Siné Godar

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Karte
Lage von Siné Godar in Niger

Siné Godar (auch: Sinégadar, Sinégodar, Sinégodrar, Chinagodar, Chinagoder und Chinagodrar) ist ein Dorf in der Landgemeinde Banibangou in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das von einem traditionellen Ortsvorsteher (chef traditionnel) geleitete Dorf liegt etwa 37 Kilometer nordöstlich des Hauptorts der Landgemeinde Banibangou, die zum gleichnamigen Departement Banibangou in der Region Tillabéri gehört.[1] Die Siedlung ist wie die gesamte Gemeinde Banibangou Teil der Übergangszone zwischen Sahara und Sahel.[2]

Siné Godar ist ein Grenzort zu Mali. Auf der anderen Seite der Grenze liegt der Ort Andéramboukane.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kämpfer in Siné Godar (2021)

Sesshafte Zarma töteten 2008 im Dorf Siné Godar zwei und in den Dörfern Mangaïzé, Tingara und Tongo Tongo acht nomadische Fulbe.[3] Im Zuge des Konflikts in Nordmali entstand bei Siné Godar ein provisorisches Flüchtlingslager, das im Februar 2012 etwa 7000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland beherbergte, das Vielfache der Einwohnerzahl des Dorfs. Die UNICEF organisierte Trinkwasser.[4] Im März 2012 wurden über 2000 Personen in das betreute Flüchtlingslager von Abala transferiert. Der Großteil der Flüchtlinge, der nach Ouallam gebracht werden sollte, zog es vor, im grenznahen Siné Godar zu bleiben.[5] Im Juni 2018 wurden noch 124 Flüchtlingshaushalte bei 526 einheimischen Haushalten gezählt.[6]

Besonders in den Grenzgebieten zu Mali und Burkina Faso wurde die Region Tillabéri seit 2018 regelmäßig von gewalttätigen Angriffen nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen heimgesucht.[7] Bei einem Terrorangriff auf den Militärposten von Siné Godar am 9. Januar 2020 wurden laut Angaben der nigrischen Regierung 89 Soldaten und 77 Terroristen getötet.[8] Am 15. März 2021 griffen nicht identifizierte bewaffnete Gruppen vier Fahrzeuge an, die Passagiere vom Wochenmarkt im Hauptort Banibangou zurück nach Siné Godar und in das Nachbardorf Darey Tinni bringen sollten, und töteten 58 Personen. Daraufhin wurde eine dreitägige Staatstrauer ab 17. März 2021 angeordnet.[9] Der Angriff einer bewaffneten Gruppe auf das in der Gemeinde Abala gelegene Dorf Aboyak Kimba am 19. Dezember 2022, bei dem zwei Dorfbewohner getötet wurden und Vieh gestohlen wurde, löste im Umkreis eine massive Fluchtbewegung aus. Auch aus Siné Godar flüchteten Menschen in den Gemeindehauptort Abala.[10]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte Siné Godar 1766 Einwohner, die in 246 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 821 in 85 Haushalten[11] und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 909 in 134 Haushalten.[12]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dorf gibt es einen Markt und eine Moschee sowie eine Grundschule und eine einfache Krankenstation (case de santé).[6] Das nigrische Unterrichtsministerium richtete 1979 landesweit 14 Schulkantinen ein, darunter eine für Kinder in Siné Godar.[13] Diese wurde 1996 in ein mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen durchgeführtes Projekt für Schulkantinen in von Ernährungsunsicherheit betroffenen Zonen aufgenommen.[14]

Durch Siné Godar verläuft die 294,7 Kilometer lange Nationalstraße 24 zwischen der Hauptstadt Niamey und der Staatsgrenze zu Mali. Es handelt sich in diesem Abschnitt um eine moderne Erdstraße.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Siné Godar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 422, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  3. Harouna Abarchi: Niger. In: Kathrin Wessendorf (Hrsg.): The Indigenous World 2009. The International Work Group for Indigenous Affairs (IWGIA), Kopenhagen 2009, ISBN 978-87-91563-57-7, S. 446.
  4. Nicole Lawrence: The Sahel: Fleeing from conflict at home, Malian refugees find a food crisis in Niger. OCHA, 16. Februar 2012, abgerufen am 10. Januar 2020 (englisch).
  5. Niger Bulletin d’Information Humanitaire Nr. 11/2012. (PDF) OCHA, 2012, S. 1, abgerufen am 10. Januar 2020 (französisch).
  6. a b Rapport – première évaluation EHA sur le site de déplacés de Sinégodar, commune de Banibangou, région de Tillabéri. Mission réalisée le 1er Juin 2018 hrsg=ACTED. (PDF) 2018, S. 2 und 9, abgerufen am 10. Januar 2020 (französisch).
  7. ECHO Daily Flash. European Commission – Directorate General for Humanitarian Aid and Civil Protection, 17. März 2021, abgerufen am 17. März 2021 (englisch).
  8. Le Gouvernement décide d’un deuil national de 72 heures, à compter du lundi 13 janvier 2020, et appelle la population à plus de vigilance, de sérénité et d’unité. In: Niger Diaspora. 13. Januar 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Januar 2020; abgerufen am 13. Januar 2020 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nigerdiaspora.net
  9. Communiqué Du Gouvernement Relatif À L’attaque Barbare Ayant Coûté La Vie À 58 Personnes Dans La Zone De Banibangou (Région De Tillabéri) : Le Gouvernement Décrète Un Deuil National De Trois Jours À Compter Du Mercredi 17 Mars 2021. In: Le Sahel. 17. März 2021, abgerufen am 17. März 2021 (französisch).
  10. Rapport d’Evaluation Rapide de Protection Site d’Abala, Département d’Abala, commune d’Abala – du 4 au 5 Janvier 2022. (PDF) International Rescue Committee, 17. Februar 2022, abgerufen am 18. November 2023 (französisch).
  11. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  12. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 248 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  13. Arrêté n°068/MEN/DSF/SCS du 14 novembre 1979, portant ouverture de cantines scolaires. Ministère de l’Education Nationale, République du Niger, 14. November 1979 (men.ne [abgerufen am 15. Dezember 2022]).
  14. Arrêté n°276/MEN/DAF/2445/IV du 21 octobre 1996, portant création de cantines scolaires en milieu nomade et transhumant. Ministère de l’Education Nationale, République du Niger, 21. Oktober 1996 (men.ne [abgerufen am 15. Dezember 2022]).
  15. Sahia Ibrahim Baoulé Balarabé, Seyni Soumana Samba, Guillaume Poirel: Annuaire Statistique du Ministère de l’Équipement 2016–2020. Edition 2021. Annexe 1: Répertoire des routes. (PDF) Institut National de la Statistique (INS) du Niger, November 2021, S. 65–73, archiviert vom Original am 26. Januar 2023; abgerufen am 3. Oktober 2023 (französisch).

Koordinaten: 15° 14′ N, 3° 0′ O