Makatit

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Makatit
Büschel aus nadeligem Makatit aus den Steinbrüchen bei Aris im Khomashochland, Namibia (Gesamtgröße: 7,5 cm × 3,9 cm × 1,7 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1969-003[1]

IMA-Symbol

Mkt[2]

Andere Namen
  • Unnamed (MSH UK-66)
Chemische Formel Na2[Si4O8(OH)2]·4H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/G.05
VIII/G.05-020

9.EE.45
74.03.05.02
Ähnliche Minerale Mesolith, Natrolith, Skolezit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe (Nr.) P21/c[3] (Nr. 14)
Gitterparameter a = 7,39 Å; b = 18,09 Å; c = 9,52 Å
β = 90,6°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte weich[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,97 bis 2,07; berechnet: [2,05][4]
Spaltbarkeit deutlich bis vollkommen parallel der Längsachse, {010}[4][5]
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Seidenglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,472 bis 1,475
nβ = 1,480
nγ = 1,487 bis 1,490[6]
Doppelbrechung δ = 0,015[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 70° (gemessen)[6]

Makatit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2[Si4O8(OH)2]·4H2O[3] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natrium-Silikat. Strukturell gehört es zu den Schichtsilikaten.

Makatit entwickelt nadelige bis prismatische, gestreifte Kristalle bis etwa einen Zentimeter Länge mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die meist zu faserigen oder radialstrahligen bis sphärolithischen Mineral-Aggregaten verbunden sind. In reiner Form ist Makatit farblos und durchsichtig.[7] Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund der überwiegend polykristallinen Ausbildungsformen erscheint er jedoch im Allgemeinen durchscheinend weiß und zeigt einen eher seidenähnlichen Glanz oder ist matt. Sehr selten nimmt er durch Fremdbeimengungen auch eine blasse, bläulichweiße oder grünlichweiße Farbe an.

Besondere Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makatit (weiß) und Pektolith (schwach bläulichweiß) im Tageslicht und unter UV-Licht

Unter UV-Licht zeigen manche Makatite eine grünlichweiße Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern. Makatit lässt sich damit unter anderem von dem recht ähnlich aussehenden, jedoch rot- bis blauviolett fluoreszierenden Pektolith unterscheiden.

Verwechslungsgefahr aufgrund ähnlicher Farbe und Kristallgestalt besteht zudem mit Mesolith und Natrolith, die jedoch orthorhombisch kristallisieren und keine Fluoreszenz aufweisen, sowie mit Skolezit, der allerdings gelb bis braun fluoresziert.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt wurde Makatit in Anlehnung an seinen Natriumgehalt nach dem Massai-Wort „emakat“ (mä’kătit), was Soda bzw. Natron bedeutet.[8]

Erstmals entdeckt wurde das Mineral 1968 durch Richard L. Hay in Gesteinsproben, die einem Bohrkern am Magadisee entnommen wurden, der aus einer Tiefe von 94 ft (ca. 28,65 m) entnommen wurde. Der Magadisee ist ein Natronsee und liegt im östlichen Arm des Ostafrikanischen Grabens in Kenia. Wissenschaftlich beschrieben und benannt wurde Makatit 1970 durch Richard A. Sheppard, Arthur J. Gude und Richard L. Hay.[8]

Das Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History in Washington, D.C., USA aufbewahrt (Katalog-Nr. 122170, 122171).[4]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Makatit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Übergangsstrukturen zwischen Ketten- und Schichtsilikaten“, wo er zusammen mit Searlesit und Silinait die unbenannte Gruppe VIII/G.05 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Makatit zwar auch in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Schichtstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Einfache tetraedrische Netze aus 6-gliedrigen Ringen, verbunden über oktaedrische Netze oder Bänder“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.EE.45 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikate: modulierte Lagen“ ein. Hier ist er zusammen mit Natrosilit, Searlesit und Silinait in der „Natrium-Schichtsilikate“ mit der System-Nr. 74.03.05 innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: modulierte Lagen mit verbundenen Streifen“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makatit (schwach Grünlichweiß) und Zakharovit (Senfgelb) aus der Grube Demix-Varennes, Québec, Kanada (Sichtfeld ≈ 6⅔ mm × 4⅓ mm)
Langfaseriger, schwach bläulichweißer und seiden glänzender Makatit aus der Grube Demix-Varennes, Québec, Kanada (Sichtfeld 4,5 mm × 6,8 mm)

Makatit bildet sich durch chemische Sedimentation in Evaporiten, wo er je nach Fundort in Paragenese unter anderem mit Aegirin, Anorthoklas, Erionit, Eudialyt, Gaylussit, Lovozerit, Magadiit, Natrolith, Shkatulkalit, Sodalith, Steenstrupin, Trona, Ussingit, Varennesit, Vuonnemit, Zakharovit auftritt.

Als sehr seltene Mineralbildung wurde Makatit nur in wenigen Proben aus weniger als 10 Fundorten bekannt. Seine Typlokalität Magadisee, an dem auch die Minerale Kenyait und Magadiit erstmals entdeckt wurden (H. P. Eugster, 1967),[9] ist dabei der bisher einzige Fundort in Kenia.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Steinbrüche Poudrette am Mont Saint-Hilaire und Demix-Varennes bei Saint-Amable (Gemeinde Marguerite-D’Youville, ehemals Lajemmerais) in der kanadischen Provinz Québec, der Höwenegg-Steinbruch bei Immendingen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, die bei Aris-Steinbrüche im Khomashochland von Namibia sowie der Kukiswumtschorr in den Chibinen und der Alluaiw im Lowosero-Tundra-Massiv auf der russischen Halbinsel Kola.[10]


Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makatit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 7,39 Å; b = 18,09 Å; c = 9,52 Å und β = 90,6° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard A. Sheppard, Arthur J. Gude, Richard L. Hay: Makatite, a new hydrous sodium silicate mineral from Lake Magadi, Kenya. In: American Mineralogist. Band 55 (1970), S. 358–366 (PDF 537,7 kB)
  • H. Annehed, L. Fälth, F. J. Lincoln: Crystal structure of synthetic makatite Na2Si4O8(OH)2·4H2O. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 159 (1982), S. 203–210 (PDF 694,3 kB; ab S. 11)
  • N. V. Zubkova, I. V. Pekov, D. Y. Pushcharovsky: A review of crystal chemistry of natural silicates of alkaline elements in the light of new structural data. In: Mineralogical Magazine. Band 78 (2014), S. 253–265

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Makatite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 683.
  4. a b c d Makatite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 72,5 kB)
  5. Webmineral - Makatite
  6. a b c Mindat - Makatite
  7. Mindat - Bildbeispiel von farblosen und durchsichtigen Makatitkristallen
  8. a b Richard A. Sheppard, Arthur J. Gude, Richard L. Hay: Makatite, a new hydrous sodium silicate mineral from Lake Magadi, Kenya. In: American Mineralogist. Band 55 (1970), S. 358–366 (PDF 537,7 kB)
  9. Mindat - Typlokalität Lake Magadi, South Rift Valley, Rift Valley Province, Kenya
  10. Fundortliste für Makatit beim Mineralienatlas und bei Mindat