Macrostomum lignano

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Macrostomum lignano

Macrostomum lignano unter dem Mikroskop mit einer 400-fachen Vergrößerung

Systematik
Stamm: Plattwürmer (Platyhelminthes)
Klasse: Strudelwürmer (Turbellaria)
Ordnung: Macrostomida
Familie: Macrostomidae
Gattung: Macrostomum
Art: Macrostomum lignano
Wissenschaftlicher Name
Macrostomum lignano
Ladurner, Schärer, Salvenmoser, & Rieger, 2005[1]

Macrostomum lignano[1] ist ein frei lebender hermaphroditischer Plattwurm. Er ist transparent und weist eine geringe Größe auf, adulte Tiere werden bis zu 1,7 mm lang. M. lignano gehört zur Sand-Meiofauna der Adria (Adriatisches Meer) und kommt innerhalb der Gezeitenzone vor.[1] Ursprünglich war er ein Modellorganismus zur Forschung in der Entwicklungsbiologie[2] und der Evolution des bilateralen Körperbauplans.[3] Anschließend wurden die Forschungsfelder mit M. lignano erweitert, wie beispielsweise der sexuellen Selektion, dem sexuellen Konflikt,[4] dem Altern[5] der Ökotoxikologie[6] und der Genomforschung.[7]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art lignano kommt von demjenigen Ort, an dem die Art gefunden wurde, nämlich an den sandigen Stränden und Lagunen, in der Nähe von Lignano Sabbiadoro, Italien.

Biologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Macrostomum lignano, ist wie alle Plattwürmer ein unsegmentierter Bilateria ohne sekundäre Leibeshöhle und weist keine spezialisierten Kreislauf- und Atmungsorgane auf. Anders als bei vielen anderen Plattwürmern ist der Körper nicht abgeflacht, sondern im Querschnitt rund. Die Diffusion von Sauerstoff und Nährstoffen zu den verschiedenen Körperregionen ist durch ihre geringe Größe gewährleistet (Erwachsene Würmer erreichen 1,7 mm Länge).[1][8] M. lignano ist ein simultaner Hermaphrodit. Deswegen bilden adulte Tiere (12 Tage nach dem Schlüpfen, bei 20 °C und genug Nahrung) Ovarien sowie Hoden (Testis) und produzieren gleichzeitig männliche und weibliche Gameten. Die Fortpflanzung erfolgt durch die wechselseitige Paarung.[9] Macrostomum lignano besitzt eine enorme Regenerationsfähigkeit, aufgrund von Neoblasten. Diese Stammzellen sind totipotent und können alle Zelltypen entstehen lassen, inklusive den Gonaden. Ein abgetrennter Kopf regeneriert das posteriore Ende während 10 Tagen. Hingegen kann ein abgetrenntes posteriores Ende keinen Kopf mehr regenerieren.[10]

Ökologie und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der feuchte Sand oberhalb der Wasserstandsmarke ist ein exzellentes M. lignano Habitat
Feuchte Sandproben mit M. lignano

Macrostomum lignano lebt in oder oberhalb der Gezeitenzone in den Zwischenräumen des Sandes, gewöhnlich in den oberen 5–10 mm. Er kann mit wenig Feuchtigkeit im Sand überleben, aber auch während der Gezeiten unter Wasser vorkommen. Er bevorzugt geschützte Bereiche, die keinen oder wenigen Wellen ausgesetzt sind, wie zum Beispiel tide-beeinflusste Lagunen. M. lignano ernährt sich hauptsächlich von Kieselalgen (Diatomeen).[1] In wenigen Fällen von kleinen Invertebraten, gelegentlich auch von Eiern von Artgenossen, manchmal sogar von seinen eigenen.[11] Er kommt häufig zusammen mit anderen Turbellaria, Gastrotricha, Nematoden und zahlreichen Crustaceen wie Ruderflusskrebse (Copepoda) vor. Die Dichte der Würmer variiert stark, in einem Esslöffel Sand können mehrere hundert Individuen gefunden werden.[11] Wenn bestimmte Umweltfaktoren wie Trockenheit oder Salzgehalt zunehmen, kann sich M. lignano mit einer weichen Hülle, die er absondert, einkapseln. Diese Hülle kann sich in wenigen Minuten wieder auflösen, wenn sich die Bedingungen verbessern.[11]

M. lignano wurde ausschließlich in der Nähe von Lignano Sabbiadoro (Italien) gefunden: In den Gezeitenzonen östlich von Bibione und Isola di Martignano, in natürlichen und halb-natürlichen Stränden der Laguna di Marano und der Isola Valle Vecchia.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Peter Ladurner, Lukas Schärer, Willi Salvenmoser, Reinhard Rieger: A new model organism among the lower Bilateria and the use of digital microscopy in taxonomy of meiobenthic Platyhelminthes: Macrostomum lignano, n. sp. (Rhabditophora, Macrostomorpha). In: Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research. 43. Jahrgang, Nr. 2, 2005, S. 114–126, doi:10.1111/j.1439-0469.2005.00299.x.
  2. P Ladurner, R Rieger, J Baguña: Spatial distribution and differentiation potential of stem cells in hatchlings and adults in the marine platyhelminth Macrostomum sp.: A bromodeoxyuridine analysis. In: Developmental Biology. 226. Jahrgang, 2000, S. 231–241.
  3. R Rieger, P Ladurner: The significance of muscle cells for the origin of mesoderm in Bilateria. In: Integrative Comparative Biology. 43. Jahrgang, 2003, S. 47–57, doi:10.1093/icb/43.1.47.
  4. http://evolution.unibas.ch/scharer/research/current_research/macrostomum_overview.html Evolutionary Research on Macrostomum species at the Universität Basel
  5. S Mouton, M Willems, BP Braeckman, B Egger, P Ladurner, L Schärer, G Borgonie: The free-living flatworm Macrostomum lignano: A new model organism for ageing research. In: Experimental Gerontology. 44. Jahrgang, Nr. 4, 2009, S. 243–249, doi:10.1016/j.exger.2008.11.007, PMID 19111920.
  6. http://www.cmk.uhasselt.be/english/onderzoek/groepen/biodiversiteit.asp#1 Eco-toxicology at Universität Hasselt
  7. http://www.macgenome.org/
  8. DB Vizoso, G Rieger, L Schärer: Goings-on inside a worm: functional hypotheses derived from sexual conflict thinking. In: Biological Journal of the Linnean Society. 99. Jahrgang, Nr. 2, 2010, S. 370–383, doi:10.1111/j.1095-8312.2009.01363.x.
  9. http://evolution.unibas.ch/scharer/research/current_research/macrostomum_mating_behaviour.html
  10. http://www.macgenome.org/neoblasts.html
  11. a b c http://evolution.unibas.ch/scharer/research/current_research/macrostomum_overview.html Unpublished data, Evolutionary Research on Macrostomum species at the Universität Basel

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Macrostomum lignano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien