Mangaïzé

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Karte
Lage von Mangaïzé in Niger

Mangaïzé (auch: Mangaïsé) ist ein Dorf in der Landgemeinde Tondikiwindi in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das von einem traditionellen Ortsvorsteher (chef traditionnel) geleitete Dorf befindet sich rund 25 Kilometer nordwestlich des Hauptorts Tondikiwindi der gleichnamigen Landgemeinde, die zum Departement Ouallam in der Region Tillabéri gehört. Zu den größeren Dörfern in der Umgebung von Mangaïzé zählt Tondi Koirey im Westen.[1] Mangaïzé liegt auf einer Höhe von 238 m[2] und wird zur Sahelzone gerechnet.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Innenminister Malis und Nigers, Abdourahamane Maïga und Amadou Fiti Maïga, vereinbarten 1983 die Errichtung einer Zollaußenstelle in Mangaïzé. Dadurch sollte es ermöglicht werden, offizielle Routen für Viehwanderungen aus Mali auf nigrischen Staatsgebiet über den Ort verlaufen zu lassen.[4] In einem nigrisch-malischen Abkommen von 1988 wurden dann sieben solcher Routen festgelegt, von den drei über Mangaïzé führten, die ihre Endpunkte in Dioundiou, Gaya und Zaziatou hatten.[5]

Sesshafte Zarma töteten 2008 in den Dörfern Mangaïzé, Tingara und Tongo Tongo acht und im Dorf Siné Godar zwei nomadische Fulbe.[6]

Flüchtlingslager Mangaïzé im Jahr 2013

Der UNHCR errichtete in Mangaïzé im Mai 2012 für wegen des Konflikts in Nordmali Vertriebene ein Flüchtlingslager mit einer Kapazität von bis zu 10.000 Bewohnern. Flüchtlinge aus den provisorischen Lagern in Banibangou und Siné Godar wurden im Februar 2013 hierher verlegt.[7] Ärzte ohne Grenzen eröffneten im Mai 2013 nach einem Cholera-Ausbruch hier und in Ayérou jeweils ein Behandlungszentrum.[8] Im Flüchtlingslager Mangaïzé lebten im Oktober 2013 auf einer Fläche von 36 Hektar 7407 Menschen, darunter 1831 Nigrer, die zuvor in Mali ansässig waren. Sie kamen vor allem aus Ménaka, ferner aus Andéramboukane und Gao in Mali. In ethnischer Hinsicht handelte es sich zu 82 % um Tuareg und zu 9 % um Songhai.[7]

Bei einem Anschlag auf das Flüchtlingslager durch unbekannte Angreifer wurden am 30. Oktober 2014 neun Sicherheitskräfte getötet.[9] In Mangaïzé wurden auch Binnenflüchtlinge aus Niger aufgenommen, so im Sommer 2020 mehr als 2500 Menschen, die wegen der unsicheren Lage aus der Gegend von Zaroumbey Darey geflohen waren.[10]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte Mangaïzé 3669 Einwohner, die in 456 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 2816 in 291 Haushalten[11] und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 2057 in 320 Haushalten.[12]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der bedeutende Viehmarkt von Mangaïzé wird von Züchtern frequentiert, die hier Vieh für den weiteren Handel verkaufen.[13] Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist ein Gesundheitszentrum im Dorf vorhanden.[14] Der CEG Mangaïzé ist eine Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général.[15] Mangels entsprechender baulicher Infrastruktur findet der Schulunterricht im Dorf in Strohhütten statt.[16] Die Niederschlagsmessstation in Mangaïzé liegt auf 250 m Höhe und wurde 1959 in Betrieb genommen.[17]

Von Mangaïzé führt die 27,2 Kilometer lange Landstraße RR6-003 zur Nationalstraße 24 im Gemeindehauptort Tondikiwindi. Mit dem Dorf Tilloa ist Mangaïzé über die 45 Kilometer lange Route 673, eine einfache Piste, verbunden.[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mangaïzé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 489, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Julien Rechenmann: Catalogue des stations gravimétriques réoccupables en Afrique Occidentale. Mesures effectuées de 1953 à 1965. ORSTOM, Bondy 1966, S. 98 (core.ac.uk [PDF; abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  3. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  4. Communiqué conjoint sur les entretiens nigéro-maliens portant sur le transit du bétail malien à travers le territoire nigérien. Niamey 12. März 1983 (ambniger-mali.org [PDF; abgerufen am 15. März 2023]).
  5. Protocole d’accord en matière de transit de bétail entre la République du Niger et la République du Mali. Bamako 12. Juli 1988 (leap.unep.org [PDF; abgerufen am 15. März 2023]).
  6. Harouna Abarchi: Niger. In: Kathrin Wessendorf (Hrsg.): The Indigenous World 2009. The International Work Group for Indigenous Affairs (IWGIA), Kopenhagen 2009, ISBN 978-87-91563-57-7, S. 446.
  7. a b Mangaize Refugee Camp. (PDF) UNHCR, Oktober 2013, archiviert vom Original am 8. November 2014; abgerufen am 3. Januar 2021 (englisch).
  8. MSF treats cholera patients. Ärzte ohne Grenzen, 23. Mai 2013, abgerufen am 3. Januar 2021 (englisch).
  9. Niger: neuf membres des forces de sécurité tués dans des attaques. Radio France Internationale, 31. Oktober 2014, abgerufen am 3. Januar 2021 (französisch).
  10. Niger : Rapport d’Evaluation Rapide de Protection Site de Mangaizé, commune rurale de Tondikiwindi. Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, 28. August 2020, abgerufen am 3. Januar 2021 (französisch).
  11. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  12. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 247 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  13. Zakary Rhissa: Revue du secteur de l’élevage au Niger. Rapport provisoire. (PDF) Ministère de l’Elevage, des Pêches et des Industries Animales, République du Niger, Februar 2010, S. 106, abgerufen am 19. Oktober 2020 (französisch).
  14. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 29. Oktober 2020 (französisch).
  15. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  16. Cartographie des Risques de Protection – Région de Tillabéri. (PDF) Danish Refugee Council, Dezember 2018, S. 20, abgerufen am 23. März 2021 (französisch).
  17. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 9 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
  18. Sahia Ibrahim Baoulé Balarabé, Seyni Soumana Samba, Guillaume Poirel: Annuaire Statistique du Ministère de l’Équipement 2016–2020. Edition 2021. Annexe 1: Répertoire des routes. (PDF) Institut National de la Statistique (INS) du Niger, November 2021, S. 65–73, archiviert vom Original am 26. Januar 2023; abgerufen am 3. Oktober 2023 (französisch).

Koordinaten: 14° 41′ N, 1° 57′ O