Louise Fraenkel-Hahn

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Selbstporträt von Louise Fraenkel-Hahn (um 1929)

Ludovica Sophia „Louise“ Fraenkel-Hahn, geb. Hahn (* 12. Juli 1878 in Hütteldorf, heute zu Wien; † 24. Dezember 1939 in Paris), war eine österreichische Malerin und Grafikerin.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Louise Hahn war eine Tochter von Ludwig Benedikt Hahn (1844–1923), k.k. Hofrat, Herausgeber der Zeitschrift Politische Correspondenz sowie Vorsteher des k.k. Telegraphen-Korrespondenz-Bureaus (1889–1901), und seiner Ehefrau Emma (1850–1940), geb. Blümel. Ihr Vater war ursprünglich jüdischen Glaubens und konvertierte 1877 zum Katholizismus, ihre Mutter war römisch-katholisch. Zu ihren Kindern gehörten außerdem die Mathematikerin und Philosophin Olga Hahn-Neurath und der Mathematiker Hans Hahn.

1903 heiratete Louise Hahn den deutschen Maler Walter Fraenkel (1879–nach 4. März 1943).[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Louise Hahn studierte von ca. 1897 bis 1900 an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo sie eine Schülerin von Karl Karger im Fach Malerei war. 1900/1901 besuchte sie für zwei Wintersemester die Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins in der Malschule Heinrich Knirr. 1902 unternahm sie eine Studienreise nach Italien, Griechenland und Frankreich. 1907 hielt sie sich erneut zu Studienzwecken in Paris auf.[1]

Fraenkel-Hahn war Mitbegründerin und von 1923 bis 1938 dritte Präsidentin der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ). Außerdem gehörte sie dem Bund Österreichischer Künstlerinnen, dem Zentralverband der bildenden Künstler Österreichs und der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft an.

Ab 1902 beschickte sie regelmäßig Ausstellungen in Wien, unter anderem die der VBKÖ, des Hagenbundes, der Wiener Secession und des Wiener Künstlerhauses. Noch 1936 zeigte sie Bauernmädchen- und Trachtenbilder auf der Ausstellung Heimat und Fremde der VBKÖ in den Räumen des Hagenbunds.[2] 1929 wurde sie mit dem Preis der Stadt Wien ausgezeichnet.[1]

1935 nahm Fraenkel-Hahn noch einmal ihre Studien auf und schrieb sich an der Akademie der bildenden Künste Wien ein, wo sie sich bei Robert Eigenberger mit Restaurierung beschäftigte[3][4] und bis zum Wintersemester 1937/1938 immatrikuliert blieb.[5]

Nach dem „Anschluss“ Österreichs erhielten Fraenkel-Hahn und ihr Ehemann Malverbot. Ihr Atelier wurde von den Nationalsozialisten „arisiert“.[6] Ende 1938 flüchteten sie nach Paris, wo Louise Fraenkel-Hahn im Folgejahr verstarb. Walter Fraenkel, der jüdischen Glaubens war, wurde 1943 über die Lager Drancy und Sobibor in das KZ Majdanek deportiert.[1] Seine genauen Todesumstände sind nicht bekannt.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mariahilferstraße im Festschmuck
Sommerblumenstrauß in japanischer Vase

Louise Fraenkel-Hahn malte Porträts, Blumenstücke, Genrebilder, Landschaften sowie religiöse und ab 1935 auch volkstümliche Motive. Dabei setzte sie bevorzugt die Temperatechnik ein, malte aber auch in Öl und Aquarell. Nach ihrem Parisaufenthalt 1907 zeigte sich in ihren Werken der Einfluss französischer Impressionisten in zunehmend leuchtenderen und helleren Farben. Später wurden ihre Bilder formpräziser und in den 1920er Jahren fand sie schließlich zu einem betont sachlichen Malstil mit glatter präziser Malweise und scharfen begrenzten Konturen. Ihre Porträts sind nüchtern, aber individualisiert. Während den zeitgenössischen Kunsthistoriker Hans Ankwicz-Kleehoven die Malweise ihrer Bildnisse an die des Künstlers Victor Hammer erinnerte, sieht Sabine Plakolm-Forsthuber Akzente der Übersteigerung bei Fraenkel-Hahn und am ehesten Parallelen zu Christian Schad.[7]

Neben der Malerei schuf Fraenkel-Hahn auch Farbholzschnitte und Exlibris. Grafische Arbeiten von ihr befinden sich in den Sammlungen der Universität für angewandte Kunst Wien, der Albertina, des Wien Museum und der Österreichischen Nationalbibliothek.[1]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • David, 1902
  • Selbstporträt, 1903
  • Bauernblumen, Ölgemälde, 1909 Weihnachtsausstellung Hagenbund[8]
  • Lasset die Kindlein zu mir kommen, 1910
  • Madonna, 1911
  • Frühlingsblumen, Tempera, 1911 XXXVIII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession[9]
  • Kind mit Kaninchen, 1913
  • Flora mit den Blumen des Jahres, um 1912
  • Selbstporträt, um 1929[10]
  • Flowers in a Blue Vase, ca. 1930, Farbholzschnitt, 34,9 × 29,8 cm
  • Frau L. H., um 1932
  • Mariahilferstraße im Festschmuck, Öl auf Karton, 46 × 31 cm
  • Sommerblumenstrauß in japanischer Vase, Öl auf Karton, 62,5 × 51,5 cm
  • Japanische Lilie unten rechts signiert: L. Fraenkel (-Hahn beschnitten), Farbholzschnitt, ca. 34 × 25,5 cm

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Louise Fraenkel-Hahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Claudia Karolyi: Fraenkel-Hahn, Louise. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).
  2. Sabine Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897–1938. Malerei – Plastik – Architektur. Picus-Verlag, Wien 1994, S. 82.
  3. Fraenkel-Hahn, Louise. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Böhlau, Wien / Köln / Weimar 2016, S. 875.
  4. STUD-1557 Fraenkel-Hahn, Louise, 1935-1938. In: archive.akbild.ac.at. Abgerufen am 26. Juni 2023.
  5. Luise Fraenkel-Hahn. In: ns-zeit.akbild.ac.at. Abgerufen am 26. Juni 2022.
  6. Louise Fränkel-Hahn. In: Hedwig Brenner, Erhard Roy Wiehn (Hrsg.): Jüdische Frauen in der bildenden Kunst: ein biographisches Verzeichnis. Band 2. Hartung-Gorre, Konstanz 2004, S. 127.
  7. Sabine Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897–1938. Malerei – Plastik – Architektur. Picus-Verlag, Wien 1994, S. 184.
  8. Katalog der Weihnachtsausstellung: Dezember 1909 - Jänner 1910. In: belvedere.at. Abgerufen am 26. Juni 2022.
  9. Katalog der XXXVIII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession. In: belvedere.at. Abgerufen am 26. Juni 2022.
  10. Sabine Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897–1938. Malerei – Plastik – Architektur. Picus-Verlag, Wien 1994, S. 165.
  11. Stadt der Frauen. In: belvedere.at. Abgerufen am 26. Juni 2022.