Lost Man Booker Prize

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Der Lost Man Booker Prize war eine besondere Ausgabe des Man Booker Prize, die durch eine öffentliche Wahl im Jahr 2010 für ein Buch aus dem Jahr 1970 vergeben wurde. Er wurde von der New York Times als ein Akt literarischer Reparation (“an act of literary reparation”) beschrieben.[1] Bücher, die im Jahr 1970 veröffentlicht worden sind, waren wegen einer Regeländerung nicht für den Man Booker Preis wählbar. Bis 1970 wurde der Preis für Bücher, die im Vorjahr veröffentlicht worden sind, vergeben, doch ab 1971 wurde der Preis für Bücher verliehen, die im Jahr der Preisverleihung veröffentlicht wurden. Der Preis wurde von J. G. Farrell für Troubles gewonnen.

Umstände der Preisvergabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Literaragent und Archivar Peter Straus wurde die Idee zugeschrieben, einen Man Booker Prize für das fehlende Jahr zu vergeben, nachdem er sich Gedanken darüber gemacht hatte, warum Robertson Davies’ Roman aus dem Jahr 1970, Fifth Business, nicht in der Liste der Nominierungen für den Man Booker Prize aufgeführt war.[2][3] Eine Longlist mit 21 Titeln wurde von den Organisatoren des Lost Man Booker Prize präsentiert.[4] Die Shortlist mit sechs nominierten Werken wurde von Rachel Cooke, Katie Derham und Tobias Hill ausgewählt, und in London am 25. März 2010 öffentlich gemacht, als die Wahl auf der Man Booker Prize Website begann.[2][5][6] Die Wahl endete am 23. April 2010.[5] Der Preisträger wurde am 19. Mai 2010 bekannt gegeben.[2]

Vier der nominierten Autoren waren tot, nur Nina Bawden und Shirley Hazzard lebten noch und konnten sich zu ihrer Nominierung äußern.[7] Bawden nannte es „wirklich erstaunlich … Ich dachte, ich würde alle meine Bücher in- und auswendig kennen, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, worüber dieses Buch war“. (“astonishing actually … I thought I knew all my books backwards but I couldn’t remember what this one was about”).[7] Hazzard bedauerte, dass ihr Ehemann, Francis Steegmuller, nicht mehr lebte, um Zeuge dieses Ereignisses zu sein.[7] J. G. Farrell gewann den Man Booker Prize schon 1973 für The Siege of Krishnapur.[3] Bawden und Muriel Spark waren bereits zuvor nominiert worden.[3] Tobias Hill sagte, dass Patrick White im Grabe rotieren würde, wenn er den Lost Man Booker Prize für sein Buch The Vivisector gewonnen hätte. White war nämlich bekannt dafür, dass er seinen Namen von der Liste der Nominierungen für den Man Booker Preis 1979 entfernen ließ und aus seiner generelle Ablehnung von Preisverleihungen keinen Hehl machte.[8] Jedoch sagte Whites literarische Nachlassverwalterin, Barbara Mobbs, dass er keinen schriftlichen Beweis hinterlassen habe, dass er eine posthume Auszeichnung missbilligen würde und dass sie nicht herumlaufen würde, um ihnen mitzuteilen, ihn aus dem Wettbewerb zu nehmen.[9]

Preisträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Preis wurde von J. G. Farrells Troubles mit 38 % über eine öffentliche Abstimmung gewonnen.[10] Es erhielt mehr als zweimal so viele Stimmen wie der zweitplatzierte.[11] Der Preis kam 40 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches und 30 Jahre nach Farrells Tod.[12] Der Preis wurde von Antonia Fraser verkündet und von Farrells Bruder Richard angenommen. Wenn Troubles den Man Booker Prize 1970 gewonnen hätte, wäre Farrell der erste Autor gewesen, der ihn zweimal gewonnen hätte, weil er ihn 1973 für The Siege of Krishnapur erhielt.[13][14] Farrells Literaturagent behauptete, Farrell wäre freudig erregt gewesen, wenn er den Preis gewonnen hätte.[11]

Jahr Preisträger Titel Deutscher Titel Longlist
1970 J. G. Farrell Troubles Troubles
Nina Bawden The Birds on the Trees Unter einem Dach
Shirley Hazzard The Bay of Noon Addio Napoli
Mary Renault Fire from Heaven Feuer vom Olymp
Muriel Spark The Driver’s Seat Töte mich!
Patrick White The Vivisector Der Maler

Zwei zuvor auf der Longlist vertretene Werke wurden nachträglich disqualifiziert, da sie nicht im Jahr 1970 im Vereinigten Königreich veröffentlicht wurden. Dabei handelt es sich um The Fire-Dwellers von Margaret Laurence und Head to Toe von Joe Orton. Paul Baileys Trespasses wurde nachträglich der Longlist hinzugefügt.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Timeline auf der offiziellen Webpräsenz (englisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Motoko Rich: Shortlist Unveiled for ‘Lost’ Booker Prize, The New York Times, 26. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  2. a b c Alison Flood: Lost Booker prize shortlist overlooks Iris Murdoch but plumps for Muriel Spark, The Guardian, 25. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  3. a b c Dame Muriel Spark shortlisted for ‘lost’ Booker Prize, BBC, 25. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  4. Belinda Goldsmith: Four dead authors on shortlist for lost “Booker”, Reuters, 26. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  5. a b Australian authors shortlisted for lost Man Booker Prize, The Sydney Morning Herald, 26. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  6. 6 books from 1970 vie for lost Booker, CBC News, 25. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  7. a b c Ben Hoyle: Author waits to hear if she has won ‘lost Booker’ prize 40 years on, The Times, 26. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  8. Arifa Akbar: Posthumous blow to the author who hated book prizes, The Independent, 26. März 2010. Abgerufen am 7. April 2010 
  9. Rosemary Sorensen: Patrick White on 'Lost Booker' shortlist. The Australian, 27. März 2010, abgerufen am 7. April 2010.
  10. JG Farrell’s Troubles wins Lost Booker In: ABC News, Australian Broadcasting Corporation, 20. Mai 2010 
  11. a b Stephen Adams: JG Farrell wins Lost Man Booker Prize for Troubles In: The Daily Telegraph, Telegraph Media Group, 20. Mai 2010 
  12. 'Lost Booker' for Irish writer JG Farrell In: The Belfast Telegraph, Independent News and Media, 20. Mai 2010 
  13. Author JG Farrell wins 1970 'lost’ Booker Prize In: BBC News, British Broadcasting Corporation, 19. Mai 2010. Abgerufen am 20. Mai 2010 
  14. Mike Collett-White: J.G. Farrell wins “lost” Booker award for Troubles In: Reuters, 19. Mai 2010. Abgerufen am 20. Mai 2010 
  15. The Lost Man Booker Prize (Memento des Originals vom 17. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/themanbookerprize.com bei themanbookerprize.com, 1. Februar 2010 (abgerufen am 15. November 2015).