Mädchengymnasium Minerva

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Gebäude in der Prager Neustadt

Das Mädchengymnasium Minerva in Prag war das erste Mädchengymnasium in Mitteleuropa. Es wurde 1890 gegründet und bestand bis 1953.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eliška Krásnohorská

1886 gründete der Frauenverein „Minerva“ in Prag um Eliška Krásnohorská ein Lyzeum für Mädchen. Im September 1890 wurde daran ein Privat-Mädchen-Gymnasium angeschlossen. Im ersten Jahr gab es 51 Schülerinnen. Die Unterrichtssprache war Tschechisch. 1895 legten die ersten 14 Schülerinnen erfolgreich ihre Maturita am Akademischen Jungen-Gymnasium ab.[1] 1897 konnten die ersten an der Karl-Ferdinands-Universität studieren, 1900 wurde die Medizinische Fakultät und weitere Studiengänge für Studentinnen geöffnet.

1902/1903 erhielt das Gymnasium Öffentlichkeitsrecht.[2] Die Prüfungen wurden danach eine Zeitlang im benachbarten Stephansgymnasium abgelegt. Seit 1907 konnte ein eigenes Gebäude in der Pštrossova ulice/Pstrossauer Gasse genutzt werden.[3] 1915 erfolgte eine Umwandlung in ein achtklassiges Städtisches Mädchen-Real-Gymnasium „Krasnohorska“.[4][5]

Dieses bestand auch nach den politischen Veränderungen 1919, 1939 und 1945 weiter bis zum Jahre 1953.[6]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mädchengymnasium in Prag war das erste in Mitteleuropa (Österreich-Ungarn und Deutsches Reich).[7] Es bedeutete für Mädchen eine vereinfachte Möglichkeit, nach einem erfolgreichen Abschluss ein Studium an einer Universität zu beginnen. (Vorher war dies schon für einzelne in Jungengymnasien möglich.)

Das Gymnasium wurde von tschechischsprachigen Frauen begründet und stärkte damit das Bildungsniveau der tschechischen weiblichen Bevölkerung.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sophie Podlipská
Gründerinnen
Schuldirektoren[8]
  • František Xaver Prusík (1845–1905), 1890–1891 und 1893–1895
  • Josef Valenta (1818–1894), 1891–1892
  • Josef Baudyš (1825–1898), 1893
  • Jiljí Vratislav Jahn (1838–1902), 1895–1902
  • Václav Otakar Slavík (1835–1915), 1902–1906
  • Vladislav Kalousek (1863–1906), 1906
  • Josef Grim (1852–1923), 1906–1913 und 1914–1917
  • Ferdinand Hoffmeister (1875–1936), 1913–1914
  • Aloisa Pitlingová (1880–1945), 1914 (vertretend)
  • František Machát (1876–1935), 1917–1935
Lehrerinnen und Lehrer

1907/08 unterrichteten 11 Lehrer und zwei Lehrerinnen, 1917, fünf Lehrerinnen und drei Lehrer.[9]

  • Dr. phil. Marie Fabian, vor 1908–nach 1917
  • Dr. phil. Albine Honzák[ová], vor 1908–nach 1917
  • Dr. phil. Marie Novák[ová], 1917
  • Dr. phil. Klara Červenka
  • Aloisa Aloisa Pitling[ová]
Schülerinnen
  • Alice Masaryková, Tochter des späteren Staatspräsidenten Thomas G. Masaryk und von Charlotte Masaryk
  • Milena Jesenská, Journalistin, Freundin von Franz Kafka
  • Marie Baborová, Zoologin, 1901 erste promovierte Frau in Tschechien
  • Anna Honzáková, erste promovierte Medizinerin in Prag, wahrscheinlich Tochter der Lehrerin Albine Honzáková

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Milada Sekyrková (Hrsg.): Gymnázium Minerva 1890–1936. Kronika prvního dívčího gymnázia v habsburské monarchii [Gymnasium Minerva 1890–1936. Chronik des ersten Mädchengymnasiums in der Habsburgermonarchie]. Univerzita Karlova, Praha 2016 Auszüge, ausführliche Darstellung jeden Schuljahres bis 1936
  • První české dívčí gymnázium 1890–1990; sborník ke 100. výročí založení [Erstes tschechisches Mädchengymnasium 1890–1990. Sammelband zum 100-jährigen Bestehen]. Praha 1990.
  • František Drtina: Dívčí školství u nás a jinde [Mädchenschulen bei uns]. Praha, Jednota učitelek, [1905?], 49 s.
  • M. Báhenská: Počátky emancipace žen v Čechách. Dívčí vzdělávání a ženské spolky v Praze v 19. století [Die Anfänge der Frauenemanzipation in Tschechien. Mädchenbildung und Frauenvereine in Prag im 19. Jahrhundert]. Slon/Libri, Praha 2005.
  • Ilsemarie Walter: Die tschechische Frauenbewegung im Nationalitätenkonflikt der späten Habsburgermonarchie. Seminararbeit. München 2003, DNB 1248008243.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pštrossova 15 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zur Geschichte des Mädchengymnasiums Minerva Rozhlas (deutsch)
  2. Neues Frauenleben. 1903, Nr. 3, S. 18.
  3. Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für 1908, S. 703.; mit erstmaligem Eintrag Privat-Mädchen-Gymnasium des Vereines „Minerva“ in Prag
  4. Verordnungsblatt für den Dienstbereich des k.k. Ministeriums für Kultus und Unterricht, Wien 1915, S. 58; vorher Privat-Mädchen-Gymnasium des Vereins "Minerva" (I. bis VII. Classe)
  5. Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für 1918, S. 850.; Städtisches Mädchen-Real-Gymnasium „Krasnohorska“
  6. Mitteilungsblatt des Statistischen Zentralamts des Protektorats Böhmen und Mähren, 1942, Nr. 81–82 (PDF); gibt das Städtische Mädchen-Real-Gymnasium in der Lazarusgasse für das Jahr 1940 an
  7. Poczatky vzdelavani v Čechách Rozhlas (deutsch); ausführlich auch in Mädchengymnasium; die nächsten wurden in Wien (1892) und Karlsruhe (1893) gegründet
  8. Milada Sekyrková (Hrsg.): Gymnázium Minerva 1890–1936. Kronika prvního dívčího gymnázia v habsburské monarchii. Univerzita Karlova, Praha 2016, Seite 334.
  9. Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, 1908, S. 703.; 1918, S. 850.; mit allen Lehrern und Lehrerinnen, auch in den Jahrgängen 1909–1917; sowie in den Adressbücher der Stadt Prag