Luboszyce (Gubin)

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Luboszyce
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Luboszyce (Polen)
Luboszyce (Polen)
Luboszyce
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lebus
Powiat: Krośnieński
Gmina: Gubin
Geographische Lage: 51° 51′ N, 14° 43′ OKoordinaten: 51° 51′ 23″ N, 14° 43′ 9″ O
Einwohner: 131 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 66-620
Telefonvorwahl: (+48) (+48) 68
Kfz-Kennzeichen: FKR
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Poznań



Luboszyce (deutsch Liebesitz; niedersorbisch Lubošojce) ist ein Dorf der Landgemeinde Gubin im Powiat Krośnieński der Woiwodschaft Lebus in Polen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt etwa 12 Kilometer südlich der Stadt Gubin (Guben), 34 Kilometer südöstlich von Krosno Odrzańskie (Crossen an der Oder) und 56 Kilometer westlich von Zielona Góra (Grünberg in Schlesien). Ende des 19. Jahrhunderts wurden am Ort umfangreiche Funde entdeckt und wissenschaftlich begleitet.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Liebesitz heute
Schloss Liebesitz um 1860/61, Sammlung Alexander Duncker

1658 wurde der Ort mit der Bezeichnung Lubschütz erwähnt. Der Ortsname geht auf den Personennamen Luboš zurück.[3] Im Ort entwickelte sich eine Rittergut, welches um 1658 dem Otto von Strachwitz gehörte. Das Gut wechselte mehrfach den Besitzer und ging u. a. 1693 an Johann Christian Eichler. 1742 erstand es der Landeshauptmann der Niederlausitz Johann Niklas von Maxen.[4] Dieser wandelte den Besitz einige Jahre danach in ein freies Allodialgut um. Ihm folgte die bürgerliche Familie Seydel, mit Christian Gottfried Seydel, dann seit 1777 Johann Christian Seydel. 1817 übernahm Carl Friedrich August Seydel Gut Liebesitz. Sein Sohn Gustav Eduard Eugen Seydel ließ ein neues Herrenhaus errichten und auch den Gutshof teilweise erneuern, zudem wurde er Landrat des Landkreises Spremberg. Gut Liebesitz hatte 1879 einen Umfang von 275,74 ha. Davon waren 100,34 ha Waldbesitz.[5] Landrat Seydel lebte zeitweise auf seinem Gut Gosda bei Spremberg. Sein ältester Sohn Hubert (1857–1931) wurde später in den preußischen Adelsstand nobilitiert. Der jüngere Sohn Georg Seydel blieb bürgerlich und betreute Liebesitz. Vor 1930 gehörte das Rittergut Liebesitz mit Anteil in Weltho, 332 ha, sowie das dazugehörige Rittergut in Kasso mit 228 ha, der Erbin Else Seydel.[6] Letzter Gutsbesitzer vor Ort war dann Franz Rudolf Schulz-Liebesitz, Ehemann der Maria Seydel.[7][8]

Bis 1945 gehörte Liebesitz zu Deutschland. Im Frühjahr 1945 wurde das Dorf von der Roten Armee besetzt und kurz darauf unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben und durch Polen ersetzt.

Im Dorf befindet sich ein neugotisches Schloss aus den Jahren 1846–1850 mit dem sehenswürdigen Landschaftspark und in der Nähe ein wichtiger archäologischer Sitz der Liebesitzer Kultur aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert (Überreste einer Siedlung und eines Friedhofs).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Band II: Die Kreise Cottbus, Spremberg, Guben und Sorau, in: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; 02, Berliner Wissenschafts-Verlag, Stuttgart 2020, S. 229 f. ISBN 978-3-941919-90-7.
  • Krzysztof Garbacz: Przewodnik po zabytkach województwa lubuskiego (Reiseführer für den Sehenswürdigkeiten der Woiwodschaft von Lebus), Agencja Wydawnicza PDN, Grünberg in Schlesien 2013. ISBN 978-83-934885-7-5 (polnisch)
  • Grzegorz Domański: Kultura Luboszycka między Łabą a Odrą w 2.–4. wieku (Parallelsacht.: „Die Luboszyce Kultur zwischen Elbe und Oder im 2.–4. Jahrhundert“). Polska Akad. Nauk., Breslau 1979, ISBN 83-04-00106-3 (Polnisch, Zusammenfassung in Deutsch)
  • Grzegorz Domański: Settlement complex from a late La Tene and Roman period at Luboszyce, Lubsko District. In: Archaeologia Polona. XII, 1970, S. 321–334. (englisch, PDF-Datei online bei iaepan.edu.pl)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Liebesitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 18. November 2018
  2. Rudolf Virchow: Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. A. Asher & Co., Berlin 1888. S. 435.
  3. Arnošt Muka: Muka 1911-28, Ḿeńa ds. městow a wsow. Budyšin 1928, abgerufen am 17. Mai 2020.
  4. Gantz neue Zusätze zu dem Lünigischen Staats-Titular-Buche In welcher der Chur-Sächsische Hof-Staat und Leipziger Collegia enthalten, Hrsg. Gottlob August Jenichen, Verlag Friedrich Lanckische Erben, Leipzig 1744, S. 116.
  5. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 76–77, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  6. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts, Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. in: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band VII, 4. Auflage, Band Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Prenzlau, (Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe), Verlag Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 210.
  7. Wilhelm Freiherr von Linden: Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels 1975, Band XI, Hrsg. Vereinigung des Adels in Bayern e. V. München, Verlag Degener & Co, Inh. Gerhard Geßner, Neustadt an der Aisch 1975, S. 521. ISBN 3768650170.
  8. Kurt Winckelsesser, Heinz Ritt, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. Deutsches Geschlechterbuch (DGB), Band Brandenburg, 2, Band 150 der Gesamtreihe DGB, Hrsg. Marianne Strutz-Ködel, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1969, S. 410., S. 472. ISSN 1438-7972