Liste der Stolpersteine in Mainz-Kastel

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 Info: Angaben zu Eigenschaften, welche alle Teillisten für Wiesbaden gemeinsam haben, sind unter Liste der Stolpersteine in Wiesbaden zu finden.

Die Liste der Stolpersteine in Mainz-Kastel (AKK) ist auch in die Liste der Stolpersteine in Mainz integriert.

Liste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adresse Name Inschrift mit Ergänzungen Verlege­datum Bild Anmerkung
In der Witz 36

Johann Juli Hier wohnte
Johann Juli
Jg. 1894
Verhaftet 1936
Gefängnis Mainz
Überlebt
12. Okt. 2009 Johann Juli, letzter Vorsitzender der SPD in Mainz-Kastel vor der Machtergreifung des NS-Regimes, im Widerstand tätig, 1936 zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt.[1][2]
Eleonorenstraße 16

Abraham Laub Hier wohnte
Abraham Laub
Jg. 1895
Deportiert 1942
Piaski
Ermordet
5. Sep. 2016 Abraham und Itta Laub waren eine wohlhabende Kaufmannsfamilie, die in Mainz eine Rohstoffhandlung mit Metallen, Tierfellen und Lumpen betrieben. Bevor sie 1940 enteignet und zwangsweise nach Mainz-Kastel umziehen mussten, konnten sie noch ihre drei Söhne in der Schweiz in Sicherheit bringen. Abraham Laub fühlte sich ganz als Deutscher und war Mitglied im Brieftaubenverein und einem Zusammenschluss von BMW-Motorradfahrern.[3]
Itta Laub Hier wohnte
Itta Laub
Jg. 1896
Deportiert 1942
Piaski
Ermordet
Marie Oppenheim Hier wohnte
Marie Oppenheim
Jg. 1881
Deportiert 1942
Piaski
Ermordet
Von der Familie Oppenheim ist wenig bekannt. Moritz Oppenheim war Bankbeamter und vermutlich Prokurist bei der Deutschen Diskontobank in Mainz, seine Frau Marie Hausfrau. Ihr 1906 geborener Sohn Alfred wanderte schon 1933 nach Argentinien aus und verstarb dort 1977. Er sah seine Eltern nie wieder.[4]
Kennkarte Marie Oppenheim[5]
Kennkarte Moritz Oppenheim[6]
Moritz Oppenheim Hier wohnte
Moritz Oppenheim
Jg. 1877
Deportiert 1942
Piaski
Ermordet
Dr. Julius Thilo Hier wohnte
Dr. Julius Thilo
Jg. 1866
Deportiert 1942
Auschwitz
Ermordet 3.12.1942
Dr. Thilo, Inhaber einer von ihm 1901 gegründeten chemischen Fabrik in Mainz, wurde 1942 wegen der „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ verhaftet und verurteilt und kehrte nie mehr in sein Haus zurück[7]
Kennkarte Dr. Julius Thilo[8]
Heinrich Wolff Hier wohnte
Heinrich Wolff
Jg. 1878
Deportiert 1942
Piaski
Ermordet
Die Familie Wolff betrieb in Nackenheim eine Weingroßhandlung. Heinrich Wolff war Frontkämpfer im 1. Weltkrieg und in Nackenheim als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und des TuS Nackenheim sehr beliebt. Die beiden Söhne der Familie konnten 1938 durch ihre Flucht nach NYC den Nazis entkommen. Wenige Wochen vor ihrer Deportation wurde Selma und Heinrich Wolff die Wohnung in Kastel zugewiesen[9]
Kennkarte Heinrich Wolff[10]
Kennkarte Selma Wolff[11]
Selma Wolff Hier wohnte
Selma Wolff
Jg. 1883
Deportiert 1942
Piaski
Ermordet
Zehnthofstraße 38

Peter Schneider Hier wohnte
Peter Schneider
Jg. 1907
Verhaftet 1933
KZ Osthofen
Überlebt
12. Okt. 2009 Peter Schneider, Werkzeugmacher bei Opel in Rüsselsheim, Gewerkschaftler und Sozialdemokrat, wurde schon 1933 von den Nazis in das KZ Osthofen eingeliefert. Dort lernte er Carlo Mierendorff kennen, der sein weiteres Leben nachhaltig prägte. Nach dem Krieg engagierte er sich als „Unbelasteter“ in der Kommunalpolitik seines Heimatortes Mainz-Kastel.[12]
Kirche am Rochusplatz

Johann Baptist Schwalbach Hier wirkte
Pfarrer
Johann Baptist
Schwalbach
Jg. 1889
Verhaftet 1938
und 1941
Zuchthaus Darmstadt
Überlebt
Pfarrer Johannes Baptist Schwalbach besetzte die Pfarrstelle in Mainz-Kastel am 01.03.1923 und bekleidete ab dem 03.11.1936 zugleich die Position des Diözesanpräses der Katholischen Männer- und Arbeitervereine, womit er in das Visier der Nationalsozialisten gelangte. Dies brachte ihm vom 11.02. bis 29.09.1938 und noch einmal 1941 für drei Wochen in Frankfurt/Main und Darmstadt eine „Schutzhaft“ ein. Pfarrer Schwalbach starb 1957 und wurde in Nierstein beigesetzt.[13]
Eisenbahnstraße 12

Friedel Janecek Hier wohnte
Friedel Janecek
Jg. 1905
Verhaftet 1933
KZ Osthofen
Überlebt
Janecek und seine Frau Ella waren in den 50er und 60er Jahren mehrmals wegen ihres Engagements gegen die Remilitarisierung und für die illegale KPD angeklagt. 1979 wurde Friedel Janecek von Oberbürgermeister Jockel Fuchs für Verdienste um den Sport mit dem Wappenteller der Stadt Mainz ausgezeichnet.[14]
Mainzer Str. 1

Peter Hück Hier wohnte
Peter Hück
Jg. 1905
Verhaftet
1936 und 1944 wegen
„Hetze“ Zuchthaus Kassel
Buchenwald
Strafbataillon 999
Überlebt
Peter Hück, regionaler Stützpunktleiter des Zusammenschlusses des von überregionalen SPD- und KPD-Mitgliedern organisierten Widerstandes gegen das NS-Regime, wurde 1936 zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt.[1][2]
Mainzer Str. 2

August Klotzbach Hier wohnte
August Klotzbach
Jg. 1899
Verhaftet 1935
wegen „Heimtücke
Zuchthaus Darmstadt
Überlebt
August Klotzbach, hatte im 1. Weltkrieg als Soldat eine Gasvergiftung erlitten, von der er sich nie erholt hatte und war deshalb invalide. Klotzbach wurde noch in Friedenszeiten 1934 wegen Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ zu 15 Monaten Haft verurteilt. Eine Entschädigung für die zu Unrecht erlittene Haft wurde ihm 1951 verweigert.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Axel Ulrich: Zum politischen Widerstand gegen das „Dritte Reich“ in Mainz. (PDF) 2008, S. 10, 11, abgerufen am 10. September 2018.
  2. a b Hannelore Richter, Axel Ulrich: Die Hoffnung auf Freiheit gab ihnen Kraft – Wiesbadener Sozialdemokraten im Widerstand gegen das „Dritte Reich“. (PDF) SPD Wiesbaden, S. 12, abgerufen am 10. September 2018.
  3. Hartmut Bohrer: Stolpersteine in Wiesbaden. Band 2: 2009–2010. Aktives Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-941289-07-9, S. 56.
  4. Hartmut Bohrer: Stolpersteine in Wiesbaden. Band 2: 2009–2010. Aktives Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-941289-07-9, S. 58.
  5. Kennkarte Marie Oppenheim. (PDF) Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, abgerufen am 10. September 2018.
  6. Kennkarte Moritz Oppenheim. (PDF) Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, abgerufen am 10. September 2018.
  7. Hartmut Bohrer: Stolpersteine in Wiesbaden. Band 2: 2009–2010. Aktives Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-941289-07-9, S. 54.
  8. Kennkarte Dr. Julius Thilo. (PDF) Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, abgerufen am 10. September 2018.
  9. Raymond Wolff, Stolpersteine in Wiesbaden. Band 2: 2009–2010. Aktives Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-941289-07-9, S. 60.
  10. Kennkarte Heinrich Wolff. (PDF) Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, abgerufen am 10. September 2018.
  11. Kennkarte Selma Wolff. (PDF) Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, abgerufen am 10. September 2018.
  12. Richard Schneider: Stolpersteine in Wiesbaden. Band 2: 2009–2010. Aktives Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-941289-07-9, S. 218.
  13. Bischöfliche Kanzlei (Hrsg.): Necrologium Moguntinum 1802/03 – 2009. Mainz 2009, S. 193–194.
  14. Horst Gobrecht: Ella Janecek wurde 95. DKP, 12. März 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. September 2018; abgerufen am 10. September 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dkp-online.de
  15. Hartmut Bohrer: Stolpersteine in Wiesbaden. Band 2: 2009–2010. Aktives Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-941289-07-9, S. 112.