wurden 21 Stolpersteine verlegt. (Stand: Juni 2019)

Liste der Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Bild Person, Inschrift Adresse Verlegedatum Anmerkung
Hier wohnte
August Bödecker
Jg. 1880
im Widerstand
verhaftet 23.8.1944
Neuengamme
tot 10.10.1944
Hermann-Löns-Straße 12
6. Juni 2012 August Bödecker wurde am 28. November 1880 in Otze geboren und lebte seit 1882 in Lehrte. Er war als Schaffner bei der Reichsbahn tätig. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er verhaftet und am 23. August 1944 im Gefängnis Celle in „Schutzhaft“ genommen. Am 15. September 1944 wurde er in das KZ Neuengamme gebracht. Er starb dort am 10. Oktober 1944 im Krankenrevier.[1]
Hier wohnte
Robert Lohmeier
Jg. 1910
verhaftet
Neuengamme
tot 22.4.1943
Feldstraße 70
6. Juni 2012 Robert Lohmeier wurde am 18. März 1910 in Dauelsen geboren, er wohnte seit 1914 in Lehrte. Er arbeitete als Steinsetzer. Nach seiner Verhaftung wurde er in das KZ Neuengamme gebracht. Er starb am 22. April 1943 im Außenlager Farge des Konzentrationslagers.[2][3]
Hier wohnte
Julius Katz
Jg. 1891
verhaftet 9.11.1938
’Schutzhaft’
1941 Sachsenhausen
Riga
Buchenwald
Theresienstadt
befreit/überlebt
Bahnhofstraße 29A
6. Juni 2012 Julius Katz wurde am 27. März 1891 in Wilna geboren. Er war seit 1913 mit Masha Katz verheiratet und hatte zwei Kinder. Mit der Familie zog er 1919 nach Lehrte. Am 9. November 1938 wurde er verhaftet und war bis 30. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Am 3. Dezember 1941 wurde er erneut verhaftet und in das Lager Riga-Jungfernhof deportiert. 1943 kam er in das KZ Kaiserwald und dann in das KZ Stutthof, 1944 in das KZ Buchenwald, erneut in das KZ Sachsenhausen und zuletzt nach Theresienstadt. Dort wurde er befreit und kehrte nach Kriegsende nach Lehrte zurück, wo er am 8. Dezember 1961 starb.[4]
Hier wohnte
Masha Katz
geb. Chabas
Jg. 1895
deportiert 1941
Riga-Jungfernhof
Stutthof
befreit/überlebt
Masha Katz wurde am 1. September 1895 als Masha Chabas in Wilna geboren. Seit 1913 war sie mit Julius Katz verheiratet, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. 1917 wurde sie in Wilna zwangsverpflichtet, um im Deutschen Reich zu arbeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete sie in Lehrte 1921 ein Geschäft, das sie 1938 wieder aufgeben musste. Am 6. Dezember 1941 wurde sie in das KZ Riga-Jungfernhof deportiert und kam danach in das KZ Kaiserwald und das KZ Stutthof. Sie überlebte und wurde befreit, zog nach Kriegsende nach Großbritannien. Danach kehrte sie 1947 nach Lehrte zurück und eröffnete 1948 ein neues Geschäft im Ort, das sie bis 1961 betrieb.[4]
Hier wohnte
Antonie Katz
Jg. 1915
Flucht 1938
England
überlebt
Antonie Katz wurde am 13. September 1915 als Tochter von Masha und Julius Katz in Wilna geboren. Seit 1919 lebte sie in Lehrte. Ihr gelang 1938 die Flucht nach England.[4]
Hier wohnte
Abraham Katz
Jg. 1919
verhaftet 1938
’Schutzhaft’
Sachsenhausen
entlassen 31.12.1938
erneut verhaftet
Sachsenhausen
ermordet 28.5.1942
Abraham Katz wurde am 27. Januar 1919 als Sohn von Masha und Julius Katz in Lehrte geboren und lebte auch in Paderborn und bei Friedersdorf im Hachschara-Gut Skaby. Nach seiner Verhaftung 1938 war er bis 31. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen. Nach seiner Freilassung wurde er erneut verhaftet und wieder in das KZ Sachsenhausen gebracht. Dort wurde er am 28. Mai 1942 erschossen.[4][5]
Hier wohnte
Eugenia Palmbaum
geb. Bernis
Jg. 1911
Flucht 1938
USA
überlebt
Westerstraße 5
6. Juni 2012 Eugenia Palmbaum wurde am 9. Dezember 1911 als Eugenia Bernis in Bremen geboren. Sie war die zweite Ehefrau von Hans Palmbaum und lebte seit 1932 in Lehrte. Im November 1938 gelang ihr die Flucht in die USA.[6]
Hier wohnte
Dr. Hans Palmbaum
Jg. 1898
Flucht 1938
USA
überlebt
Hans Palmbaum wurde am 2. Mai 1898 in Hildesheim geboren. Seit 1924 war er niedergelassener Arzt in Lehrte und war in zweiter Ehe mit Eugenia Palmbaum verheiratet. Im September 1938 konnte er in die USA flüchten. Ab 1946 lebte er in New York, wo er 1947 verstarb.[7][6]
Hier wohnte
Selma Horwitz
geb. Katz
Jg. 1866
deportiert 1941
Riga-Jungfernhof
tot 28.2.1942
Königstraße 8
6. Juni 2012 Selma Horwitz wurde am 2. Mai 1866 als Selma Katz in Sondershausen geboren und lebte seit mindestens 1891 mit ihrem Mann Julius, der am 24. Dezember 1939 starb, in Lehrte. Am 6. Dezember 1941 wurde sie in das KZ Riga-Jungfernhof deportiert und starb dort am 28. Februar 1942. Am 21. April 1949 wurde sie durch das Amtsgericht Burgdorf für tot erklärt.[8][9]
Hier wohnte
Hugo Weiler
Jg. 1886
deportiert 1941
ermordet in
Auschwitz
Hugo Weiler wurde am 12. November 1886 in Steinbach geboren. Er war seit 1920 mit Paula Weiler verheiratet und betrieb von Januar 1935 bis Oktober 1938 die Handelsvertretung von Karl Levin in Hannover. Am 10. November 1938 wurde er verhaftet und war bis zum 17. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Am 6. Dezember 1941 wurde er in das KZ Riga-Jungfernhof deportiert und starb im Vernichtungslager Auschwitz.[9][10][11]
Hier wohnte
Paula Weiler
geb. Horwitz
Jg. 1891
deportiert 1941
ermordet in
Auschwitz
Paula Weiler wurde am 22. Juli 1891 als Tochter von Julius und Selma Horwitz in Lehrte geboren. Seit 1920 war sie mit Hugo Weiler verheiratet. Am 6. Dezember 1941 wurde sie in das KZ Riga-Jungfernhof deportiert. Später kam sie in das KZ Kaiserwald und wurde 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.[9][12]
Hier wohnte
Kurt Weiler
Jg. 1921
Kindertransport 1939
England
überlebt
Kurt Weiler wurde am 16. August 1921 als Sohn von Hugo und Paula Weiler in Lehrte geboren. Am 10. November 1938 wurde er mit seinem Vater zunächst verhaftet und dann wieder freigelassen, da er noch nicht 18 Jahre alt war. Mit einem Kindertransport gelang ihm im Januar 1939 die Flucht nach England und so überlebte er den Holocaust als einziger seiner Familie. In Oxford konnte er Kurse für Malerei und Grafik an der City School of Arts and Crafts besuchen, bis er zu Beginn des Zweiten Weltkrieges interniert wurde. Nach seiner Freilassung war er als Schnitt- und Regieassistent für Trickfilmproduktionen bei Larkins & Co. tätig. 1950 kehrte er für kurze Zeit nach Lehrte zurück, siedelte dann in die DDR über und begann mit Produktionen von Puppentrickfilmen. Bei der DEFA wurde er ein erfolgreicher Trickfilmregisseur und mehrfach ausgezeichnet. Zur Verlegung der Stolpersteine für ihn und seine Familie in Lehrte war er persönlich anwesend. Kurt Weiler starb am 2. August 2016 in Kleinmachnow.[9][13][14]
Hier wohnte
Else Brumsack
geb. Meinrath
Jg. 1891
deportiert 1941
Riga
tot 7.4.1943
Marktstraße 2
6. Juni 2012 Else Brumsack wurde am 26. März 1891 als Else Meinrath in Osnabrück geboren. Sie lebte seit 1898 in Lehrte, kurzzeitig 1908/1909 auch in Osterode am Harz, und war mit Nathan Brumsack verheiratet, der schon 1931 verstarb. Am 15. Dezember 1941 wurde sie ab Hannover in das Ghetto Riga deportiert. Sie starb am 7. April 1943 im KZ Riga-Kaiserwald.[15][16]
Hier wohnte
Ruth Brumsack
Jg. 1921
deportiert 1941
Riga
1944 Stutthof
befreit/überlebt
Ruth Brumsack wurde am 24. Juni 1921 als Tochter von Nathan und Else Brumsack in Lehrte geboren. Sie wurde mit ihrer Familie am 15. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert und überlebte den Holocaust. Nach ihrer Befreiung kehrte sie 1945 nach Lehrte zurück und wanderte dann nach ihrer Heirat 1949 in die USA aus.[16][17]
Hier wohnte
Günther Brumsack
Jg. 1923
deportiert 1941
Riga
befreit/überlebt
Günther Brumsack wurde am 25. Februar 1923 als Sohn von Nathan und Else Brumsack in Lehrte geboren. Er lebte in Lehrte und zeitweise auf dem Lehrgut in Groß Breesen. Am 15. Dezember 1941 wurde er in das Ghetto Riga deportiert.[18] Er überlebte das Ghetto und den Holocaust, starb aber kurz nach Kriegsende an Typhus.[16]
Hier wohnte
Erich Fels
Jg. 1898
Flucht 1939
China
tot 1.8.1943
Erich Fels wurde am 5. Juni 1898 in Kaiserslautern geboren. Er lebte seit 1929 in Lehrte und flüchtete 1939 nach China, wo er am 1. Mai 1943 in Shanghai verstarb.[16]
Hier wohnte
Auguste Simon
geb. Jakobsohn
Jg. 1859
deportiert 1942
Theresienstadt
tot 22.3.1943
Sedanstraße 16 (Sedanplatz)
6. Juni 2012 Auguste Simon wurde am 9. Januar 1859 als Auguste Jacobsohn in Großburgwedel geboren. Sie war mit William Simon verheiratet und wohnte seit 1895 in Lehrte; aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Seit 1913 war sie verwitwet. Am 23. Juli 1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 23. März 1943 starb.[19][20]
Hier wohnte
Albert Simon
Jg. 1885
Flucht 1938
USA
überlebt
Albert Simon wurde am 31. August 1885 als Sohn von William und Auguste Simon in Großburgwedel geboren. Nach dem Tod seines Vaters 1913 übernahm er das elterliche Manufakturwarengeschäft und führte es bis 1938. Dann war er gezwungen, das Geschäft zu verkaufen. Er zog anschließend nach Hannover und flüchtete von dort in die USA.[20]
Hier wohnte
Irma Simon
Jg. 1890
deportiert 1941
Riga
befreit/überlebt
Irma Simon wurde am 7. Juni 1890 als Irma Malsch in Erfurt geboren. Sie war mit Albert Simon verheiratet und lebte seit 1914 in Lehrte. Sie wurde 1941 in das Ghetto Riga deportiert, überlebte und konnte befreit werden.[20]
Hier wohnte
Heinz Simon
Jg. 1917
Flucht 1937
USA
überlebt
Heinz Simon wurde am 11. Mai 1917 als Sohn von Albert und Irma Simon in Erfurt geboren. Er lebte seit 1918 in Lehrte. Nach seiner Verhaftung im Jahr 1937 konnte er in die USA flüchten.[20]
Hier wohnte
Frank Simon
Jg. 1921
Flucht 1938
USA
überlebt
Frank Simon wurde am 4. August 1921 als Sohn von Albert und Irma Simon in Lehrte geboren. Nach der Schule befand er sich in der Israelitischen Gartenbauschule in Hannover-Ahlem. 1938 konnte er in die USA flüchten, wo sich auch sein Vater und sein Bruder befanden.[20]

Verlegungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 6. Juni 2012: 21 Stolpersteine an sieben Adressen.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stolpersteine in Lehrte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. August Bödecker In: qrsml.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  2. Robert Lohmeier In: qrsml.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  3. Robert Lohmeier | Stolpersteine in Lehrte In: denktag.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  4. a b c d Familie Katz In: qrsml.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  5. Katz, Abraham. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  6. a b Familie Dr.Palmbaum In: qrsml.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  7. Dr. Hans Palmbaum | Stolpersteine in Lehrte In: denktag.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  8. Horwitz, Selma. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  9. a b c d Familie Weiler In: qrsml.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  10. Weiler, Hugo. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  11. Hugo Weiler | Stolpersteine in Lehrte In: denktag.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  12. Weiler, Paula. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  13. Biografie Kurt Weiler In: defa-stiftung.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  14. Biografie Kurt Weiler In: filmportal.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
  15. Brumsack, Else. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 1. Juli 2019.
  16. a b c d Familie Brumsack und Erich Fels In: qrsml.de, abgerufen am 1. Juli 2019.
  17. Deportationsliste 15.12.41 Hannover nach Riga In: statistik-des-holocaust.de, abgerufen am 1. Juli 2019.
  18. Brumsack, Günther Guenter Gunter. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 1. Juli 2019.
  19. Simon, Auguste. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 1. Juli 2019.
  20. a b c d e Familie Simon In: qrsml.de, abgerufen am 1. Juli 2019.
  21. Stolpersteine verlegt – Stadt Lehrte (Memento des Originals vom 1. Juli 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lehrte.de In: lehrte.de, abgerufen am 27. Juni 2019.