Magnussonit

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Magnussonit
Hausmannit-Dolomit-Erz mit Magnussonit (grün) und Allaktit (dunkelrosa) aus der Typlokalität Långban, Schweden (Gesamtgröße: 7,0 cm × 6,5 cm × 2,0 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1984 s.p.[1]

IMA-Symbol

Mnu[2]

Chemische Formel
  • Mn2+10As3+6O18(OH,Cl)2[3]
  • Mn2+10[(OH,Cl)2|(As3+O3)6][4]
  • Mn2+18[As3+6Mn1+O18]2Cl2[5]
  • (Mn,Mg,Cu)5(AsO3)3(OH,Cl).[6]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/J.04
IV/J.04-030

4.JB.15
46.01.18.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Ia3d (Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230
Gitterparameter a = 19,68 Å[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4[7]
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,14 bis 4,49; berechnet: 4,55 bis 4,62[7]
Spaltbarkeit fehlt
Bruch; Tenazität muschelig;[7] spröde[8]
Farbe grasgrün bis smaragdgrün, blaugrün bis hellolivgrün, bräunlichorange bis tiefrot[7][4]
Strichfarbe weiß bis blassgrün[4]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Harzglanz
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,980(5)[7] bis 1,983[9]
Doppelbrechung keine, da optisch isotrop, bei anomaler Doppelbrechung 0,001[7]
Optischer Charakter anomal einachsig negativ[7]

Magnussonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung Mn2+10[(OH,Cl)2|(As3+O3)6][4] und damit chemisch gesehen ein mit den Oxiden verwandtes Mangan-Arsenit mit zusätzlichen Chlor- oder Hydroxidionen.

Magnussonit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur mikroskopisch kleine Kristalle und findet sich daher entsprechend meist in Form feinkörniger, krustiger Überzüge und Rissfüllungen sowie als körnige bis derbe Aggregate. Das Mineral ist durchsichtig bis durchscheinend und zeigt auf den Oberflächen der grasgrünen, smaragdgrünen, blaugrünen, hellolivgrünen oder bräunlichorangen bis tiefroten Kristalle einen glasähnlichen Glanz. In Aggregatform ist der Glanz dagegen matter und erscheint eher harzähnlich. Auf der Strichtafel hinterlässt Magnussonit einen weißen bis blassgrünen Strich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensgeber Nils Harald Magnusson (1944)

Erstmals entdeckt wurde Magnussonit in der Mangan-Eisen-Lagerstätte Långban (Gemeinde Filipstad) in der schwedischen Provinz Värmlands län. Die Erstbeschreibung erfolgte 1956 durch Olof Erik Gabrielson, der das Mineral nach dem schwedischen Lagerstättenkundler und ehemaligem Direktor der Geological Survey of Sweden Nils Harald Magnusson benannte.[8] Die Analyse des Minerals wurde von R. Blix durchgeführt, der die Zusammensetzung mit (Mn,Mg,Cu)5(AsO3)3(OH,Cl) ermittelte.[6]

Nach neueren Analysen durch Pete J. Dunn und Robert A. Ramik an Proben aus der Typlokalität Långban wurde die chemische Formel 1984 neu definiert zu Mn10As3+6O18(OH,Cl)2,[10] was in der kristallchemischen Strukturformelschreibweise der Angabe Mn2+10[(OH,Cl)2|(As3+O3)6][4] entspricht.

Typmaterial des Minerals wird im Naturhistoriska riksmuseet (deutsch Naturhistorisches Reichsmuseum) in Stockholm (Schweden) unter der Katalog-Nr. g32215,[11] im Natural History Museum in London (England) und der Katalog-Nr. 1963,233 sowie an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts, USA) unter den Katalog-Nr. 106140 und 106337 aufbewahrt.[7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Magnussonit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (einschließlich Arsenite, Sulfite, Selenite, Tellurite und Iodate) und dort zur Abteilung der „Arsenite (mit As3+)“, wo er zusammen mit Armangit, Cafarsit, Ekatit, Tooeleit und Zimbabweit die unbenannte Gruppe IV/J.04 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Magnussonit ebenfalls in die Klasse der „Oxide“ und dort in die Abteilung der „Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite; Iodate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und Kristallwasser in der Formel, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Arsenite, Antimonite, Bismutite; mit zusätzlichen Anionen, ohne H2O“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.JB.15 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Magnussonit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate, und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Basische oder Halogen-haltige Antimonite, Arsenite und Phosphite“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 46.01.03 innerhalb der Unterabteilung „Basische oder Halogen-haltige Antimonite, Arsenite und Phosphite mit (AB)m(XO3)pZq“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neu definierte, idealisierte chemische Zusammensetzung Mn10As3+6O18(OH,Cl)2 bei einem Verhältnis von (OH) : Cl = 0,75 : 0,25 besteht aus rund 41,30 % Mangan (Mn), 33,80 % Arsen (As), 23,46 % Sauerstoff (O), 0,11 % Wasserstoff (H) und 1.33 Chlor (Cl).

Die erste Analyse der Mineralproben aus Långban ergab allerdings geringe Beimengungen von Magnesium und Kupfer und die Neuanalyse durch Dunn und Ramik ergab zusätzlich Beimengungen von Eisen und Calcium. Die empirische Zusammensetzung errechnet sich damit auf der Basis von 6 Arsenatomen zu (Mn9,18Cu0,38Fe0,22Ca0,16Mg0,07)Σ=10,01As3+6,00O17,79((OH)2,19Cl0,26)Σ=2,45 mit der entsprechend idealisierten Zusammensetzung Mn10As3+6O18(OH,Cl)2.[10]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magnussonit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230 mit dem Gitterparameter a = 19,68 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Die Kristallstruktur von Magnussonit besteht aus kanten- und eckenverknüpften MnO8-Würfeln, trigonalen MnO6-Prismen, MnO6-Oktaedern und AsO3-Dreiecken, die zusammen ein Gerüst mit großen Hohlräumen bilden. Diese Hohlräume nehmen Mn1+ und Cl auf, wobei Mn1+ von je sechs As-Atomen umgeben ist.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An seiner Typlokalität im schwedischen Långban bildete sich Magnussonit in einem metamorphisierten Eisen-Mangan-Erzkörper, wo er in Paragenese mit Calcit, Dixenit, Dolomit, Hämatit, Hausmannit, Trigonit und manganhaltigen Serpentinen auftritt.

Magnussonit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, die nur in wenigen Proben bekannt wurden. Neben Långban konnte das Mineral in Schweden noch in der ebenfalls zur Gemeinde Filipstad gehörenden Mangangrube Brattfors bei Nordmark, wo als weitere Begleitminerale Katoptrit, Magnetit, Manganosit und Sonolith hinzutraten, sowie in der Erzgrube Garpenberg Norra bei Garpenberg in der zur Provinz Dalarnas län gehörenden Gemeinde Hedemora gefunden werden.[12]

Der bisher einzige weitere bekannte Fundort ist die Sterling Mine bei Sterling Hill nahe Ogdensburg im Sussex County des US-Bundesstaates New Jersey. Hier trat Magnussonit mit Franklinit, Kraisslit, Willemit und Zinkit vergesellschaftet auf.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • O. Gabrielson: Magnussonite, a new arsenite mineral from the Långban mine in Sweden. In: Arkiv för Mineralogi och Geologi. Band 2, 1956, S. 133–135 (englisch).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 42, 1957, S. 580–586 (englisch, rruff.info [PDF; 628 kB; abgerufen am 10. November 2018]).
  • Paul B. Moore, Takaharu Araki: Magnussonite, manganese arsenite, a fluorite derivative structure. In: American Mineralogist. Band 64, 1979, S. 390–401 (englisch, rruff.info [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 10. November 2018]).
  • Pete J. Dunn, Robert A. Ramik: Magnussonite, new chemical data, an occurrence at Sterling Hill, New Jersey, and new data on a related phase from the Brattfors mine, Sweden. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 800–802 (englisch, rruff.info [PDF; 319 kB; abgerufen am 11. November 2018]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Magnussonite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2020. (PDF; 2,44 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2020, abgerufen am 1. Mai 2020 (englisch).
  4. a b c d e Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 266 (englisch).
  6. a b Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 42, 1957, S. 580–586 (englisch, rruff.info [PDF; 628 kB; abgerufen am 10. November 2018]).
  7. a b c d e f g h Magnussonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 71 kB; abgerufen am 1. Mai 2020]).
  8. a b Magnussonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. Mai 2020 (englisch).
  9. Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 981.
  10. a b Pete J. Dunn, Robert A. Ramik: Magnussonite, new chemical data, an occurrence at Sterling Hill, New Jersey, and new data on a related phase from the Brattfors mine, Sweden. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 800–802 (englisch, rruff.info [PDF; 319 kB; abgerufen am 11. November 2018]).
  11. Ellen Kooijman: Typmaterial von Magnussonit. In: nrm.se. Naturhistoriska riksmuseet, abgerufen am 1. Mai 2020.
  12. a b Fundortliste für Magnussonit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 1. Mai 2020.