Manfred Inger

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Manfred Inger (* 1. Jänner 1907 in Wien; † 25. Juli 1984 ebenda; Geburtsname: Manfred Ignacz, im Exil in den USA zu Fred Lorenz geändert) war ein österreichischer Theater- und Filmschauspieler und Kabarettist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manfred Inger wurde 1907 als Sohn von Ludwig Ignacz und Emma Friedmann in Wien geboren. Er besuchte in Wien Volks- und Realschule, anschließend die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und die Kunstakademie. Ein erstes Engagement fand er von 1927 bis 1932 am Theater Breslau. Anschließend war Inger Ensemblemitglied des Raimundtheaters, des Volkstheaters und des Theaters an der Wien (Kammerspiele).[1][2] Zudem gehörte Inger dem Ensemble des Wiener Kabaretts Literatur am Naschmarkt an.[3] Wegen seiner jüdischen Herkunft[4] musste Inger nach dem Anschluss Österreichs Wien verlassen. Ihm gelang zunächst die Flucht in die Niederlande.[5] Von dort reiste er anschließend in die Vereinigten Staaten, wo er den Namen Fred Lorenz annahm.[5]

In New York trat Inger 1939 in der Show From Vienna zusammen mit anderen österreichischen Exilkünstlern auf.[6] Gemeinsam mit Hanuš Burger und Hans Habe nahm er 1944 an der Invasion in der Normandie teil[7] und arbeitete für das State Department. So war er der Hauptsprecher beim Sender 1212 in Luxemburg sowie nach seiner Gründung Programmdirektor von Radio Frankfurt.[5] In den USA wirkte Inger später in den Filmen Gefangen von Max Ophüls und Der Spieler von Robert Siodmak als ungenannter Darsteller mit. Danach, im Jahr 1949, kehrte er nach Wien zurück.

In Wien fand Inger unter anderem Engagements am Theater in der Josefstadt und am Volkstheater. Auch als Kabarettist trat er wieder auf, so zum Beispiel im Jahr 1950 in der Kabarett-Revue Wir werden's überstehen im Kleinen Haus in der Liliengasse.[8] An den Hamburger Kammerspielen unter Ida Ehre feierte er 1955 einen großen Erfolg als Braver Soldat Schwejk in Thaddäus Trolls Dramatisierung des Romans von Jaroslav Hašek.[9] Von 1956 bis Anfang der 1960er Jahre war Inger am Schauspielhaus Düsseldorf engagiert.[1] Inger kehrte nach Wien zurück und wurde Ensemblemitglied des Burgtheaters. In der noch heute beachteten Burgtheater-Inszenierung von Molnárs Liliom (1963) spielte er unter der Regie von Kurt Meisel den Wolf Beifeld.[10] Er stand 1965 in John Osbornes Richter in eigner Sache in der Inszenierung von Ulrich Erfurth neben Curd Jürgens und Susi Nicoletti auf der Bühne.[11] Inger war auch bei den Salzburger Festspielen zu sehen, so als Robert Seicht in Die lustigen Weiber von Windsor unter der Regie von Rudolf Steinboeck.[12]

Seit 1949 wirkte Manfred Inger in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Zusammen mit anderen ehemaligen österreichischen Exilkünstlern[5] spielte er 1952 in der österreichisch-amerikanischen Koproduktion Abenteuer in Wien sowie in derer amerikanischen Version Stolen Identity mit. In dem ersten Durbridge-Mehrteiler des deutschen Fernsehens Der Andere war er als Harry Vincent zu sehen. In den 1960er Jahren wirkte er in einigen Fernsehfilmen des Regisseurs Michael Kehlmann mit, so etwa 1961 in Jack Mortimer, 1963 in Der grüne Kakadu, 1965 in Radetzkymarsch nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth und 1969 in Das Trauerspiel von Julius Caesar. Einem breiteren Publikum wurde Inger durch seine Mitwirkung in der populären Fernsehserie Hallo – Hotel Sacher … Portier! bekannt, in der er an der Seite von Fritz Eckhardt und Maxi Böhm in 21 Folgen den Portier Breuer spielte. Zuletzt war Inger in einer Episodenhauptrolle in der Folge Mordkommando der Fernsehreihe Tatort um den Wiener Oberinspektor Marek (Fritz Eckhardt) sowie in der Fernsehserie Ringstraßenpalais als Pepi Baron Stessl zu sehen.

Manfred Inger starb am 25. Juli 1984 in Wien.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Johann Caspar Glenzdorf: Glenzdorfs internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Band 2: Hed–Peis. Prominent-Filmverlag, Bad Münder 1961, DNB 451560744, S. 737.
  2. Ulrike Oedl. Das Exilland Österreich zwischen 1933 und 1938. Seite 18 auf sbg.ac.at abgerufen am 25. September 2012
  3. Literatur am Naschmarkt bei dem Projekt Theater- und Kinotopografie Wien, Verein artminutes Wien auf kinthetop.at abgerufen am 22. Februar 2011
  4. Begegnung mit Kortner 64 Herwig Lenau. Eine Bilanz. auf herwig-lenau.at abgerufen am 26. Juni 2020
  5. a b c d Viennoir (Memento vom 21. März 2005 im Internet Archive; PDF) Michael Omasta in stadt:leben:zukunft, Wiener wissenschaftstage’03, S. 8,10,11 auf europaforum.or.at abgerufen am 27. Juli 2020 (PDF)
  6. Ulrike Oedl. Theater im Exil – Österreichisches Exiltheater. Seite 15 auf literaturepochen.at (Universität Salzburg) abgerufen am 25. September 2012
  7. Vortrag über den Regisseur Hanus Burger (Memento vom 30. Januar 2016 im Internet Archive) auf munich.czechcentres.cz abgerufen am 22. Februar 2011
  8. Österreichisches Kabarettarchiv (Memento vom 19. März 2012 im Internet Archive) auf kabarettarchiv.at abgerufen am 27. Juli 2020
  9. C.E.L.: Braver Soldat Schwejk in: Die Zeit Nr. 39/1955 vom 29. September 1955 Seite 4 auf zeit.de abgerufen am 22. Februar 2011
  10. Edition Burgtheater (Memento vom 2. März 2014 im Internet Archive): Liliom auf burgtheater.at abgerufen am 22. Februar 2011
  11. Das Neuste aus der Welt der Bühne. (PDF) Hamburger Abendblatt, 2. Oktober 1965, abgerufen am 21. Mai 2023.
  12. Archiv der Salzburger Festspiele abgerufen am 25. September 2012